0277 - Im Penthouse der Angst
selbst angefertigte Hinweisschilder, die durch den Wirrwarr der Gänge führen sollten. Suko nahm sich die Zeit, um sich zu informieren und zu orientieren.
Er hatte sich auch genau den Raum gemerkt, in dem John Sinclair um sein Leben kämpfte. Der konnte hier allerdings nicht liegen, denn John war von Beton- und nicht von Steinwänden umgeben gewesen. Demnach mußte es eine Verbindung zwischen den beiden Kellern geben. Und die wollte er finden.
Der Inspektor ging methodisch vor, als er den Keller durchsuchte. Dennoch war er schnell, benutzte vor allen Dingen die Hauptgänge und fand schließlich, was er suchte.
Eine offene Luke. Neben ihr lag eine Eisenklappe. Dicht davor blieb Suko stehen, schaute nach unten, sah die Leiter und nahm auch den widerlichen Geruch wahr, der ihm da entgegenströmte.
Er erinnerte ihn an allmählich verbrennende Kohle.
Obwohl er nichts Genaues erkennen konnte, war ihm klar, daß er die Leiter hinunter mußte.
Suko beeilte sich, wobei er das Gefühl hatte, in eine andere Welt zu gelangen.
Es war die Welt der Kanäle, die des Moders, der Verwesung, des Abfalls und des Todes…
Schreie vernahm der Inspektor, schrille, wimmernde Klänge, und Suko hatte sich die Richtung gemerkt, so daß er sehr schnell die niedrige Tür sah, die zum Glück offen stand.
Aus ihr drang in dünnen Fahnen der schwarze Rauch.
Suko befand sich am Ziel!
***
Es war eine schrecklich lange Sekunde. Ich sah die weißen Augen über dem Blasrohr und wußte, daß dieser Mann den Tod für mich vorprogrammiert hatte.
Dieses alles zu erkennen, glich einem gezackten Blitzstrahl, der in mein Gehirn fuhr, und ich reagierte dementsprechend. Die rechte Faust mit der Beretta wuchtete ich vor. Der schwarze Stahl verschwand in einer weichen Masse, drückte sich durch. Ich vornahm das Ächzen und sah, wie sich das Gesicht über dem Blasrohr zu einer Grimasse verzerrte. Sogar die Hand fiel nach unten, das gefährliche Blasrohr kippte und entließ den Pfeil, der wirkungslos zwischen uns zu Boden fiel.
Dann brach der Mann zusammen.
Ich duckte mich ebenfalls, denn die hohe Rückenlehne des Throns gab mir eine vorzügliche Deckung.
Shokasta wimmerte noch immer. Er hatte schwer zu leiden. Doch solange seine Diener nicht ausgeschaltet waren, konnte ich mich um ihn nicht kümmern.
Etwas wischte an der Lehne rechts vorbei und hieb hinter mir gegen die Wand. Es war einer dieser kleinen höllisch gefährlichen Pfeile, die zum Glück das Ziel nicht getroffen hatten.
So atmete ich auf.
Im nächsten Augenblick gerieten die schwarzen Wolken in Bewegung. Ein Schatten durchbrach sie, ich vernahm klatschende Geräusche, dumpfe Schreie und sah die wirbelnden Bewegungen von Armen und Beinen.
Dort kämpfte jemand.
Es gab nur einen, der sich auf diese Weise Platz schaffte. Mein Freund Suko.
Als ich seinen Namen rief, erhielt ich prompt Antwort. »All right, John, sie liegen hier.«
»Alle?«
»Ja.«
Ich tauchte wieder auf. Suko hatte einen Arm gehoben. Ich erkannte den Umriß meines Freundes und hörte ihn lachen. »Das hätten wir gerade noch geschafft.«
»Bis auf Shokasta«, dämpfte ich seinen Optimismus.
»Wo steckt er denn?«
Er lag neben dem Thron. Wir schauten auf ihn nieder und sahen, wie er verzweifelt versuchte, einem qualvollen Ende zu entrinnen.
Hatten wir ihn bisher als einen dicken, übermäßig fetten Menschen erlebt, so hatte sich dies nun verändert. Shokasta war dabei, sich zu verwandeln. Aus ihm wurde eine dicke schwarze Kugel, die sich immer weiter ausbreitete und seine Gliedmaßen schluckte. Seine Arme waren bereits nicht mehr zu sehen, das gleiche geschah mit den Beinen, und nun fing es am Kopf an, der ebenfalls von der Masse verschluckt wurde.
Er hatte sich den Fetisch zwischen die Zähne geklemmt. Die Augen waren weit aufgerissen. Sie leuchteten in dem dunklen Gesicht wie weiße Laternen, und als er uns sah, da drang ein Laut aus den Winkeln seines Mundes, der unbeschreiblich war.
Im nächsten Augenblick hörten wir ein Knirschen. Es ging uns unter die Haut, denn Shokasta hatte seinen Fetisch zerbissen. Der Griff fiel aus der Öffnung, während die Pfeile in seinem Rachen verschwanden.
Noch hielt er sich, bis eine andere Kraft stärker war, und da kippte er einfach um.
Die Kugel rollte nach hinten, sie veränderte sich gleichzeitig, nahm eine ovale Form an und verschlang den Kopf des Dämons Shokasta, als wollte er ihn nie wieder zurückgeben.
»Die Masse«, sagte Suko leise. »Sie hat es geschafft
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