0279 - Die Bezwinger der Zeit
„Nevis-Latan muß schließlich wieder zurückkommen.
Dann werden wir in der Nähe der Insel auf ihn warten."
Tako Kakuta warf einen Blick aufs Meer hinaus, wo gerade die Sonne untergegangen war.
„Es kann Tage dauern, bis er zurückkommt", gab er zu bedenken.
„Wann immer er kommt", sagte Rhodan. „Wir werden ihn erwarten."
4.
Dromm schaute abwechselnd auf seine gepflegten Hände und auf den hochgewachsenen Mann, der aussah, als habe er einige Monate im Freien geschlafen. Der Kerl sah nicht nur so aus, er roch auch so. Dromms Blicke kehrten zu seinen Händen zurück. Er sah, daß sie zuckten.
„Was, sagten Sie, wollen Sie kaufen?" brach er ungläubig hervor.
Der Fremde mit dem verwahrlosten Bart und dem wirren Haar verschränkte die Arme über der Brust und grinste Dromm unverschämt an.
„Ein Raumschiff", wiederholte er. „Ich möchte ein Raumschiff kaufen."
Dromm ließ sich ächzend zurücksinken. Er war daran gewöhnt, daß Lemurer mit allen möglichen Ansprüchen zu ihm kamen. Aber daß ein Kerl, der aussah, als wäre er kurz vor dem Verhungern, ein Raumschiff bei ihm kaufen wollte, das übertraf alles, was er bisher erlebt hatte.
Dromm zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und fischte eine kleine Münze heraus. Er warf sie auf den Tisch.
„Hier", sagte er. „Nehmen Sie das. Der Witz war gut. Ich habe mich selten so amüsiert. Aber nun verschwinden Sie!"
Der Fremde trat näher an den Schreibtisch heran. Unwillkürlich versuchte Dromm, noch ein bißchen weiter nach hinten auszuweichen. Doch das ging nicht, weil ihn die Rückenlehne des Sessels daran hinderte. Die Augen des Unbekannten paßten überhaupt nicht zu seiner äußeren Erscheinung, fand Dromm. Sie blickten kalt und herausfordernd.
Der Mann hob die Münze auf und schnippte sie gezielt in die Schublade zurück.
„Mein Name ist Ob Tolareff", sagte der Fremde geduldig. „Ich bin ein Alarer. Ich möchte ein Raumschiff kaufen."
Dromm fühlte, daß ihm der Schweiß ausbrach. Er schielte dorthin, wo er seine Waffe verbarg.
„Das ist nicht so einfach", brach er hervor. „Ein Raumschiff ist schließlich kein... äh... gewöhnliches Fahrzeug..."
„Das weiß ich", unterbrach ihn der Alarer. „Wenn ich ein gewöhnliches Fahrzeug benötigen würde, käme ich nicht zu Ihnen. Das Schiff, das ich suche, darf nicht mehr als sechzig Meter durchmessen."
Dromm schloß die Augen und fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Unterdessen sprach der Eindringling weiter.
„Wenn Sie gestatten, hole ich meine Freunde herein. Sie, werden Ihnen bestätigen, daß meine Absichten ehrlich sind."
Dromm wußte, daß im Vorraum zwei weitere, verlumpte, stinkende Gestalten warteten. Der Gedanke, daß sie ebenfalls hereinkommen könnten, war ihm unerträglich. Er hob die Arme.
„Nein, nein!" rief er. „Lassen Sie nur! Wir werden schon einen Weg finden, um uns zu einigen."
„Bestimmt", versicherte Ob Tolareff mit einem kaum merklichen Lächeln.
Dromm blickte seinen ungewöhnlichen Kunden lauernd an.
„Sind Sie sich darüber im klaren daß Sie für ein solches Schiff eine... äh... hohe Summe bezahlen müssen?" fragte er.
„Ich bin über die Preise informiert", entgegnete Ob Tolareff ruhig.
Dromm begann zu zittern. Seine Hand näherte sich dem Auslöser der Alarmanlage.
„Wollen Sie behaupten, daß Sie über eine derartige Summe verfügen?" erkundigte er sich verzweifelt.
Zum erstenmal wurde der Alarer unfreundlich. Er beugte sich über den Schreibtisch. Seine Augen ließen den Lemuren nicht mehr los.
„Ich habe das Geld!" sagte Tolareff eindringlich.
In Dromm erwachte der Geschäftsmann. Ab und zu gab es die verrücktesten Geschichten. Vielleicht waren diese alarischen Schmutzfinke tatsächlich reich. Gerüchte besagten, daß sie mit Schwingquarzen handelten. Dromm befeuchtete seine ausgetrockneten Lippen mit der Zungenspitze.
Er dachte angestrengt nach. Er witterte das Geschäft seines Lebens. Sicher würde es einfach sein, diesen Barbaren ein schrottreifes Schiff für teures Geld anzudrehen.
Dromm lächelte verbindlich.
„Nun gut", meinte er. „Vielleicht kommen wir ins Geschäft."
Er bemerkte erleichtert, daß der Alarer sich wieder aufrichtete. Hastig wählte er in seinen Schubladen und brachte einige Aufnahmen verschiedener lemurischer Raumschiffstypen hervor. Er breitete sie vor Ob Tolareff auf dem Tisch aus.
„Meine Gesellschaft bezieht die Schiffe direkt von der Flotte", sagte er stolz. „Sie können
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