0281 - Kampf in der Tiefsee
beim erstenmal hinausgefahren waren.
Marat atmete insgeheim auf. Er wußte nicht, was er getan hätte, wäre ihnen ein anderes U-Boot zugewiesen worden. Wegen der Sicherheit der übrigen Patienten hatte McKay nur dieses eine Boot für den besonderen Zweck herrichten dürfen, und zwar so, daß die Automatortung nicht mehr auf Verfolgungsboote ansprach. Er hoffte nur, daß auch bei Lemy Danger alles reibungslos abgelaufen war. Atlan hatte ihm, während Adams behandelt wurde, berichtet, daß ein Kurierkreuzer nach Quinto-Center, dem Hauptquartier der USO, unterwegs war, um Dangers Zwerg-U-Boot abzuholen und zur Marine-Basis auf der Insel Guam zubringen. Angeblich sollte das Boot nur fünfundachtzig Zentimeter lang sein und die äußeren Formen eines Tiefseefisches haben.
Der Spezialist von Siga hatte das Fisch-Boot bereits einmal vor längerer Zeit in einem Agenteneinsatz gegen die Rasse der Blues verwendet. Nun sollte es gegen einen Tiefseestützpunkt der MdI auf der Erde eingesetzt werden.
Der einzige schwache Punkt dieses Planes war, das hatte der Chef der USO zugegeben, daß Lemys Boot nicht einem terranischen, sondern einem Tiefseebewohner einer Blues-Welt glich. Aber Marat hoffte, weder Adams noch einer der vermuteten Feindagenten würde auf solche Feinheiten achten. Noch nicht einmal die terranischen Zoologen kannten sämtliche in terranischen Meeren vorkommenden Tiefseebewohner.
Erst als das schlanke Jagd-U-Boot aus der Druckschleuse schoß, glaubte Jean-Pierre Marat, daß Adams dabei war, in die gestellte Falle zu gehen. Er ließ sich nichts von seinen Gefühlen anmerken, während er das Boot auf einen Kurs brachte, der es zum letzten Standort des Fünfundvierzig-Meter-Lamprotoxus bringen würde.
*
Nachdem Marat das Gebiet „seines" Lamprotoxus eine Dreiviertelstunde lang durchkreuzt hatte, begann er am Erfolg seiner Aktion zu zweifeln. Bisher war das Tier nicht aufgetaucht, und im Grunde genommen gab es nicht die mindeste Garantie dafür, daß der Lamprotoxus sich überhaupt noch in der näheren oder weiteren Umgebung aufhielt.
Wie aber sollte Marat den falschen GCC-Chef dazu veranlassen, den vorläufig nur hypothetischen MdI-Stützpunkt aufzusuchen, wenn er, sein Schatten, das U-Boot nicht verließ ...?
Bereits in der nächsten Sekunde erkannte Marat, daß er den Einfallsreichtum seines „Schützlings" unterschätzt hatte.
Er fühlte plötzlich den Blick Adams auf sich ruhen und bemerkte das erwartungsvolle Leuchten in dessen Augen. Bevor er in der Lage war, sich darauf einen Reim zu machen, begann sich alles um ihn herum zudrehen.
Jean-Pierre Marat nahm die Hände von der Manuellsteuerung und versuchte, sich an den Lehnen seines Kontursessels festzuhalten. Er wußte, daß Adams ein Nervengas benutzte, um ihn auszuschalten. Da der Duplo - Marat war nun völlig sicher, einen Duplo Adams vor sich zu haben - keinen Druckhelm trug, atmete er sicherlich durch Nasenfilter.
Soweit kam Marat noch mit seinen Folgerungen. Dann hüllte ihn grenzenlose Nacht ein.
Als er wieder zu sich kam, entdeckte er auf den Bildschirmen der Panoramagalerie bizarre, steil aufragende Felsformationen. Er wußte plötzlich, wohin die Fahrt ging: in eine der alten, versunkenen Ruinenstädte, die nach Aussage des Großadministrators noch aus der lemurischen Vergangenheit stammten. Die Ablagerungen der letzten fünfzigtausend Jahre hatten nur die flacheren Bauwerke und Ruinen verschlungen; die gigantischen Hochbauten aber waren geblieben - beziehungsweise ihre Überreste, denn der ungeheure Wasserdruck in dieser Tiefe hatte selbst starke Wände aus Metallplastik eingedrückt, weniger starke Gebäude pulverisiert oder zum Einsturz gebracht Es wirkte gespenstisch, zwischen den Resten ehemals imposanter Wohntürme hindurchzugleiten ...
Rasch schloß Marat die Augen, als er bemerkte, daß sich Adams nach ihm umdrehte.
Der Duplo brauchte nicht zu wissen, daß sein „Gefangener" die Wirkung des Nervengases schon überwunden hatte. Adams konnte allerdings nicht ahnen, daß sein ehemaliger Beschützer von der größten Positronik der Galaktischen Abwehr beraten worden war, wenn auch nur indirekt - und, daß Marat kurz vor dem Eintritt der Bewußtlosigkeit eine Kapsel mit dem Gegenmittel zerbissen hatte.
Und so schnell durfte Adams auch nichts davon erfahren!
Etwa zwei Stunden lang ging die Fahrt durch das unermeßlich große Ruinenfeld. Dann zauberte die Reflexortung ein weit über die Trümmer hängendes Felsplateau auf
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