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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Amun-Re diese Worte. Irgendwann stellte er fest, daß die Wirkung der Beschwörung eintrat.
    Der Schlamm, aus dem die Monsterfiguren geschaffen waren, begann sich allmählich zu heben und zu senken. Irgendwann setzte so etwas wie eine Atmung ein. Leben trat in die aus Muscheln geformten Augen und starrte willenlos den Meister an. Aus dem Rachen hervor drang ein grollendes Geräusch, ein sabberndes Schmatzen oder ein lispelnder Pfeiflaut, je nach der Art, wie das unheimliche Geschöpf Körpermasse besaß.
    Der Schlamm, aus dem die Ungeheuer geschaffen waren, hatte sich auf Befehl des Meisters mit Leben erfüllt. Oder war er schon vorher voll Leben gewesen, das Amun-Re nur erweckt hatte, um es sich dienstbar zu machen?
    Nur der Herrscher des Krakenthrones wußte um jenes riesenhafte, gallertartige Wesen, das sich einst zum Schlaf legte und über das die Zeit hinwegstrich, da ein Zauberschlaf es in seinem Bann hielt. Denn die Zeit für Wesen seiner Art war lange vorbei, und es hatte in dieser Welt genauso wenig Daseinsberechtigung mehr wie ein ausgestorbener Dinosaurier.
    Längst war eine Erdschicht über ihm angehäuft, als das Meer herandrängte und sich über das Wesen aus grauer Vorzeit legte. Die Veneter, die ihre Pfähle in die Substanz des unheimlichen Wesens trieben, ahnten nicht, auf welchem Grund sie gebaut hatten. Und der Zauberschlaf war so fest, daß diese seltsame Lebensform keinen Schmerz verspürte.
    Amun-Re hatte schon in seiner Zeit das Ganze für eine Legende gehalten. Damals, als er noch über Atlantis regierte, hatte er sich oft vorgenommen, nach diesem unheimlichen Wesen forschen zu lassen. Doch sein Tod hatte das vereitelt. So war das schlafende, gegenstandslose Leben vergessen worden.
    Nur zufällig hatte Amun-Re Spuren von Leben im Schlick der Lagune entdeckt. Dann war ihm die alte Legende wieder eingefallen. Nach vielen mißglückten Experimenten gelang es ihm, das Leben im Schlamm zu erwecken.
    Leben, das ihm in dieser Form jedoch noch nichts nützte. Denn dieses Leben hatte keine Bedürfnisse und keine Empfindungen. Es war nur einfach lebendig.
    Doch Amun-Re wußte, wie er sich dieses Leben dienstbar machen konnte. Daher die verschiedenen Flüssigkeiten, die immer noch in der Kristallschale gegeneinanderwallten.
    »Leben! Du bist dazu erweckt, um mir zu gehorchen!« flüsterte Amun-Re. »Mir alleine. Darum gebe ich dir von meiner Kraft!«
    Einer der langen, spitzen Fingernägel von Amun-Re ritzte leicht seine Haut am Unterarm. Träge quoll ein dunkelroter Blutstropfen hervor. Der Zauberer ließ den Tropfen in die Flüssigkeit fallen.
    Ein letztes Zischen aus der Kristallschale, dann hatten sich die Substanzen beruhigt und zu einer Einheit verbunden. Das Blut des Zauberers drängte sie zusammen.
    Amun-Re holte einen silbernen Löffel aus seinem Gürtel und schöpfte von der Substanz, die durch die Beimischung seines Blutes die unheilige Weihe erhalten hatte. Dann ergriff er den Schädel eines der kleinen Monsterwesen und bog ihn so, daß sich der Rachen leicht öffnete.
    »Trink! Würge es hinab!« befahl er in singendem Tonfall, immer noch unterstützt von den Geisterakkorden des Spinetts. »Denn die Substanzen bewirken rasendes Wachstum - doch der Genuß meines Blutes zwingt dich in meinen Dienst. Schlürf es in dich hinein und werde zum Sklaven von Amun-Re!« Während dieser Worte neigte er den Löffel, daß die Flüssigkeit zwischen die leicht geöffneten Zähne träufelte. Gehorsam begann das gräßliche Wesen zu schlucken.
    Zehn Löffel voll flößte ihm der Herrscher des Krakenthrones ein. Dann holte er sich das nächste Monstergeschöpf heran und begann die Handlung aufs neue. Die Wandlung, die jetzt eintrat, beachtete er nicht mehr. Er wußte sehr genau, wie seine Zauberei wirkte.
    Man konnte die Monster förmlich wachsen sehen. Hatten sie vorher nur die Größe einer Elle gehabt, so wuchsen sie auf das Maß eines erwachsenen Mannes heran. In ihren Augen begann bestialische Intelligenz zu funkeln. Die Ungeheuer warteten auf den Befehl ihres Herrn. Tod und Vernichtung würden sie verbreiten, wenn es Amun-Re anordnete.
    »Hinab mit euch, meine Kinder!« zischte der Zauberer. »Seid meines Rufes gewärtig. Nicht lange mehr, dann ist der Tag gekommen. Dann brechen wir hervor und vernichten alles Leben in dieser Stadt. Dann dürft ihr eurer wilden Lust freien Lauf lassen. Doch für jetzt entlasse ich euch! Und ich entlasse auch euch, ihr hohen Geister des alten Atlantis, die ihr bei meinem

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