0281 - Kampf in der Tiefsee
gigantische Flotte und die furchtbarsten Vernichtungswaffen allein ein Sternenimperium zu schützen vermögen."
Jean-Pierre Marat nickte bejahend. Er kannte den Lordadmiral gut genug, daß er sich eine Vorstellung von dessen Gefühlen machen konnte. Der Arkonide war immer für eine starke militärische Macht gewesen. Er repräsentierte eine militaristisch-reaktionäre Epoche, die den Krieg als eine lediglich härtere Methode der Diplomatie ansah und sich an Zahlen über vernichtete feindliche Raumschiffe, eliminierte Stützpunkte und eroberte Sonnensysteme berauschte.
Diese Zeit war offenbar vorbei. Zumindest sah es so aus, als hätte die Falschgeldoffensive der Meister der Insel die entscheidenden Persönlichkeiten der Menschheit zum Umdenken gezwungen. Marat hoffte nur, die neue Denkart würde auch erhalten bleiben, wenn man die gegenwärtige Krise überwunden hatte.
Homer G. Adams hörte sich die Ausführungen des Lordadmirals mit ausdruckslosem Gesicht an. Als Atlan geendet hatte, stützte er die Ellenbogen auf den Tisch und preßte die Fingerspitzen gegeneinander.
„Sie möchten mich gern wieder auf meinem Platz sehen, Atlan, nicht wahr?" fragte er.
„Allerdings", erwiderte Atlan, „aber andererseits legen wir keinen Wert auf die Rückkehr eines nicht vollständig genesenen Finanzministers. Mit anderen Worten: Ich wollte mich überzeugen, ob Sie sich auf dem Weg der Genesung befinden."
„Ich denke schon", meinte Adams. „Der bekannteste Spezialist für Psychovegetative Neurochirurgie behandelt mich täglich acht Stunden lang. Mir kommt es vor, als baute man Leib und Seele von innen heraus vollkommen neu auf. Mit von innen heraus meine ich vom Gehirn her; jede einzelne Nervenzelle wird systematisch aufgefrischt. Sie werden sehen, Atlan: Wenn ich meinen Dienst wieder antrete, dann holen wir alle finanziellen Verluste innerhalb eines Jahres wieder auf."
Lordadmiral Atlan sagte nichts dazu. Er teilte Adams Optimismus durchaus nicht; eine derartig umfassende Wirtschafts- und Finanzkatastrophe wie die gegenwärtige hinterließ Spuren, die sich nicht in wenigen Jahren tilgen lassen würden.
Er erhob sich und reichte Adams die Hand.
„Wir sehen uns später noch einmal. Ich bleibe den ganzen Tag hier unten. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiter gute Besserung."
Als Atlan das Appartement verlassen hatte, gab Marat seinem Partner einen unauffälligen Wink.
Roger McKay wußte, was zu tun war. Er folgte dem USO-Chef unauffällig, so unauffällig, daß er nach fünf Minuten von zwei unbekannten Männern in die Mitte genommen und in ein leerstehendes Appartement bugsiert wurde. Nachdem sie sich gegenseitig vorgestellt hatten, durfte McKay wieder gehen.
„Alles in Ordnung", meldete er kurz darauf seinem Chef und Partner. „Atlan hat einige seiner fähigsten USO-Männer mitgebracht. Um ein Haar wäre ich unter dem Psychodetektor gelandet. Wir brauchen uns nicht um seine Sicherheit zu kümmern."
Marat atmete auf; Adams dagegen zog ein verdrießliches Gesicht. Es schien dem Finanzminister nicht zu behagen, daß es im Sanatorium nun von den verschiedensten Agenten der verschiedensten Seiten wimmelte. Er erhob sich abrupt. Einige Sekunden lang musterte er Marat, dann verzog sich sein Gesicht zu einem freundlichen Lächeln.
„Heute sind Sie wieder an der Reihe, mich zu bewachen, nicht wahr?"
Marat bestätigte. Er wartete gespannt darauf, welchen Vorschlag ihm Adams unterbreiten wollte.
„Dann folgen Sie mir bitte", erklärte Adams. „Zeigen Sie mir eines der kleinen Jagd-Unterseeboote. Ich möchte auch gern einmal auf Unterwasserjagd gehen wie Ihr Partner."
Jean-Pierre Marat überlegte und wog das Für und Wider von Adams Absicht gegeneinander ab. Er kam zu dem Schluß, daß er dem mächtigen GCC-Chef nicht verbieten konnte, sich mit der Unterwasserjagd zu beschäftigen; ganz abgesehen davon, daß eine solche Beschäftigung sich erwiesenermaßen günstig auf den Heilungsverlauf bei neurovegetativen Störungen auszuwirken pflegte.
„Einverstanden, Sir", sagte er ruhig. „Bitte, folgen Sie mir!"
*
Atlan war nicht nur Adams wegen gekommen. Er hatte in den letzten Tagen viele Stunden lang mit Perry Rhodans Wirtschafts- und Finanzberatern konferiert und sich erstmals selbst in wirtschaftspolitischer Hinsicht engagiert. Dabei ergab sich die Notwendigkeit, mit einem bedeutenden Mann zu sprechen, der ebenfalls im Guam-Sanatorium weilte.
Er traf Clinton Ferbyd in den unterseeischen Kuppelgärten. Der
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