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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zurechtzurücken.
    Endlich riß sich Emanuel Legge zusammen.
    »Kommen Sie herein, Mr. Reeder!«
    Unter vielen Entschuldigungen schloß Mr. Reeder die Tür und kam näher.
    »Ganz allein, Mr. Legge?« fragte er. »Ich dachte, Sie hätten Gesellschaft?«
    »Es waren einige Freunde da, aber sie sind fort.«
    »Ihr Sohn ist auch fort?« Reeder starrte mit einem hilflosen Ausdruck von einer Ecke des Zimmers in die andere. »Ach Gott, ist das eine Enttäuschung! Eine schwere Enttäuschung!«
    Emanuel überlegte rasch. Wahrscheinlich hatte der schäbige Geheimagent die Vorderseite des Hauses überwacht und mußte wissen, daß sie dort nicht hinausgegangen waren. Deshalb entschloß er sich, das Verfahren abzukürzen.
    »Sie sind vor einer Viertelstunde weggegangen. Peter und Jonny stiegen die Notleiter hinunter - im Hof stand der Wagen meines Sohnes. Vor dem Klub dürfen nämlich keine Autos stehen.«
    »Ach ja, das Auto - richtig! Ich sah es wegfahren und fragte mich, was eigentlich damit los wäre. Nummer XC 9712, eine blaue Daimlerlimousine - ich kann mich irren, aber es schien mir ein Daimler zu sein. Ich weiß so wenig von Autos, daß ich mich leicht täuschen kann, und meine Augen sind auch nicht mehr so gut wie früher.«
    Legge verfluchte ihn im stillen. »Ja, es war ein Daimler«, sagte er, »wir haben ihn billig gekauft, auf einer Auktion.«
    Zerstreut musterte der Besucher den Tisch.
    »Sie haben ihre Weingläser mitgenommen?« fragte er sanft.
    »Es ist wirklich eine hübsche Sitte, Andenken an einen großen Tag mitzunehmen. Sie haben sich gewiß sehr wohl gefühlt?«
    Wie war er hereingekommen? fragte sich Emanuel. Stevens hätte ihn nicht durchgelassen, und am Ende des L-förmigen Ganges stand Fernando.
    Als hätte er Legges Gedanken erraten, klärte Mr. Reeder das Rätsel auf.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, ebenfalls über die Leiter heraufzukommen. Es war ein interessanter Versuch. Man ist ja ein wenig alt, um Versuche anzustellen, und ich habe eigentlich keine Vorliebe fürs Klettern, am wenigsten nachts.« Er sah betreten an sich hinab.
    Emanuel folgte dem Blick und bemerkte in der Frackhose ein kleines, viereckiges Loch, durch das ein knochiges, weißes Knie hervorsah.
    »Ja, ich bin die Feuerleiter heraufgekommen. Glücklicherweise fand ich das Fenster offen. Ich dachte, ich würde Ihnen eine angenehme Überraschung bereiten. Übrigens, die Leiter führt doch noch höher hinauf, nicht nur bis zu diesem Stock? Bis zum Dach, nehme ich an. Ist das nicht gefährlich, Mr. Legge? Es könnte jemand auf die Idee kommen, bei Feuergefahr aufs Dach zu flüchten. Wenn ich mich recht entsinne, befindet sich auf dem Dach nur ein viereckiger Oberbau - ein Lagerraum, nicht wahr? Lassen Sie mich einen Moment nachdenken! Ja, ich weiß genau, es ist ein Lagerraum.«
    »Ich hatte nämlich zwei alte Bekannte hier«, unterbrach Emanuel den Monolog seines Besuchers. »Jonny Gray und Peter Kane - Sie kennen doch Peter? Eben. Und sie waren ein wenig angeheitert. Jonny ist wohl nicht mehr gewöhnt, Wein zu trinken, und Peter ist jahrelang Abstinenzler gewesen.« Er machte eine Pause. »Sie waren wirklich recht betrunken.«
    Mr. Reeder schüttelte den Kopf.
    »Das ist bedauerlich. Ich, für meine Person, bin Anhänger des Alkoholverbots. Ich würde jeden Alkohol verbieten und Gauner, Fälscher, Flunkerer, Giftmischer festnehmen lassen -.« Bei letzterer Bezeichnung hielt er inne. »Oder wie soll man Menschen bezeichnen, die andere mit einem Schlafmittel betäuben?«
    Wieder schaute er melancholisch auf den Tisch. »Und sie haben ihre Gläser mitgenommen, nicht? Ich hoffe, sie werden sie zurückbringen. Der Gedanke wäre mir peinlich, daß so sympathische Leute sich etwas so Anstößiges zuschulden kommen lassen wie - hm, Weingläser zu stehlen. Und es hat nur Suppe gegeben! Es ist höchst ungewöhnlich, daß man sich betrinkt, bevor man noch die Suppe aufgegessen hat, nicht? - Ich meine, jedenfalls in achtbaren Kreisen«, fügte er wie zur Entschuldigung hinzu und warf einen Blick nach der offenen Tür. »Ich frage mich ernstlich, wie die beiden in einem solchen Zustand und bei dieser Dunkelheit die Feuerleiter hinuntergekommen sind?« Jetzt sah er Emanuel voll an. »Wenn Sie sie wiedersehen, Mr. Legge, sagen Sie ihnen, daß ich beide, Mr. Kane und Mr. Jonny ... Wie war doch sein Name? -Ja, richtig, Gray! Sagen Sie ihnen also, daß ich sie erwarte. Wir haben eine Verabredung für morgen früh! Und daß ich, wenn sie um

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