Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
Vom Netzwerk:
Tages auf die Uhr zu sehen, bloß damit ich abends ein paar neugierigen Schnüfflern erzählen kann, wo ich wann gewesen bin. Wenn Sie dafür kein Verständnis haben, kann ich es nicht ändern.«
    »Das soll heißen, dass Sie mir nicht genau sagen können, wo Sie um halb zehn waren?«
    »Genau.«
    Van Geeren seufzte.
    »Na schön. Wie Sie wollen. Wie teuer waren eigentlich die Rosen, die Sie heute früh gekauft haben?«
    Bollinger lief rot an. In seinen Schläfenadern züngelte das Blut.
    »Spioniert ihr mir etwa nach?«, rief er wütend.
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, lächelte van Geeren liebenswürdig.
    »Ich habe auch nicht die Absicht, darauf eine Antwort zu geben, verdammt noch mal!«
    Van Geeren stand auf. Handy Lords erhob sich sofort mit.
    »Es tut mir leid, Mister Bollinger«, sagte der beleibte Lieutenant, »aber ich muss Sie festnehmen. Der Haftbefehl wird Ihnen binnen vierundzwanzig Stunden vorgelegt werden. Kommen Sie mit. Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Zahnbürste und ein paar Kleinigkeiten mitnehmen, die man so braucht.«
    Der Bauunternehmer runzelte die Stirn und zog die buschigen Augenbrauen zusammen, bis sie einen dicken geraden Strich über der Nase bildeten.
    »Ich habe wohl nicht richtig gehört«, murmelte er überrascht.
    »Doch, ich glaube schon.«
    »Sie wollen mich festnehmen?«
    »Ja. Machen Sie keine Dummheiten, Bollinger. Wir sind zwei, und wir sind bewaffnet.«
    »Aber warum wollen Sie mich denn festnehmen? Was habe ich denn getan? Ach, Augenblick, da fällt mir was ein! Sie kommen wegen Tony, was?«
    »Vielleicht«, sagte van Geeren mit einem Achselzucken. »Sie wissen bestimmt genau, warum wir gekommen sind.«
    »Natürlich ist es dieser Mistkerl! Heute früh kommt er sternhagelvoll auf die Baustelle und setzt sich in seinen Kran, obgleich er einen T-Träger nicht mehr von einem Streichholz unterscheiden kann, und jetzt hetzt er mir die Polizei auf den Hals. Ich will Ihnen was sagen, Lieutenant! Ja, ich habe dem Kerl eine gelangt, dass er umkippte. Ich möchte mal den Bauführer sehen, der sich so was gefallen lassen hätte! Aber das ist verdammt kein Grund, einen Mann in meiner Position gleich einzusperren! Ich werde mit meinem Rechtsanwalt telefonieren! Das wollen wir doch sehen!«
    Bollinger stapfte mit schweren Schritten zum Telefon. Als er schon zwei oder drei Ziffern gewählt hatte, sagte van Geeren ruhig: »Sagen Sie dem Rechtsanwalt, Sie seien wegen Mordverdachts festgenommen worden. Nur damit er einsieht, dass es dringend ist.«
    Bollinger erstarrte mitten in der Bewegung. Seine Nasenspitze war vor Wut weiß geworden. Ein paar Sekunden lang stierte er den dicken Lieutenant fassungslos an, dann ließ er den Hörer zurück auf die Gabel sinken und krächzte heiser: »Sagen Sie das noch einmal…«
    »Bitte: Sie stehen unter Mordverdacht, Bollinger. Und dass Sie uns so wenig behilflich sind, macht Ihre Situation nicht besser.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr«, gab der stämmige Mann kopfschüttelnd zu. »Wieso denn Mordverdacht? Tony ist doch nicht tot? Verdammt, ja, die eine, die ich ihm gelangt habe, war nicht von schlechten Eltern, ich habe nun einmal eine gute Handschrift, aber an einem kräftigen Schlag stirbt man doch nicht gleich!«
    »Die Geschichte mit diesem Tony interessiert uns nicht«, bekannte van Geeren. »Wenigstens im Augenblick noch nicht, solange dieser Mann keine Anzeige gegen Sie erstattet.«
    »Aber einem anderen Menschen habe ich kein Haar gekrümmt!«
    »Davon bin ich nicht überzeugt. Bloße Beteuerungen nützen nichts, Bollinger. Unsere Fragen wollen Sie nicht beantworten, da müssen Sie es sich schon gefallen lassen, dass wir unsere Folgerungen ziehen. Wenn Sie erst in unserem Vernehmungszimmer sitzen, werden Sie vielleicht gesprächiger. Das hat schon bei vielen geholfen.«
    »Ich habe das Gefühl, dass ich in irgendeiner dicken Sache drinstecke. Ich weiß nicht, wie ich reingekommen bin, aber jedenfalls scheint es ernster zu sein, als ich dachte. Habe ich recht?«
    »Ziemlich.«
    »Warum haben Sie vorhin nach den Rosen gefragt? Hat das irgendwas mit der Geschichte zu tun?«
    »O ja.«
    Bollinger ging zu der Tür, durch die seine Frau das Zimmer verlassen hatte. Er bückte sich und sah durchs Schlüsselloch. Als er sich wieder aufrichtete, sprach er leiser als vorher.
    »Ich habe eine Freundin«, gab er zu.
    Man konnte sehen, dass ihm das Geständnis schwerfiel. »Sie heißt Nicoll Marin. Heute hat sie Geburtstag.

Weitere Kostenlose Bücher