0279 - Der Zauberer von Venedig
Ministerpräsident. »Daher ist es einfach für ihn, den Alptraumdämon von dort herüberzuholen.«
»Hast du je die Macht dieses Dämons gespürt, hoher Herr?« fragte Asmodis lauernd. Erstaunt verneinte Lucifuge Rofocale.
»Ich kenne deine Stärke, Gebieter!« erklärte Asmodis langsam. »Und ich habe LUZIFER in seiner höllischen Majestät geschaut. Doch selbst der große Kaiser wäre gegen Muurgh ein ernstzunehmender Gegner, wenn der Alptraumdämon die Macht des Tsat-hogguah ausspielt. Sei gewiß, daß Amun-Re jeden Diener der Hölle seinen verfluchten Kreaturen zum Fraß vorwirft, der sich nicht mit dem Sklavendasein abfindet.«
»Wenn wir ablehnen, gelingt es ihm vielleicht, andere Verbündete zu finden!« sinnierte Lucifuge Rofocale vor sich hin. »Was wäre, wenn er eine Allianz mit den MÄCHTIGEN einginge? Oder wenn er einen Weg fände, mit der DYNASTIE DER EWIGEN in Kontakt zu treten? Zauberer wie Amun-Re vernichtet man, oder man verbündet sich mit ihnen!«
»Dann gehen wir das Bündnis ein… zum Schein!« sagte Asmodis langsam. »So sind wir über die Pläne von Amun-Re informiert und können immer noch entscheiden, ob wir Zamorra aus dem Wege räumen. Bis jetzt wissen wir nicht viel über die Macht, die dem Amun-Re zu eigen ist. Sind wir aber erst einmal Partner, dann wird er uns einiges mitteilen müssen. Vielleicht finden wir eine Schwachstelle!«
»Dein Wort in LUZIFERS Ohr!« sagte Satans Ministerpräsident. »Doch du sprachst das aus, was ich dachte. Ich weiß sehr wohl, daß von solchen Verbündeten kein Dank zu erwarten ist. Und Zamorra hat das Bündnis gegen Amun-Re damals abgelehnt. Wir begehen vor der Schicksalswaage kein Unrecht, wenn wir mit dem Krakenthron ein Bündnis schließen!«
»Wen lassen wir mit Amun-Re in Verhandlung treten?« fragte Amodis. »Vielleicht Sanguinus?« Insgeheim hoffte der Fürst der Finsternis, den Blutdämon damit loszuwerden, der heimlich schon nach seiner Würde schielte.
»Nein, Asmodis! Solche Aufträge lege ich am liebsten in erfahrene und vertraute Hände, auf die ich mich verlassen kann!« erklärte Lucifuge Rofocale salbungsvoll. »In die deinigen!« kam es hinterher wie ein Peitschenschlag. Asmodis zuckte zusammen. Obwohl er diese Entscheidung vorausgeahnt hatte, traf es ihn doch mit der Wucht eines Keulenschlages.
»Ein Auftrag, der dir höchste Ehre einbringt!« setzte Satans Ministerpräsident hinzu.
»Oder meine Vernichtung!« murrte Asmodis.
»Denk doch an deinen Lieblingsspruch!« lächelte Lucifuge Rofocale böse. »Den Spruch, den du immer gebrauchst, wenn du unsere Heerscharen im Kampf gegen Zamorra dezimierst!«
»Mit Schwund muß man rechnen!« zitterte Asmodis den Spruch grimmig.
»Wenn du möchtest, werden wir dir auch eine Gedenktafel widmen!« grinste der Erzdämon höhnisch. »Und nun fahre hinauf in die Welt der Sterblichen, und nimm Kontakt mit Amun-Re auf. Es liegt an dir, wie gut unsere Sache bei dem Handel abschneidet. Und ob du mit heiler Haut wieder herauskommst. LUZIFER verlangt von jedem von uns, daß er seine Pflicht tut!«
Asmodis wußte, daß er den Auftrag nicht verweigern durfte, ohne mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen. Schon warf man ihm insgeheim vor, Professor Zamorra zu schonen und ihn nicht, mit aller Kraft zu bekämpfen. Damals, als die Ghouls ihn direkt in die Hölle vor die Satansklauen von Asmodis geschleift hatten, da hätte er ihn sofort töten müssen. Doch das Zaudern von Asmodis gab Nicole Duval die Zeit, Zamorra mit dem Ju-Ju-Stab zu Hilfe zu eilen. Und gegen die Kraft dieses uralten Fetisches war selbst der Kaiser LUZIFER machtlos.
Nun konnte er seine Loyalität gegenüber der Hölle beweisen, der er letztlich angehörte. Denn in vielen Dingen hatte sich Asmodis schon so etwas wie Anstand angewöhnt. Unbewußt entfernte er sich immer mehr dem Kernpunkt der Sache, die er eigentlich zu vertreten hatte.
Doch weder er noch Lucifuge Rofocale ahnten, wozu er seit den Tagen, als das Universum geboren wurde, ausersehen war. Ewig ist die Macht der Schicksalswaage. Das Gute darf nicht stärker werden als das Böse, und der Wächter der Schicksalswaage achtet peinlich darauf, daß die Macht des Guten nicht vom Bösen überrannt wird.
Daher hielten sich die Kräfte von Asmodis stets die Waage mit den Waffen, die Zamorra zur Verfügung standen. Oft genug hatten sie sich zum tödlichen Ringen gegenübergestanden. Gegner aber, die sich gut kennen, können sich zwar bis zur Vernichtung bekriegen, jedoch
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