0281 - Kampf in der Tiefsee
Bedienungsroboter erschien und nahm die Bestellung auf. Adams aß sehr mäßig; er war nie ein großer Esser gewesen. Auch der Lordadmiral legte seinem Appetit Zügel an. Nur Roger McKay bestellte mehr als drei Gänge. Er aß praktisch die gesamte Speisekarte herunter und zur Hälfte wieder hinauf, so, daß sämtliche anderen Gäste auf ihn aufmerksam wurden und es Atlan peinlich wurde, neben einem solchen Mann sitzen zu müssen.
Noch bevor McKay fertig war, erhob sich Adams. Er blickte auf seine Uhr.
„Es tut mir leid, aber ich muß jetzt wieder zur Behandlung. Mister Marat wird bereits ungeduldig vor der Tür warten. Er hatte keinen Appetit, wahrscheinlich eine kleine Magenverstimmung, und wollte deshalb nicht mit hereinkommen, nachdem er Sie, Mister McKay, entdeckt hatte." Er kicherte leise. „Im übrigen, denke ich, kann ich bald auf meine Beschützer verzichten ..."
Die letzte Bemerkung, so empfand Atlan, war bewußt doppeldeutig gemeint. Anscheinend gehörte der Adams-Duplo zu jenen Menschen, die sich gern mit ihrer Unverfrorenheit brüsteten.
„Ich kann Ihnen diesen Wunsch nachfühlen", meinte Atlan.
„Hoffentlich brauchen Marat und McKay ihre Aufgabe nicht mehr lange zu erfüllen. - Wenn Sie jetzt zu Ihrer üblichen achtstündigen Behandlung gehen, Adams, dann möchte ich mich jetzt gleich von Ihnen verabschieden, denn in sechs Stunden geht mein Boot ab.
Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Besserung - und ein baldiges Wiedersehen ...!"
*
Jean-Pierre Marat hatte Mühe, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Homer G. Adams machte keine Anstalten, ihn zu einer zweiten Fahrt mit dem Sport-U-Boot aufzufordern. Dabei stand es fest, daß er das erste Mal unverrichteter Dinge umgekehrt war.
Wollte der falsche Finanzminister etwa allein hinaus?
In Gedanken schüttelte Marat den Kopf.
Das würde Adams niemals wagen. Er kannte den offiziellen Teil von Marats Auftrag und wußte, der Detektiv würde alle technischen Mittel des Guam-Sanatoriums aufbieten, um ihn zu suchen, falls er ihn plötzlich vermißte.
Oder hatte er seine Ansichten etwa geändert ...?
„So nachdenklich, Freund?" sagte Homer G. Adams in mitfühlendem Ton. „Leiden Sie unter Depressionen?"
Marat schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus, von dem er hoffte, daß er echt genug klang, um den mit allen Wassern gewaschenen GCC-Chef zu überzeugen.
„Ich ärgere mich, Sir. Die Panne mit dem Lamprotoxus hätte mir nicht passieren dürfen. Wenn ich daran denke, was Ihnen alles hätte zustoßen können, dann überläuft es mich jetzt noch abwechselnd heiß und kalt."
Adams lächelte dünn. „Es ist aber nichts passiert, Marat. Und das ist wohl die Hauptsache. Übrigens, stimmt es, was ich über euch passionierte Unterwasserjäger gehört habe: Ihr laßt nicht eher locker, als bis ihr die einmal erwähnte Beute erlegt habt ...?" Aha! dachte Marat, Endlich! „Hm!" brummte er. „Nun ...", dehnte Adams, „dann sehen Sie zu, daß Sie das Tiefseeungeheuer vor die Harpune bekommen, bevor ein anderer es Ihnen wegschnappt!"
Jean-Pierre Marat machte ein Gesicht, das vollkommenes Nichtbegreifen ausdrückte.
„Aber das geht doch nicht, Sir! Ich habe eine Aufgabe, und ich kann auch von meinem Partner nicht ohne weiteres verlangen, er solle seine Freizeit meinen Jagdgelüsten zuliebe opfern."
„Warum auch?" fragte Adams. „Ich werde das Boot mieten, und wir fahren beide hinaus." Marat schüttelte erneut den Kopf. „Das kann ich nicht verantworten, Sir. Sie wissen, daß ich das Boot verlassen muß, um den Lamprotoxus waidgerecht zu jagen. Noch einmal jedoch möchte ich Sie nicht allein zurücklassen. Das geht nicht immer gut."
Der Finanzminister tat so, als dächte er angestrengt nach.
„Wissen Sie was?" fragte er nach einigen Minuten. „Sie erklären mir die Manuellsteuerung noch einmal; ich war schon immer für meine gute Auffassungsgabe bekannt. Diesmal lerne ich es bestimmt, mit dem Boot allein zurechtzukommen." Marat wiegte den Kopf. „Wenn Sie meinen ...?" antwortete er schließlich zögernd.
Adams erhob sich ohne weiteren Kommentar. Er schritt zielsicher auf den Ausgang des Appartements zu. Auf dem Flur wählte er einen Antigravlift, der bis zum untersten „Deck" durchging.
Zehn Minuten später standen die beiden Männer vor dem Schalter des Sportbootsverleihs. Der von Roger McKay entsprechend präparierte Ausgabe-Robot händigte Adams die Schlüssel zu dem Bootsbunker aus, in dem das Boot stand, mit dem sie
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