0283 - Im Banne der grauen Schatten
könnte.
»Cotton«, meldete ich mich.
»Ich bin’s«, sagte Phil.
Der beste Freund kann manchmal das lästigste Subjekt dieser Welt sein. Phil war von diesem Punkt nur noch um Haaresbreite entfernt, als er scheinheilig freundlich fragte: »Schläfst du schon?«
»Ja«, sagte ich. »Dir würde ich es auch empfehlen.«
»Ich kann nicht einschlafen«, gestand er. »Weiß der Teufel, woran es liegt. Bei dir im Wagen war ich müde. Jetzt bin ich wieder hellwach.«
»Morgen darfst du im Jaguar übernachten«, versprach ich.
»Jerry, ich habe nachgedacht«, verkündete Phil ungerührt.
»Mir bleibt auch nichts erspart«, stöhnte ich.
»Nein, ernsthaft! Van Geeren scheint zu glauben, dass dieser Bollinger…«
»… diesen Ballister mit der Blumenkarton-Höllenmaschine in die Luft gejagt hat, ja, zum Teufel!«, unterbrach ich ihn. »Was um alles in der Welt stört dich daran?«
»An der Sache ist etwas sehr unlogisch«, sagte Phil.
»Du glaubst gar nicht, wie mich das mitten in der Nacht interessiert«, gähnte ich.
»Ich kann mir’s denken«, sagte Phil. Und ich konnte nicht einmal heraushören, ob er es ernst meinte oder ironisch. »Also hör zu, ich will es dir erklären. Bollinger ist von Ballister in seiner Sendung angegriffen worden, Bollinger hat öffentliche Bauaufträge größeren Ausmaßes nur bekommen, weil er Schmiergelder gezahlt hat. Das hat Ballister in einer seiner Sendungen aufgedeckt.«
»Und das hat Bollinger so rasend gemacht, dass er Ballister dafür umlegte. Verdammt, ich verstehe nicht, was du daran nicht kapierst!«
»Den Anschlag auf Hillery«, sagte Phil trocken.
»Meine Güte«, stöhnte ich. »Was gibt es denn da nicht zu verstehen? Hillery war Ballisters Kameramann, nicht wahr? Er war also in einem hohen Maße mitverantwortlich an Ballisters Sendung! Ist doch ganz einfach!«
»Für dich, du denkfauler Kerl«, sagte Phil. »Aber in Wahrheit ist es doch so, dass Ballister der verantwortliche Produzent war. Ballisters Name stand groß in den Programmzeitschriften. Ballisters Name wurde zu einem Begriff. Ballister hinten und vorn. Kein Mensch sprach von dem Kameramann Hillery! Warum also sollte Bollinger auch ihn ermorden lassen, he? Kannst du mir das vielleicht sagen?«
»Nein«, gab ich zu und gähnte erneut. »Das kann ich nicht. Ich will es auch gar nicht. Ich überlasse es van Geeren, diesen Widerspruch zu klären, wenn es wirklich einer sein sollte, wovon ich noch nicht einmal überzeugt bin.«
»Aber ich habe mir gedacht…«, sagte Phil.
»Gute Nacht, Phil«, sagte ich.
Zwei Minuten später schlief ich bereits. Denn ein G-man ist auch nur ein Mensch und hat das Recht auf seinen Schlaf.
***
»Wohin fahren wir?«, fragte Phil, als er am Morgen zu mir in den Jaguar stieg.
»Zu van Geeren«, erwiderte ich.
Sein Gesicht hellte sich auf.
»Also doch«, konstatierte er befriedigt. »Du hast eingesehen, dass ich recht habe?«
»Das kann ich nicht behaupten, denn ich habe nicht weiter darüber nachgedacht«, gab ich ehrlich zu. »Ich möchte nur, wenn wir uns bei Mister High zurückmelden, dass auch wirklich alles klar ist.«
»Na schön«, brummte Phil. »Du wirst ja sehen…«
Es war kurz vor neun, als wir ins Office von Lieutenant van Geeren kamen. Er wirkte übernächtigt.
»Guten Morgen«, erwiderte 6r unseren Gruß abgespannt. »Setzen Sie sich! Was gibt es Neues?«
»Wir dachten, Sie hätten etwas Neues?«, fragte Phil.
»Na ja. Handy machte gestern ein Geschäft ausfindig, wo Bollinger Rosen in einem Karton gekauft hat, wie er im Fall Ballister für die Höllenmaschine gebraucht worden ist. Übrigens haben wir heute Nacht schon festgestellt, dass die Blumen für Hillery in einem gleichartigen Karton gewesen sein müssen.«
»Wann hat Bollinger die Blumen denn gekauft?«, warf ich ein.
»Kurz nach acht. Er hatte also genügend Zeit, die Höllenmaschine in den Karton einzubauen, wenn er sie schon so weit vorbereitet hatte, dass nur noch das Einbauen gemacht werden musste.«
»Hat er ein Geständnis abgelegt?«, fragte Phil.
»Nein. Ich habe ihn die ganze Nacht über verhören lassen. Er streitet strikt ab, mit Ballisters Ermordung etwas zu tun zu haben.«
»Womit erklärt er die Tatsache, dass er die Blumen aber gekauft hat?«
»Seine Freundin hatte Geburtstag. Ehrlich gesagt, als ich die Geschichte mit der Freundin hörte, war ich nahe daran, ihm zu glauben. Aber dann fuhren wir zu ihr…«
»… und sie hatte keine Blumen von ihm erhalten?«, fragte
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