0283 - Xorrons Totenheer
sie gefunden, rief an und wurde ein paarmal verbunden. Der zuständige Mensch zeigte sich recht zugeknöpft und wollte mit keinerlei Auskünften herausrücken. Ich schlug ihm vor zurückzurufen, was er auch tat.
Dadurch erhielt er die Gewißheit, es nicht mit einem Bluff er zu tun zu haben.
Als ich ihm mein Problem erklärt hatte, war er erst einmal schockiert.
»Das wollen Sie wissen, Sir?«
»Ja.«
»Ich muß da erst nachchecken.«
»Wird ja nicht lange dauern. Sie führen schließlich Passagierlisten.«
»Natürlich, Sir. Kann ich Sie zurückrufen?«
»Ich bitte darum!«
»Schwierigkeiten?« fragte mich Suko, als ich den Hörer auf die Gabel gelegt hatte.
»Es geht. Der Knabe muß erst suchen.«
»Hoffentlich nicht zu lange.«
Diese Hoffnung erfüllte sich. Es dauerte wirklich nur kurze Zeit, bis der Rückruf kam. Und diesmal zeigte sich der Mann sehr entgegenkommend.
»Natürlich können Sie die Liste bekommen«, sagte er. »Haben Sie etwas zu schreiben da?«
»Immer.«
»Hören Sie zu! Es waren neun Passagiere, die am gestrigen Tag aus Germany kommend hier eintrafen. Wenn Sie sich die Namen notieren wollen…«
Das tat ich. Ich schrieb sie untereinander auf den Zettel und versuchte noch herauszufinden, wo sie sich aufhalten konnten.
»Das wissen wir leider nicht.«
»Sie haben also nicht über einen Reiseveranstalter gebucht?«
»Doch. Nur trennte man sich. Diese Passagiere beteiligten sich nicht an den Besichtigungsprogrammen.«
Ich bedankte mich.
»Gern geschehen.«
Ich schob meinem Freund Suko den Zettel zu. »Viel weiter sind wir nicht gekommen«, kommentierte ich.
»Wir haben jedenfalls die Namen.«
»Was nutzt es?«
»Es müßte doch herauszubekommen sein, wo die sich in London aufhalten, zum Henker.«
»Willst du jedes Hotel anrufen?« fragte Shao dazwischen.
»Nein, das nicht«, sagte ich. »Aber die Idee ist nicht einmal schlecht. Ich kenne den Namen der Reisegesellschaft. Durch sie könnten wir erfahren, wo die Leute untergebracht sind.«
»Das ist gut.«
Die Dame von der Firma zeigte sich auskunftsfreudiger als der Knabe vom Flughafen. Wir erfuhren, daß die jungen Leute in einem christlichen Hospiz wohnten, das der CVJM-Gruppe im weitesten Sinne angehörte.
Die Adresse bekamen wir ebenfalls.
Ich bedankte mich mit artigen Worten bei der Frau und telefonierte direkt weiter.
Diesmal hatte ich Pech.
»Tut mir leid«, hallte es durch den Hörer. »Aber die Jugendgruppe, von der Sie sprechen, ist nicht greifbar.«
»Alle neun?«
»So ist es, Sir.«
»Wo könnten sie denn hingegangen sein?« hakte ich nach.
»London ist groß, Sir.«
»Das weiß ich selbst. Ich wollte mich nur danach erkundigen, ob Sie eventuell Bescheid wissen. Vielleicht haben sie sich abgemeldet und mit jemandem über ihr Ziel gesprochen oder sich nach irgend etwas erkundigt. Wäre schließlich möglich.«
»Ich werde mal nachhören, Mr. Sinclair. Bleiben Sie bitte am Apparat!«
»Gern.« Ich verdrehte die Augen. Allmählich ging mir die Herumtelefoniererei auf den Geist. Im Hintergrund sprachen zwei Personen. Dann vernahm ich ein heftiges Schnauben, und eine Stimme, die sich ziemlich alt anhörte, brummte ein knappes »Ja?« in die Muschel.
Abermals legte ich meinen Wunsch offen.
»Ach, die Deutschen, meinen Sie. Die sind verschwunden. Sie wollten wahrscheinlich die Nacht über wegbleiben, das jedenfalls sagten sie.«
»Und wo?«
»Kann ich Ihnen nicht genau sagen, Sir«, bekam ich zur Antwort.
»Aber ungefähr.«
»Klar. Sie wollten einen Friedhof besuchen, der besonders schön gruselig ist.«
Ich schluckte. »Das haben sie gesagt?« fragte ich.
»So ähnlich.«
In meinem Magen begann sich ein Klumpen auszubreiten. Das gefiel mir überhaupt nicht. Neun junge Leute wollten einen Friedhof besuchen. Eigentlich eine harmlose, wenn auch gruselige Sache. Doch Menschen, die einen Job ausführten, wie ich ihn hatte, sahen das anders.
Friedhöfe können zu Gefahrenpunkten werden, wobei sie auch manchmal die Quellen Schwarzer Magie sind. Shao hatte mit der Stimme der Sonnengöttin von Beschwörungen gesprochen, die von jungen Leuten durchgeführt werden sollten. Welcher Platz eignete sich dafür besser als ein Friedhof?
»Können Sie nähere Angaben machen?« fragte ich den Hausmeister oder was immer er auch war.
»Nein, das heißt doch. Es muß ein Friedhof sein, der außerhalb von London oder am Stadtrand liegt, denn sie sprachen davon, daß sie weit fahren müßten.«
»Mit der
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