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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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gewissen Tischlerei liegt der Besitzer bewusstlos auf dem Fußboden. Das mag für Sie kein Wilder Westen sein, aber nach einem ruhigen, friedlichen Revierbezirk sieht es mir auch nicht aus. Und jetzt wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie den Revierleiter mal heranschleppen würden. Ich möchte das Gespräch offengestanden lieber mit ihm fortsetzen als mit Ihnen.«
    Der Sergeant presste die Lippen aufeinander und schoss Blicke auf mich ab, mit denen er vielleicht einen Polizeirekruten einschüchtern konnte. Bei mir brachte er mit so was nicht einmal den kleinen Finger zum Zittern.
    »Ich weiß nicht, ob der Captain Zeit haben wird«, kaute er hochnäsig heraus.
    Langsam wurde es mir zu bunt. Ich packte ihn mit zwei Fingern an einem seiner blanken Knöpfe und sagte sehr leise: »Schwirren Sie ab und sagen Sie dem Captain Bescheid, Sergeant. Ich bin bestimmt kein einflussreicher Mann, habe aber genug Beziehungen, dass ich Ihnen allerhand Schwierigkeiten machen kann.«
    Ich drehte ihn mit der linken Hand in der Schulter so, dass er auf die mit Milchglas ausgelegte Tür blickte, die wahrscheinlich zu den hinteren Räumen des Reviers führte. Er setzte sich notgedrungen in Bewegung.
    Eine halbe Minute später erschien ein grauhaariger Captain mit einem verwitterten Gesicht. Der Himmel mochte wissen, was der Sergeant ihm aus Wut über mich eingeflößt hatte, jedenfalls sah mich der Captain nicht gerade erfreut an.
    Ich erklärte ihm den Hergang der Geschichte.
    »Ein Racket?«, fragte der Captain und wurde lebhaft. »Ich hatte schon gehört, dass sich so was in meinem Revier breitgemacht hätte. Leider hatte ich noch nicht genug Material gegen die Burschen.«
    Seine Stimmung mir gegenüber schlug um. Er legte mir fast freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    »Aber kommen Sie doch mit in mein Office, Agent Cotton! Sergeant, passen Sie auf diese drei Männer auf!«
    »Ja, Sir«, bellte der Sergeant gehorsam. Ich konnte es nicht lassen: Im Vorbeigehen grinste ich ihn zufrieden an. Er zuckte nicht mit der Wimper.
    Nachdem ich der Einladung des Captains gefolgt war und Platz genommen hatte, fragte er mich: »Sie werden gegen das Racket Anklage erheben, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, Captain, das werde ich nicht.«
    »Aber das FBI wird es für Sie tun?«
    »Nein, auch das nicht. Die Racketsache interessiert uns gar nicht. Wir sind mit einer anderen Geschichte absolut ausreichend beschäftigt. Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie die Racketsache haben. Wenn Sie es nicht tun, muss ich mich an die Kollegen vom FBI in Jersey City wenden. Wir können die drei nicht mehr laufen lassen, als ob nichts geschehen wäre.«
    »Das ist Ihr Ernst?«
    »Aber sicher doch. Wer die Halunken vor Gericht bringt, ist doch nebensächlich. Wenn Sie Spaß dran haben - bitte!«
    Ich wusste genau, dass er Spaß dran haben würde. Wenn er es ein bisschen geschickt anfing, würde es so aussehen, als habe sein Revier mit dem Racket ohne jede fremde Hilfe aufgeräumt. Das musste ihm eine gute Presse und mehrere Pluspunkte bei den Vorgesetzten im Polizeipräsidium einbringen.
    »Welchen Gegendienst verlangen Sie, Agent Cotton?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Mann, Captain, wir sind doch Polizeibeamte und keine Schacherer. Ich bin froh, wenn ich die drei Leute vom Hals habe. Und wenn Sie die Vernehmungen so durchführen lassen, dass ich nicht wieder in Erscheinung zu treten brauche, bin ich Ihnen dankbar. Ich habe genug am Hals, als dass ich mich darum reißen möchte, als Zeuge gegen drei billige Racketgangster aufzutreten.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen versprechen, dass wir Sie nicht brauchen werden, Agent Cotton«, sagte er und lächelte zufrieden. »Wir werden mit den Dreien schon fertig werden, ohne dass wir Sie bemühen müssten. Jetzt, da sie verhaftet sind, werden sich genug Geschädigte finden, die jetzt endlich bereit sind, auszusagen. Hinterher haben die Leute ja immer den Mut, den sie vorher hätten haben sollen.«
    »Da haben Sie leider recht, Captain«, bestätigte ich. »Dann kann ich jetzt ja gehen, oder? Ich habe es eilig.«
    »Ich will Sie nicht aufhalten, Agent Cotton.«
    Wir schüttelten uns in dem guten Gefühl die Hand, dass wir ein schönes Geschäft gemacht hatten. Bekanntlich ist ein gtftes Geschäft eins, an dem beide Teile verdienen. Bei uns war es der Fall: Der Captain hatte sein Racket und ich meine Ruhe. Ich trieb mich ein paar Minuten vor dem Revier herum, bis Driver-Mac wie versprochen wieder

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