0281 - Shimadas Mordaugen
mich nicht…«
Suko hatte seine Hand auf die Ahnentafel gelegt. »Holen Sie uns Lou Tanaka!«, verlangte er.
»Sie sind lebensmüde, nicht?«
»Wir wollen nur mit ihm reden. Auch wegen der kleinen Tafel«, erklärte ich lächelnd.
»Ja«, sagte der Keeper. »Ja, ich sage ihm Bescheid. Zwei Kamikaze-Menschen warten auf ihn.«
»Wieso Kamikaze?« fragte ich.
»Weil Ihre Chancen nicht größer sind. Deshalb…«
Wenn er das sagte, schien etwas daran zu sein. Aber Suko und ich hatten vor, uns so teuer wie möglich zu verkaufen, und das würden wir auch durchhalten.
»Da scheinen wir ja in ein Wespennest gestochen zu haben«, meinte mein Freund.
»Mal sehen.« Ich deutete zur Bühne.
»Kommt dir das nicht bekannt vor, Alter?«
»Und wie.«
Wir hörten die Kampfschreie der Tänzer. Dazwischen das Klirren der Schwerter und die dumpfen Geräusche, die entstanden, wenn die Akteure auf den Bühnenboden sprangen.
Waren es Ninjas?
Fast hatte es den Anschein, denn sie bewegten sich äußerst schnell und geschmeidig. Sie rannten aufeinander zu, schlugen mit ihren Schwertern und führten dabei artistische Leistungen durch. Daran, wie sie die Arme über die Schulter warfen und die Schwerter aus den Nackenscheiden holten, erkannten wir, daß es sich tatsächlich um einen alten Ninja-Tanz handelte.
Als direkte Ninja-Kämpfer stufte ich sie dennoch nicht ein. Für mich waren sie Tänzer einer Ballettgruppe, die hier die alte Tradition hochleben ließen.
Das breite Gesicht des Keepers erschien wieder. Er kam aus der Dunkelheit, geriet in den Dunstkreis einer Lampe und bewegte sich nickend.
»Er kommt.«
»Tanaka?« fragte ich.
»Ja.«
»Dann geben Sie uns einen Schluck Cola. Aber aus der Büchse oder Flasche.«
»Das ist nicht…«
»Gib her!« sagte Suko.
Wir bekamen zwei Büchsen, rissen die Verschlüsse auf und setzten zum Trinken an. Das Zeug kühlte, klebte leider auch im Gaumen, und wir setzten die Büchsen wieder ab.
Er war wie ein Geist erschienen. Aus dem Hintergrund löste er sich und blieb stehen.
Lou Tanaka!
***
Ich stieß Suko an, der bisher nichts gesehen hatte, weil Tanaka hinter ihm aufgetaucht war. Als sich mein Freund drehte, sah auch er den Mann hinter sich.
»Sie wollten mich sprechen?« Die Stimme klang nicht unsympathisch, auch wenn sie mir in der Höhe nicht ganz gefiel.
»Ja, wenn Sie Mr. Tanaka sind?«
Der Mann nickte mir zu. »Das bin ich. Kommen Sie, wir gehen zu einem Tisch! Dort plaudert es sich besser.«
Der Mixer starrte uns nach, als wären wir Todeskandidaten, die zur Hinrichtung gingen. Er hatte uns Kamikaze-Menschen genannt. Das gefiel mir gar nicht, wenn ich ehrlich war, denn wir hatten nicht vor, unser Leben so einfach wegzuwerfen.
Wir blieben nahe der Bar. An einen Vierertisch setzten wir uns. Ich hatte Zeit, mir Tanaka genauer anzusehen.
Er war für einen Japaner ziemlich kräftig. Zwar nicht so wie ein Sumo-Ringer, aber er brachte schon einiges auf die Waage, und der Korbstuhl ächzte, als sich der Mann darauf niederließ. Sein Gesicht glänzte. Der Vergleich mit einem Vollmond kam mir in den Sinn. Die Hände legte er auf den Tisch und verknotete seine dicken Finger miteinander.
»Was kann ich also für Sie tun, Meine Herren?«
»Ich will Ihnen zunächst einmal…«
Er unterbrach mich. »Sie brauchen sich nicht vorzustellen, Gentlemen. Ich weiß, wer Sie sind.«
»So?«
»Ja. Sie sind zum Beispiel John Sinclair. Man nennt Sie auch Geisterjäger. Der Mann an Ihrer Seite heißt Suko und stammt aus China. Er lebt mit einer gewissen Shao zusammen, in deren Adern das Blut alter Rassen fließt. Das einer chinesischen und das einer japanischen. Eine Frau mit Mischkultur. Soll ich Ihnen noch mehr sagen?« Er schaute mich grinsend an.
Ich ärgerte mich. Der Knabe kam mir zu gut informiert vor. Da merkte man mal wieder, was die Leute alles von einem wußten.
»Sie haben recht«, sagte Suko. »So erübrigt sich wenigstens eine Vorstellung. Aber aus welch einem Grunde wissen Sie so gut über uns Bescheid? Zumeist besitzen diese Informationen nur unsere Gegner. Gehören Sie dazu?«
»Ich bin über vieles informiert«, wich er aus und zeigte ein knappes Lächeln.
»Wir auch. Nur fehlen uns noch einige Dinge in unserer Sammlung. Ich hoffe, daß Sie uns helfen können, Mr. Tanaka.«
»Ich tue, was ich kann.« Er verbeugte sich leicht.
»Shimada!« sagte ich.
»Was meinen Sie damit?«
»Wer steckt dahinter?«
»Einer unserer Ninja-Dämonen. Nein, der oberste
Weitere Kostenlose Bücher