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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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Spiel ihrer Hände zeigte an, wie aufgeregt sie war. Sie wußte nicht, was sie auf meine formelle Einleitung entgegnen sollte, und so fuhr ich fort:
    »Erzählen Sie mir, bitte, was Sie heute vormittag getan haben.«
    »Heute früh? Das ist nicht viel. Ich habe meinen Vater besucht, weil ich — eh — eine persönliche Angelegenheit mit ihm besprechen wollte.«
    »Der Besuch ging also von Ihnen aus?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wollten Ihren Vater von sich aus auf suchen? Oder hatte Ihr Vater Sie um diesen Besuch gebeten?«
    »Nein. Warum hätte er mich darum bitten sollen? Wenn mein Vater etwas mit mir- zu besprechen hätte, würde er es sicher hier zu Hause tun.«
    »Gut. Sie haben also Ihren Vater aufgesucht. Haben Sie lange mit ihm gesprochen oder nur kurze Zeit?«
    »Ich — ich habe überhaupt nicht mit ihm gesprochen«, erwiderte sie zögernd. »Als ich ins Vorzimmer kam, hörte ich schon, was los war. Mein Vater ist manchmal — wie soll man sagen? — leicht erregbar, und er ist sehr temperamentvoll.«
    »Ich verstehe. Sagen wir: im Büro herrschte eine Stimmung, die es Ihnen nicht ratsam erscheinen ließ, Ihren Vater jetzt noch mit privaten Dingen zu behelligen. Würden Sie dieser Formulierung zustimmen?«
    »Ja. Das trifft es genau.«
    »Folglich haben Sie also das Gebäude der AE-Kommission wieder verlassen, ohne daß Sie mit Ihrem Vater gesprochen hätten?«
    »Das ist richtig.«
    »Was haben Sie unmittelbar nach dem Verlassen des Gebäudes getan?«
    »Ich bin in einen italienischen Eissalon gegangen, der in der Nähe liegt, und habe dort eine Tasse Kaffee getrunken.«
    »Sie waren allein?«
    »Nein. Mr. Wools hatte mich begleitet.«
    »Mr. Wools?«
    »Ja. Das ist einer der Fahrer der Kommission. Ich habe ihn zufällig einmal kennengelernt, und er hilft mir ein bißchen.«
    »Wobei?«
    »Ich möchte Journalistin werden und fange an, meine ersten Artikel zu schreiben. Mr. Wools kennt sich in New York sehr gut aus und gibt mir ab und zu einen Tip, wo man interessante Neuigkeiten erfahren kann.«
    »Aha. Und was taten Sie danach?«
    »Ich bin nach Hause gefahren. Mit der U-Bahn.«
    »Ohne zum Gebäude der AE-Kommission zurückzukehren?«
    »Warum hätte ich noch einmal zurückkehren sollen? Ich hatte es mir doch überlegt, daß ich heute lieber nicht mit meinem Vater sprechen wollte.« Ich sah sie prüfend an. Alles in allem hatte ich den Eindruck, daß sie offen und ehrlich war.
    »Kennen Sie einen gewissen Fairdale?« fragte ich.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Augenblick«, murmelte sie nachdenklich. »Fairdale… Fairdale… den Namen habe ich schon einmal gehört. Ach, mir fällt etwas ein: War es nicht ein Fairdale, der am 11. Dezember irgendwo in der Stadt einen G.-man erschoß?«
    Jetzt war es an mir, überrascht zu sein.
    »Sie sind gut unterrichtet«, gab ich zu. »Wie kommt es, daß Sie sogar das Datum behalten haben?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich Journalistin werden will. Da muß man die Augen offenhalten und sich ein gutes Gedächtnis zulegen. Es stand doch damals in allen Zeitungen.«
    »Ja, das stimmt«, räumte ich ein. »Aber Sie kennen diesen Fairdale nicht pesönlich — oder?«
    »Um Himmels willen!« rief sie aus.
    »Es wäre die letzte Art von Bekanntschaft, die ich mir wünschte.«
    »Würden Sie sagen, daß Sie diese Aussage vor Gericht sogar beschwören würden?«
    »Aber jederzeit! Ich habe Fairdale nie gesehen!«
    »Merkwürdigerweise gibt es einen Mann, der behauptet, er wäre heute vormittag mit Ihnen am Fuß der Freitreppe zum Gebäude der AE-Kommission verabredet gewesen. Sie haben nichts dergleichen erwähnt. Was sagen Sie dazu?«
    »Mit mir verabredet?« wiederholte das Mädchen verständnislos. »Aber ich — du lieber Himmel! Der Brief!«
    Sie war auf einmal kreidebleich geworden.
    »Was für ein Brief?« fragte ich.
    »Als ich im Vorzimmer stand, bat mich die Sekretärin, einen Brief mitzunehmen. Am Fuß der Treppe warte ein Mann, der eine Tageszeitung lesen würde, auf diesen Brief. Dann traf ich im Flur Mr. Wools, und darüber habe ich diesen ganzen blöden Brief vergessen.«
    »Sie haben diesen Brief also noch?«
    »Selbstverständlich! In meiner Handtasche.«
    »Darf ich ihn einmal sehen?«
    »Bitte! Ich hole ihn.«
    Sie verließ das Zimmer, kam aber schnell wieder zurück mit einem Briefumschlag, der zugeklebt und nicht beschriftet war.
    »Damit wir uns nicht mißverstehen«, sagte ich: »die Sekretärin Ihres Vaters gab Ihnen diesen

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