0282 - Die Spur führt zu Jagos Stern
um sich seine Gedanken zu machen. Über die verschwundene ALDABON zum Beispiel, und über die drei Gleiter in den nahen Bergen. Und auch über das fremde Schiff, das er beobachtet hatte.
„Fein, dann will ich mal los." Er griff nach seiner Winchester.
„Werde mal ein wenig in der Gegend herumfliegen und mir die Berge ansehen. Vielleicht finde ich noch Spuren."
„An Ihrer Stelle würde ich vorsichtig sein", sagte Kusenbrin. Er konnte Berl natürlich nicht von seinen eigenmächtigen Ausflügen abhalten, denn auf Jago III war jeder sein eigener Herr, aber er konnte ihm auch nicht verraten, was er selbst erst seit kurzer Zeit wußte. „Wenn sich wirklich Fremde auf Jago aufhalten würde. ich sogar verdammt vorsichtig sein an Ihrer Stelle."
„Keine Sorge, ich habe ja meine alte Christine dabei", beruhigte ihn Berl und schwenkte die Winchester in der Luft. „Die hilft mir schon wenn es mulmig wird."
„Hoffentlich wird es nicht mulmig!" wünschte ihm Kusenbrin.
Berl Kuttner kletterte wieder in den Gleiter. Es war ein älteres Modell mit nur zwei Sitzen. Es arbeitete nach dem gleichen Prinzip wie die modernen Typen, war nur ein wenig langsamer.
Berl erhob sich in die Lüfte und strich in nördlicher Richtung davon. Sein Funkgerät hatte er mitgenommen, um nicht auf die gewohnten Unterhaltungen mit Doris verzichten zu müssen. Im Augenblick jedoch verspürte er dazu keine besondere Lust. Ihre Mahnungen klangen ihm noch in den Ohren.
Unter ihm glitt die Steppe hinweg, dann kamen die Berge. Ohne Schwierigkeiten stieg er höher und landete schließlich an jener Stelle, die er ein paar Tage zuvor erst nach mühsamer Kletterei erreicht hatte. Er verließ den Gleiter und inspizierte noch einmal die Spuren.
Die Spuren gaben an sich keinen Hinweis darauf, wohin die drei Gleiter geflogen waren, die die Ladung des geheimnisvollen Schiffes übernommen hatten. Aber da genügte ja schließlich Kusenbrins Versprecher.
Die Sturmberge!
Berl war erst einmal dort gewesen, als er seine Liebe für den Tauchsport entdeckte. Ganz allein und ohne zu wissen, was im Meer auf ihn wartete, hatte er bei den Inselriffen getaucht. Nun wußte er, was es dort gab, nämlich nur kleine, harmlose Wasserbewohner, die bei seinem Erscheinen höchstens Verwunderung, aber selten Angst zeigten. Berl wertete das als Beweis dafür, daß keine Raubfische in den Meeren von Jago III existierten.
Als er über die Insel hinwegglitt, packte ihn erneut die Sehnsucht nach dem schwerelosen Blau der Unterwasserwelt. Er entsann sich noch rechtzeitig seiner sich selbst gestellten Aufgabe und flog weiter. Aber als die Sturmberge und die Steilküste in Sicht kamen, konnte er sich nicht langer bezähmen.
Er landete mit dem Gleiter in einer stillen Sandbucht, die von den Wellen in die Felsen gespült worden war.
Das Wasser war warm und unglaublich klar. Mit der einfachen Maske konnte er fast fünfzig Meter weit sehen, und Riffe gab es hier genug. Am Rand der Bucht war es seicht, aber dann fiel der Unterwasserhang fast senkrecht in eine unbekannte Tiefe. Hier hatte noch nie jemand gelotet.
Berl fiel es schwer, ohne seine Christine unter dem Wasser herumzuschwimmen, aber hierher konnte er sie beim besten Willen nicht mitnehmen. Das sah sogar er ein. Trotzdem bereitete ihm. das Tauchen und Schwimmen soviel Vergnügen, daß er fast seine ursprünglichen Absichten vergessen hätte.
Er tauchte an den steilen Felsen entlang, und immer seltener kam er an die Oberfläche, um sich zu orientieren. Den Gleiter und die Bucht hatte er längst aus den Augen verloren, aber das spielte keine Rolle. Er brauchte ja nur zurückzuschwimmen, um sie wiederzufinden. Der kleine Sauerstoffbehälter im Gürtel reichte noch für viele Stunden.
Die Sonne stand fast senkrecht über ihm und erhellte das Wasser bis auf mehr als hundert Meter so stark, daß man leicht hätte Fotos machen können. Berl tauchte, so tief er konnte. Die Riffe waren mit bunten Blumen - oder Tieren? - bewachsen, die sich in der leichten Strömung hin und her bewegten. Ein wunderbarer Anblick, den es auf dem Land nirgendwo geben konnte.
Das war auch der Grund, warum Berl so gern tauchte.
Der Hang der Sturmberge fiel fast senkrecht ins Meer hinab. Die Felswand war glatt und beinahe ohne Vorsprünge. Nur an wenigen Stellen gab es Höhlen, die aber nicht besonders tief waren. Berl schwamm hinein, überzeugte sich, daß es nichts zu sehen gab; und dann schwamm er weiter- immer weiter nach Norden.
Als er wieder einmal
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