0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
Erinnere dich an Blackmoor und deine Ausführungen in Pickfords Wohnung.«
»Das stimmt auch.«
Ich hatte bereits zu meinem Helm gegriffen, um ihn aufzusetzen, als wir wieder das Motorrad hörten. Plötzlich wurde Suko zu einem Blitz. So rasch hatte er sich wohl noch nie startbereit gemacht. »Den kriegen wir«, sagte er.
»Und wo?«
»Setz dich!«
Kaum hatte ich Platz genommen, als mein Freund schon startete. Ich hielt mich an ihm fest, sonst wäre ich von der Maschine geschleudert worden. Dann ging es los. Wir jagten den Muldengang hoch, hüpften darüber hinweg und sahen tatsächlich vor uns die Maschine. Sie fuhr genau in die Richtung, in die wir auch wollten.
Mit zwei Personen war das Motorrad besetzt. Bei der hinteren glaubte ich, lange Haare flattern zu sehen.
Blonde Haare…
Dann war der heiße Ofen verschwunden.
Wir hatten uns natürlich die Richtung gemerkt, und Suko tat auch alles, um aufzuholen, das war aber leichter gesagt, als getan. Der andere war ebenfalls ein Könner.
Trotz aller Anstrengungen entwischte er uns. Schließlich hielt Suko auf einem schmalen Saumpfad an und schimpfte.
»Kein Ruhmesblatt für dich, oder?« lästerte ich.
»Warte es ab. Ich bin sicher, dass wir dem komischen Vogel und auch dem Fahrer des Motorrads bald wieder begegnen.«
»Das hoffe ich doch sehr…«
***
Auch bei Sonnenlicht war der Wald so düster, dass Spaziergänger manchmal eine Taschenlampe brauchten, um hindurchzufinden. Der Wald wuchs dort, wo die Hänge aufhörten und allmählich die steilen Seiten der Berge begannen.
Zauberwald, Geisterwald. Diese Begriffe hatten die Menschen geprägt, und in diesem Areal war noch all das lebendig, was Märchen, Sagen und Legenden erzählten.
Feen, Elfen, Geister der Erde, der Nacht und des Tages. Verwunschene Tiere, all das soll es in diesem Geisterwald gegeben haben, dessen Boden manchmal kein Sonnenlicht sah, weil es von den dicht belaubten Kronen der Bäume abgehalten wurde.
Nie war es im Wald still. Stets summte es in der stickigen Luft.
Manchmal war es ein geheimnisvolles Raunen, dann wieder ein leises Wispern oder Flüstern.
Dann waren die Geister unterwegs und lockten sich gegenseitig. Wenn die Dunkelheit hereinbrach, verstummten diese, und andere drangen aus den geheimnisvollen Tiefen hervor.
Das klagende Jaulen der Käuzchen schwang durch den Wirrwarr aus Ästen, Zweigen und Unterholz.
Und das Käuzchen war der große Rufer der Nacht. Sein Schrei erreichte die anderen, so dass sie nichts mehr in ihren Verstecken hielt und sie den Wald durchschwebten.
Gesehen hatte sie kaum jemand. Aber man erzählte sich Geschichten von kauzigen Erdgeistern, von Gnomen, Wurzelmännchen und auch den Trollen, den Spaßmachern unter den Geistern.
In stark miteinander verflochtenen Ästen hockten die Baumgeister. Kaum zu erkennen waren sie, denn ihre Gesichter glichen den verwitterten Stämmen der alten Eichen.
Die eigentlichen Herrscher unter den mächtigen Stämmen der alten Eichen, die die Zauberkunst einer längst vergangenen Epoche gelehrt hatten, waren die Druiden! Ihnen war der Wald geweiht. Sie hatten darin ihre Heimat gefunden, und wenn auch ihre Körper längst vermodert und verfallen waren, so lebte ihr Geist dennoch weiter.
Er war überall zu spüren. Unsichtbar schwebte er über allem und gab seine Anweisungen. Jedes Tier, jede Pflanze schien dem Geist zu gehorchen, er stand über allem und wurde mächtiger und intensiver, je mehr der Weg einen einsamen Wanderer auf die geheimnisvollen Höhlen zuführte, die sich dort befanden, wo es die Felswände der Berge gab.
Da endete der Wald zumeist, aber er schützte die Höhlen, denn er hatte ein dichtes Netz aus Unterholz gebildet, so dass die dort Begrabenen in Ruhe schlafen konnten.
Niemand rodete hier. Keiner griff ein. Die Menschen ließen den Wald in Ruhe, und so konnte er wachsen und sich entwickeln. Wenn die schweren Herbststürme über das Land hinwegbrausten und die Geister des Windes an den Bäumen rüttelten und schüttelten, da fiel so manch kranker Baum um und schlug zwischen die anderen. Es war eine natürliche Rodung, die der Wind vornahm. Die gefällten und geschlagenen Bäume blieben liegen und vermoderten allmählich Sie wurden zu wertvollem Humus, der den Boden des Waldes düngte.
So konnte immer etwas nachwachsen. Die besonders hohen Farne wurden als die Flügel der Elfen bezeichnet.
Der Wald hatte seine Geheimnisse, und er verbarg sie geschickt vor des Menschen Auge.
Und jetzt waren
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