0282a - Der Mörder und sein blonder Schwarm
Vorführung. Auf einem Schlitten wurde Spezialstahl dem Lichtstrahl nähergebracht.
Die Zuschauer rückten ihre Schutzbrillen vor die Augen. Jetzt hatte ich Gelegenheit, die Kinnpartien zu studieren. Aber Tom Balow war nicht unter den Besuchern.
Höhepunkt der Vorführung war das Pfannenexperiment. Danach eilten die Besucher in die Werkskantine.
Dr. Bend stand unschlüssig da. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Hand zitterte, als er eine Zigarette aus dem Päckchen nahm.
Phil und ich standen hinter einer Maschine. Ich trat vor und sagte leise: »Hallo, Dr. Bend. Das war eine ausgezeichnete Führung.«
Der Wissenschaftler zuckte zusammen, als habe ihn ein Peitschenhieb getroffen. Zerstreut fuhr er mit den Fingern über die Augen.
»Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Phil und kam ebenfalls näher.
»Nein. Das ist es nicht«, murmelte Dr. Bend.
»Aber irgendetwas stimmt mit Ihnen nicht«, sagte Phil.
Dr. Bend sah sich nach allen Seiten um, als vermute er Zuhörer. Dann stieß er hastig hervor: »Man hat versucht, mich zu erpressen.«
»Sie zu erpressen? Wann?«, fragte ich.
»Vorhin. Ich hatte kaum mit der Führung begonnen. Da wurde ich ans Telefon gerufen. Es war eine Stimme am Apparat, die ich nicht kannte. Sie verlangte von mir, ich solle die Konstruktionspläne für den Lichtstrahlerzeuger herausgeben. Ich lehnte das Ansinnen ab. Da drohte mir der Anrufer: ›Wenn Sie unserer Aufforderung nicht folgen, ergeht es Ihnen genauso wie Professor Solite.‹«
»Haben Ihre Chefs damals davon gesprochen, dass sie solche Anrufe bekommen haben?«, fragte ich.
»Nein. Weder Wagner noch Solite. Aber ich habe gemerkt, dass sie von einem Tag auf den anderen unruhig wurden. Professor Wagner beantragte seinen achtwöchigen Urlaub, von dem er noch nicht zurückgekehrt ist.«
»Er wird auch nicht mehr zurückkehren. Denn Professor Wagner wurde bereits vor acht Wochen ermordet«, teilte ich ihm mit.
Dr. Bend suchte nach einem Halt. Er wich bis an die Steinfliesen zurück, mit denen die Wand verkleidet war. Er wurde kreidebleich.
Ich belichtete Dr. Bend über den Mord an Professor Wagner. Diese Neuigkeit trug nicht dazu bei, das Selbstvertrauen des Wissenschaftlers zu heben.
»Dann werden Wagner und auch Solite ähnliche Drohungen erhalten haben«, folgerte Phil. »Aber warum haben sie sich nicht an die Polizei gewandt, wie das in solchen Fällen jeder Mensch machen würde?«
»Weil die Erpresser damit drohen, sofort zuzuschlagen, wenn auch nur ein Cop auf der Straße alarmiert würde«, sagte Dr. Bend tonlos.
»Hat man Ihnen auch die Pistole auf die Brust gesetzt?«, fragte Phil.
»Ja, genau.«
»In solchen Fällen stellt das FBI zuverlässige Leibwächter«, belehrte ich ihn. »So lange Phil und ich hier hocken, wird niemand riskieren, Ihnen auch nur ein Haar zu krümmen. Wir geben Anweisung, dass der Pförtner niemanden passieren lässt, der ihm nicht bekannt ist. Am besten geben Sie die Anordnung selbst, Dr. Bend. Außerdem lassen wir einige Cops aufmarschieren, die das ganze Gelände nach außen hermetisch abriegeln. Außerdem werden Sie sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden entweder in Ihrem Office oder aber im Nachbarraum aufhalten.«
Dr. Bend verließ mit uns das große Labor. Wir stiegen die Treppen hoch. Er warf sich in dem Office, das wir im Fisher-Labor bezogen hatten, in einen Ledersessel. Der Schweiß brach bei ihm in Sturzbächen aus. Er nahm zwei Taschentücher in die Hand, um seine Stirn zu trocknen.
»Ich bin mit den Nerven fertig«, murmelte er. »Erst die Geschichte mit dem Verkehrsunfall heute Morgen. Dann der Anruf. Ich brauche dringend Urlaub.«
»Dr. Bend. Sie müssen sich jetzt zusammenreißen. Wagner wollte in Urlaub fahren und landete auf dem Greenwood Cemetery. Solite wollte sich nach Chicago absetzen. Er fiel aus 2000 Fuß Höhe. Wenn Sie auch nur das geringste Risiko eingehen, wird John White Sie ebenso ermorden, wie Ihre beiden Kollegen. Nicht einmal aus dem Fenster gucken dürfen Sie, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Oder wie wäre es mit einer Schutzhaft?«
»Das geht nicht. Ich kann im Augenblick nicht das Haus verlasen«, sagte er. »Morgen früh werden neue Stahlsorten angeliefert, die erprobt werden müssen.«
»Gut. Dann richten Sie sich genau nach unseren Angaben«, sagte Phil.
Dr. Bend nickte und griff mit zitternden Händen zum Telefon. Er wählte die Nummer des Pförtners und gab Anweisung, keinen unbekannten Wagen mehr passieren zu
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