028 - Zimmer 13
mich doch nicht für jeden Stromausfall verantwortlich machen wollen? Ich bin kein Elektriker. Doch seht mir diese Metallwaren an! Es ist gefährlich, Revolver bei sich zu tragen. Seltsam, daß ich dir das sagen muß, Peter! Bei Jonny erstaunt mich nichts, der mag seinen Grund haben. Setzt euch, wir wollen weiterreden.«
»Ich rede weiter, wenn die Tür geöffnet wird«, erklärte Jonny ruhig, »und unter der gleichen Bedingung stecke ich auch meinen Revolver ein.«
Mit drei Schritten war Emanuel an der Tür. Ein Ruck -sie flog auf.
»Die Tür soll offenbleiben, wenn du Angst hast«, sagte er verächtlich. »Der Aufenthalt im Kasten muß dich so ängstlich gemacht haben. Na, mir ging es erst ebenso.«
Jonny hatte, bevor die Tür aufsprang, wiederum ein Schloß schnappen gehört. Er war überzeugt, daß jemand draußen Posten stand und auf Legges Signale reagierte.
Peter Kane schlürfte seinen Champagner. Ob er das Geräusch gleichfalls gehört hatte? Jonny nahm es an. Das Verlöschen der Lampen war kein Zufall gewesen. Auf ein geheimes Zeichen war der Hauptschalter ausgedreht worden. Die Türflügel am Büfett standen jetzt still. Als Jonny den Kopf drehte, sah er, daß Jeffrey ihn fixierte. Worauf wartete er?
Was es auch sein mochte, die Entscheidung war nahe.
»Ich wundere mich, Gray«, sprach ihn Jeff langsam an, »daß Sie es nie mit Blüten versucht haben. Es ist ein guter Beruf, und Sie können dabei mehr Geld verdienen, als Sie es sich beim Zurechtstutzen von Rennpferden je träumen ließen.«
»Vielleicht könnten Sie mir sagen, wie man in diesen interessanten Beruf hineinkommt?«
»Soll ich es Ihnen schriftlich geben? Es ist dann leichter, darüber zu pfeifen. Oder ich zeige Ihnen, wie's gemacht wird.«
»Ich kann nicht sagen, daß ich ein besonderes Interesse dafür habe, aber ich bin sicher, daß mein Freund, Mr. Reeder ...«
»Ihr Freund, Mr. Reeder!« wiederholte der junge Legge höhnisch. »Das ist wohl ein Gesinnungsgenosse von Ihnen? Trotzdem - wie wär's mit einer Einführung?«
Jeff erhob sich und ging zum Büfett. Er bückte sich und mußte irgendeinen Mechanismus berührt haben, denn die ganze Fassade des Büfetts drehte sich automatisch auf einer unsichtbaren Achse zurück. Zum Vorschein kam eine komplizierte Maschine, in der Jonny sofort eine der kleinen Druckpressen erkannte, wie sie Banknotendrucker verwenden, wenn eine beschränkte Serie meist hochwertiger Noten hergestellt werden soll.
Die beispiellose Kühnheit, mit der Jeff sein Geheimnis enthüllte, benahm Gray einen Augenblick den Atem.
»Man könnte das Büfett in Stücke schlagen«, prahlte Jeff, »und würde doch nichts finden.«
Er drückte auf einen Knopf. Sofort begann sich ein großes Rad zu drehen, verschiedene Platten und Zylinder gerieten in Bewegung. Das dauerte einige Minuten, dann unterbrach Jeff den Strom und berührte den verborgenen Mechanismus. Vor den Augen der beiden Besucher verschwand die Maschine, und die Büfettfront schob sich wieder davor.
Emanuel warf seinem Sohn einen anerkennenden Blick zu.
»Nun, hört«, begann er in geschäftlichem Ton, »ich möchte euch etwas sagen, das für euch beide von großem Nutzen sein kann. Wir wollen dabei das Mädchen vorerst aus dem Spiel lassen.«
Jonny hob, immer noch wachsam und mißtrauisch, sein mit Wasser gefülltes Glas und tat einen langen Zug.
»Die Sache ist die ...«, hörte er Emanuel sagen.
Kaum war die Flüssigkeit in seine Kehle gedrungen, versuchte er sie wieder auszuspeien. Vergeblich. Er spürte einen scharfen, herben Geschmack auf der Zunge, schleuderte das Glas auf den Boden und riß den Revolver, den er in die Rocktasche gesteckt hatte, heraus. Aber eine unwiderstehliche Schwere überwältigte ihn. Klirrend fiel die Waffe zu Boden.
Peter war aufgesprungen. Er starrte bald auf Jonny, bald auf die beiden Legges. Er fühlte sich seltsam schwach, wie gelähmt.
»Was habt ihr getan?«
Er wollte auf sie losstürzen, aber bevor er dazu kam, sprang ihn Emanuel wie eine Katze an. Er versuchte sich aufzufangen, da traf ihn ein furchtbarer Faustschlag mit voller Wucht ins Gesicht. Wie ein Klotz fiel er um.
»Jetzt hab' ich dich!« zischte Emanuel. »Du warst noch nie im Kasten? Jetzt sollst du was davon zu schmecken kriegen!«
Jeffrey bückte sich und riß die Flügeltür des Büfetts auf. Ein Mann kroch heraus. Es war Pietro, der zusammengekauert auf seinen Auftritt gewartet hatte. Vor Vergnügen über die ihm zugefallene Rolle grinste er
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