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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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Deshalb habe ich ihr die Blumen hingebracht. Ich muss ungefähr bis elf bei ihr gewesen sein.«
    »Heute Vormittag?«
    »Ja.«
    »Wir müssen das überprüfen, Bollinger.«
    »Zum Teufel, deshalb habe ich es Ihnen doch erzählt. Los, wenn Sie wollen, können wir sofort hinfahren. Es ist nicht weit.«
    »Gut, tun wir das.«
    »Ich sage nur meiner Frau Bescheid.«
    »Aber keine Dummheiten, Bollinger!«
    Der breitschultrige Mann blieb vor dem Lieutenant stehen.
    »Sehen Sie sich mal diese schwieligen Hände an«, sagte er ernst. »Damit habe ich vor sechzehn Jahren angefangen. Damit und mit einer Maurerkelle. Das war alles, was ich hatte. Heute arbeiten hundertdreiundzwanzig Mann für mich. Glauben Sie, das lasse ich einfach im Stich, nur weil mir die Polizei was am Zeug flicken will?«
    Er ging an van Geeren vorbei. Ein paar Minuten später stand er wieder in der Tür, mit dem Hut auf dem Kopf.
    »Kommen Sie!«, sagte er.
    Es war bereits gegen halb neun, als sie Nicoll Marin gegenüberstanden. Sie mochte vier- oder fünfundzwanzig Jahre alt sein, und sie passte ganz und gar nicht zu einem Mann wie Bollinger. Nicoll Marin war verwöhnt, anspruchsvoll und verspielt.
    »Deine Rosen, Harry?«, fragte sie verwundert. »Oh, selbstverständlich kann ich sie Ihnen zeigen. Was hat denn das zu bedeuten, Harry?«
    »Vor allem interessiert mich der Karton«, sagte van Geeren schnell.
    »Welcher Karton?«
    »In dem die Blumen waren.«
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte Nicoll Marin kühl. »Die Blumen brachte Harry so, sie waren nicht in einem Karton.«
    ***
    Selbst in den nicht gerade kleinen Wagen, die man bei uns in den Staaten zu bauen pflegt, sitzt man zu sechst nicht allzu bequem. Vor allem dann nicht, wenn die ganze hintere Sitzbank von drei Gangstern beansprucht wird, die man während der Fahrt besser nicht aus den Augen lässt.
    »Wie steht’s, Hillery?«, fragte ich den Kameramann, als Mac sein Taxi in Gang gesetzt hatte. »Kann der Arzt noch so lange warten, bis wir die drei da hinten beim nächsten Revier eingeliefert haben?«
    »Sicher«, erwiderte der Gefragte. »Ich lebe ja noch.«
    Während Driver-Mac sich durch das Verkehrsgewühl den Weg zum nächsten Polizeirevier der Stadtpolizei von New Jersey suchte, verrenkte ich mir den Kopf, nur damit die drei Galgenvögel auf dem Rücksitz nicht das Gefühl bekamen, sie würden vernachlässigt.
    Auf dem Revier geriet ich an einen Sergeant, der mit dem St. Bürokratius direkt verwandt sein musste. Ich erklärte ihm kurz die Lage. Das erste, was er sagte, war: »Kann ich mal Ihren Dienstausweis sehen, Agent?«
    Ob er mich für einen Witzbold hielt, der aus lauter Spaß drei Männer einsperren lassen wollte, war mir nicht klar. Ich hielt ihm den Ausweis hin und stellte mich auch noch geduldig so in Positur, dass er mein Gesicht mit dem Lichtbild auf dem Ausweis vergleichen konnte. Das Ergebnis ließ zwar länger als nötig auf sich warten, schien aber wenigstens befriedigend ausgefallen zu sein. Er gab mir den Ausweis zurück. Aber dabei fragte er: »Also wie war das nun, Agent? Sie müssen schon entschuldigen, aber die Geschichte, die Sie mir erzählt haben, war ein bisschen verworren.«
    Ich holte tief Luft. Im Umgang mit den lieben Mitmenschen soll man geduldig sein. Aber andrerseits lag in seiner Werkstatt immer noch bewusstlos der Tischlermeister, er musste möglichst schnell ärztlich versorgt werden, Hillery selbst musste auch möglichst rasch zu einem Doktor, und nicht zuletzt schließlich wollte ich möglichst schnell dahin, wo, nach dem was Driver-Mac im Radio gehört hatte, schon wieder eine Höllenmaschine explodiert war.
    »Augenblick, Sergeant«, sagte ich, drehte mich um und stiefelte hinaus. Eine Minute später kam ich wieder herein, aber diesmal hatte ich die drei strittigen Objekte bei mir. Ich zeigte auf die lange Holzbank an der Fensterwand des Revierraums und befahl ihnen: »Setzt euch schön brav hier hin und muckst euch nicht, bis ich dem Sergeant erklärt habe, was für liebe Mitmenschen ihr seid.«
    Um meinem Befehl den nötigen Nachdruck zu verleihen, hatte ich meine Dienstpistole in die Hand genommen. Das erregte nun wieder das Missfallen des Sergeants.
    »Entschuldigen Sie, aber wir sind doch nicht im Wilden Westen«, sagte er.
    Ich holte tief Luft und zählte lautlos bis zehn. Danach ging es mir besser.
    »Wissen Sie, Sergeant«, sagte ich, »draußen im Taxi sitzt ein Mann, den diese drei Halunken hier sehr übel zugerichtet haben. Und in einer

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