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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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es Amun-Re zwar vor, einen toten Körper aus seiner letzten Ruhe zu erwecken und ihn in seine Dienste zu zwingen.
    Doch um eine großangelegte Offensive zu starten, benötigte man ein ganzes Heer von gefügigeren Wesen, die ohne Skrupel und ohne Furcht bedingungslos den Befehlen gehorchten.
    Eine Armee, die Amun-Re gerade schuf. Unter den Händen, die den Schlamm der Lagune kunstvoll kneteten, entstanden seltsam geformte Gliedmaße und bizarre Körperteile, in die Amun-Re kleine Aststückchen des Treibholzes stieß. Sofort verbanden sich der Schlick und das halb vermoderte Holz zu einer Einheit.
    Amun-Re war der Monster-Macher von Venedig…
    ***
    »Nacht und Nebel - niemand gleich!« hörte Professor Zamorra die Stimme von Carsten Möbius neben sich. Gleichzeitig spürte er, wie der Junge seine Hand ergriff. In den fischkalten Augen des Monsters malte sich so etwas wie Erstaunen.
    Professor Zamorra sah, daß Carsten Möbius ein unscheinbares, netzartig gewirktes Tuch über den Kopf gezogen hatte. Es war die Tarnkappe Alberichs. Dadurch, daß Carsten Körperkontakt mit ihm hatte, war auch er nun unsichtbar. Das gräßliche Wesen war für einen Augenblick verwirrt.
    Professor Zamorra erkannte seine Chance. Er zog Carsten Möbius, immer dicht an der Kabinenwand bleibend, aus dem Raum. Denn er wußte sehr gut, daß sich Wesen aus der Welt des Übersinnlichen auch nach dem Geruch oder dem Gehör richten konnten.
    Es galt, einen gehörigen Vorsprung zu erlangen. Denn den unglücklichen Venezianern, die ihnen eben noch nach dem Leben getrachtet hatten, konnte niemand mehr helfen.
    Vergeblich wehrten sie sich gegen die Monster der Lagune. Allmählich erstarben ihre Schreie.
    Professor Zamorra und Carsten Möbius spurteten über das Deck. Die Tarnkappe zog Möbius während des Laufes wieder ab und verstaute sie unter seine Jacke. Ein so kostbarer Gegenstand durfte während der überstürzten Flucht nicht verlorengehen. Und die Tarnkappe konnte am Kopf nicht befestigt werden. Der Wind würde sie sofort davonwehen.
    Doch die Flucht wurde jäh gestoppt. Die Monster waren nicht alleine gekommen. Geistesgegenwärtig zog Professor Zamorra den Jungen hinter eine mächtige Kiste, in der Bauteile verstaut waren. Kein ideales Versteck -doch für einen Augenblick nahm keins der Monster Notiz von ihnen.
    »Das sind ja Hunderte!« stieß Carsten Möbius hervor. »Und immer neue Schreckensgestalten kriechen aus dem Wasser des Hafenbeckens!«
    »Ich habe solche abnormen Wesen noch nie gesehen!« sagte Professor Zamorra leise. »Mit welchen Körpern mir die Dämonen der Schwarzen Familie auch entgegengetreten sind - in dieser Form würden sie mir nicht gegenübertreten. Wenn sich die Dämonen Teufel erschaffen wollten, würden sie ganz gewiß so aussehen!«
    »Wer kann so etwas Grauenvolles nur erfinden?« fragte Carsten Möbius, am ganzen Körper zitternd.
    »Dazu ist nur einer fähig. Und das macht mir auch klar, warum Merlins Stern nicht darauf reagiert. Auch du hast ihm schon gegenübergestanden!«
    »Amun-Re!« hauchte Carsten Möbius. »Wenn es ihm gelingt, solche Wesen zu erschaffen, müßte er mit ihrem gezielten Einsatz seine Pläne verwirklichen können!«
    »Sicher könnte er das!« nickte Professor Zamorra. »Nämlich dann, wenn seine Monster unverwundbar wären. Aber ich mußte feststellen, daß sie Schmerz empfinden, wenn sie von einem harten Gegenstand getroffen werden. Ich sah sie zurücktaumeln, wenn sie mit einem Stuhlbein zurückgeschlagen wurden. Wir sind also nicht chancenlos!«
    »Schade, daß Micha Ullich nicht hier ist!« sagte Carsten Möbius mit leisem Bedauern in der Stimme. »Der könnte sich jetzt mal wieder so richtig austoben.«
    »Ja, denn er hätte eine echte Chance«, nickte Professor Zamorra. »Denn die Monster empfinden zwar offensichtlich Schmerz bei Körpertreffern -doch sie werden weder dadurch vernichtet noch kampfunfähig. Micha mit seinem Schwert dagegen könnte uns jetzt ganz sicher einen Weg in die Freiheit bahnen.«
    »Denken wir mal nicht darüber nach, was sein würde - sondern was wird, wenn uns die Monster hier entdecken. Es sind zu viele, als daß wir ihnen entkommen könnten. Es sind gut sechshundert Meter bis zum Ausgang des Arsenals. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es, dorthin zu gelangen. Im Gewirr der Gassen von Venedig dürften wir eine Chance haben, den Ungeheuern zu entkommen!« Carsten Möbius machte ein besorgtes Gesicht.
    »Wir versuchen es noch einmal mit der Tarnkappe!«

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