0281 - Shimadas Mordaugen
klangen auch Rufe auf, und ein Name elektrisierte mich besonders.
»Shimada!«
Eine schrille Stimme schrie ihn. Leider konnte ich nicht erkennen, wo die Person saß, und als es jetzt heller wurde, stoppte der Mann auch sein Schreien.
Auf der Bühne verbeugten sich die Mädchen. Sie waren tatsächlich schwarz gekleidet und hatten nur ihre Gesichter weiß geschminkt, so daß die unheimliche Atmosphäre entstehen konnte.
Von dem blauen Feuer sahen wir auch nichts mehr. Auch den Schreier konnte ich nicht identifizieren, es hielten sich zu viele Menschen in dem Theater auf.
Freie Plätze gab es auch. Zwar nicht dort, wo wir standen, sondern ein Stück weiter, nahe der Bar, wo der Saal in Nischen aufgeteilt war, die im Halbdunkel lagen.
Wir orientierten uns dorthin. Bisher hatte ich noch keinen Europäer gesehen. Wir waren umringt von Japanern, die dem Fest der Finsternis beiwohnen wollten.
»Willst du dich an die Bar setzen?« fragte mich Suko.
»Eigentlich wollte ich mit dem Besitzer dieser Höhle reden. Lou Tanaka.«
»Wenn du den mal erreichst…«
»Fragen kostet nichts.« Ich drückte mich bereits auf einen Barhocker und schaute in eine halbrunde Spiegelfläche, vor der zahlreiche Flaschen standen.
Ein Keeper lächelte höflich und wischte imaginäre Staubkörnchen zur Seite. »Was kann ich für Sie tun?«
»Zwei Dinge«, erklärte ich. »Erstens wollen wir etwas trinken, und zweitens möchten wir den Chef des Ladens sprechen.«
»Mr. Tanaka?« Er sprach den Namen beinahe ehrfurchtsvoll aus und tat so, als hätten wir mit unserer Frage nach dem Boß ein Verbrechen begangen.
»Ja, wen sonst?«
Der Keeper blieb höflich, als er seinen Kopf schüttelte. »Nein, das geht auf keinen Fall.«
»Und warum nicht?« stieß Suko nach.
»Weil Mr. Tanaka sehr viel zu tun hat.« Der Mann begann sich hektisch zu bewegen und räumte einige Gläser zur Seite, wobei er sie noch putzte.
Der würde uns nicht weiterhelfen, da bissen wir auf Granit. Ich nickte Suko zu, und mein Freund griff unter seine leichte Jacke. Er wurde dabei von dem Keeper aus den Augenwinkeln beobachtet. Noch regte sich nichts auf dem Gesicht des Mannes. Der Ausdruck änderte sich aber, als Suko die kleine Ahnentafel hervorholte und sie auf die blanke Platte der Bar legte.
Wie gut, daß sich der Mixer festklammerte, vielleicht wäre er sonst noch nach hinten gekippt. Jedenfalls wurde sein Blick starr, die Lippen begannen zu zittern, und im Licht der dünnen Spotlight-Strahler glänzte Schweiß auf seiner Stirn.
»Was ist?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Woher haben Sie das?« hauchte er.
»Nehmen Sie an, wir hätten es gefunden«, sagte Suko.
»Aber das ist nicht möglich. Sie dürfen diese Tafel nicht behalten. Sie sind…«
»Was sind wir?«
Der Keeper hob seinen Kopf. »Unwürdig. Ja, Sie sind unwürdig. Nur Japaner dürfen…«
Beifall rauschte durch den Saal. Er unterbrach die Rede des Mannes, und ich warf einen Blick schräg über die Schulter nach links, wo sich vor meinen Augen der Saal ausbreitete und ich auch die Bühne sehen konnte.
Nach der letzten Aufführung hatte sich der Vorhang wieder herabgesenkt, nun glitt er allmählich in die Höhe und gab den großen Boden wieder frei. Dort fand ein neues Programm seinen Anfang.
Diesmal waren es Männer. Da das Licht wieder zusammenfiel, konnte ich nicht viel erkennen, nur dunkle Gestalten, die etwas Blitzendes in ihren Händen hielten.
Wahrscheinlich Schwerter…
Irgendwie hatten diese Gestalten auch Ähnlichkeit mit den Ninja-Kämpfern, denen wir begegnet waren, und über meinen Rücken rann es kalt. Wieder erklang Musik. Nach den Klängen bewegten sich Männer.
Sie führten einen Kampf vor.
Spielerisch natürlich, keinen echten Kampf, aber die Schwerter klirrten gegeneinander. Hin und wieder sah ich blaues Licht über die Gestalten gleiten. Es waren immer nur kurze Strahlen, die die Akteure trafen, um dann wieder zu verschwinden.
Über dem Saal lag die Dunkelheit. Nur die Ecke mit der Bar war in schwaches Licht getaucht. Aber auch hier gab es mehr Schatten als Helligkeit.
»Sie haben unsere Fragen noch immer nicht beantwortet«, erinnerte Suko den Mann. »Was ist mit dieser kleinen Ahnentafel?«
»Gehen Sie!« flüsterte der Keeper und beugte sich vor. »Gehen Sie schnell weg! Vielleicht schaffen Sie es noch.«
»Was sollen wir schaffen?«
»Ihr Leben zu retten.«
Ich lächelte. »Deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Meister.«
»Sie verstehen
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