0283 - Im Banne der grauen Schatten
Phil schnell.
»Doch. Aber nur die Blumen! Nicht den Karton.«
»Was sagt Bollinger dazu?«
»Er hätte den Karton weggeworfen, weil er es blöd fände, Blumen in einen Karton zu packen. Haben Sie schon einmal so eine faule Ausrede gehört? Er hätte sich wenigstens etwas Besseres einfallen lassen können. Natürlich hat er die Rosen aus dem Karton seiner Freundin gegeben. Damit er gewissermaßen ein Alibi für die Blumen hat. Die Rosen für Ballister wird er sich woanders gekauft haben, ohne Karton, vielleicht hat er sie auch einfach aus einem Automaten gezogen. Und den zweiten Karton mit den Blumen für Hillery wird er sich wieder an einer anderen Stelle besorgt haben.«
»Aber zu der Zeit, als das Paket bei Hillery abgegeben wurde, scheint Bollinger schon in Ihrer Hand gewesen zu sein!«, wandte Phil ein.
»Er hat einen Helfer. Oder einen Boten, der nichts von dem gefährlichen Inhalt der Blumenkartons weiß. Glauben Sie vielleicht, ein Mann wie Bollinger ist nicht gerissen genug, sich selbst möglichst weit aus so einer Sache herauszuhalten?«
Ich zuckte die Achseln. Ich kannte-Bollinger ja nicht. Aber wenn ich erwartet hatte, dass Phil van Geeren lebhaft widersprechen würde, so sah ich mich getäuscht. Phil schien auf einmal alles in Ordnung zu finden.
Wir unterhielten uns noch eine Weile mit dem Chef der 4. Mordkommission, bevor wir uns von ihm verabschiedeten, um ins Distriktgebäude zurückzukehren. Van Geeren bedankte sich bei uns für die Hilfe, die wir ihm geleistet hätten.
»Wenn ich gewusst hätte, dass es so schnell zu einer Lösung kommt«, sagte er beim Abschied, »dann hätte ich selbstverständlich erst gar keine Anforderung an das FBI gerichtet. Aber das konnte ich ja nicht ahnen.« '
»Natürlich nicht«, stimmte ich ihm zu. »Das ist schon okay. Wenn Sie mal wieder jemand von unserem Verein brauchen, melden Sie sich wieder. Dafür sind wir da.«
***
Wir fuhren zum Distriktgebäude. Als wir in unserem Office saßen, fragte ich: »Also was ist nun? Machen wir Mister High Meldung, dass wir wieder zurück sind, oder was tun wir sonst?«
»Mir wäre es lieber, wir würden die Meldung noch ein paar Stunden hinauszögern.«
»Aber warum, zum Teufel, Phil?«
»Weil ich mit einer überraschenden Wendung rechne.«
»Wie soll denn die aussehen?«
»Wenn ich das wüsste, brauchte ich nicht darauf zu warten.«
»Und in der Zwischenzeit sollen wir hier herumsitzen und die Zeit vertrödeln?«
»Wir können an den Akten Weiterarbeiten, die wir gestern beiseitelegen mussten, als uns van Geerens Anforderung wegrief. Das ist eine Arbeit, die wir ohnehin einmal tun müssen, da bleibt es sich auch gleich, ob wir sie nun vor oder nach unserer offiziellen Zurückmeldung erledigen.«
»Meinetwegen«, brummte ich, aber ich tat es ohne Überzeugung.
Wir setzten uns also an die Schreibtische und machten uns über den Papierkrieg her. Ab und zu steckte sich einer von uns eine Zigarette an oder blätterte in der vor ihm liegenden Akte eine Seite um, sodass ein schwaches Geräusch entstand. Ansonsten herrschte tiefe Stille, abgesehen vom leisen Summen der Klimaanlage, an die wir uns aber schon so gewöhnt haben, dass wir sie nicht mehr hörten.
Draußen zog ein herrlicher Sommertag herauf. So schön, dass morgens um zehn schon klar wurde, was für eine unerträgliche Hitze in den Mittagsstunden herrschen würde.
Zweimal klingelte das Telefon. Beide Male war Phil so schnell am Apparat, dass ich ihm nicht zuvorkommen konnte. Aber in beiden Fällen handelte es sich lediglich um Routinefragen von Kollegen, die in irgendeinem der früher von uns bearbeiteten Fälle eine Auskunft haben wollten. Ich sah, wie enttäuscht Phil jedes Mal war.
Und dann schrillte das Telefon zum dritten Mal. Ich war fest überzeugt, dass es wieder ein Kollege sein würde. Ich sah nicht einmal auf. Bis Phil leise rief: »Jerry! Mithören!«
Ich griff überrascht zu der Mithörmuschel und presste sie an mein Ohr. Van Geeren war an der Strippe. Ich erkannte seine Stimme sofort.
»Hallo, Decker! Sind Sie noch da?«
»Selbstverständlich, Lieutenant. Was ist denn los?«
»Haben Sie schon mal was von einem Privatdetektiv namens Roger Morton gehört?«
»Nein. Warum? Müssten wir den Namen kennen? Ist es einer von den Burschen, die ständig mit der Polizei Ärger kriegen?«
»Das kann man wohl nicht sagen«, erwiderte van Geeren zögernd. »Wenn ich es richtig beurteile, scheint er noch verdammt jung in seinem Fach gewesen zu
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