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0283 - Xorrons Totenheer

0283 - Xorrons Totenheer

Titel: 0283 - Xorrons Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geschehen eingreift. Wenn Menschen ihn anrufen, kommt er nicht. Wir müssen ihn schon beschwören, und ich halte hier ein Abbild von ihm in den Händen. Seht ihn euch sehr genau an!« Damit ihn alle erkennen konnten, hielt Kotö die kleine Figur in die Höhe.
    Die Freunde rückten näher zusammen. Keiner wollte sich eine Einzelheit entgehen lassen.
    Sie sahen eine Figur, die einen goldenen Helm trug, mit einem goldenen Panzer geschützt war, einen aus Gold bestehenden Dolch im Gürtel stecken und ebenfalls noch einen mit Pfeilen bestückten Köcher und einen Bogen bei sich hatte.
    Schwerbewaffnet also…
    »Habt ihr ihn gesehen?« fragte Koto.
    Allgemeines Nicken.
    »Ihn will ich beschwören. Das heißt, er soll nicht nur als Figur bei uns sein, sondern in Lebensgröße. Als Dämon des Guten!«
    »Woher willst du wissen, daß er ein Dämon des Guten ist?« fragte Sven.
    »Weil ich seine Geschichte kenne.«
    Mit dieser lapidaren Antwort mußten sich die neun Horror-Fans zufriedengeben.
    »Und wie willst du ihn beschwören?« fragte Ullrich.
    Koto lachte. »Ich ihn beschwören? Nein, wir alle werden es tun. Ich allein bin zu schwach.«
    »Meinetwegen«, sagte Hauke. Er wandte sich an seine Freunde. »Was ist mit euch?«
    Keiner widersprach.
    »Dann laßt uns beginnen«, forderte Koto und erhob sich. Seinen Handbewegungen konnten die anderen entnehmen, daß sie das gleiche tun sollten. Sie standen auf.
    Koto stellte sich an die Stirnseite des Tisches. »Faßt euch an den Händen«, ordnete er an.
    Zunächst warfen sich die Horror-Fans verständnislose Blicke zu. Als Ullrich und Hauke den Anfang machten, da zögerten die anderen auch nicht länger, und ihre Hände fanden sich.
    Koto schaute genau nach, ob sie auch ineinander verschlungen waren.
    Er schritt einmal um den Tisch herum. Es war sehr still. Auch ihn hörte man kaum, während die Zweige der Trauerweide über sein Gesicht streiften und schmale Blätter auf seiner schweißfeuchten Haut festklebten.
    »Ja, so ist es gut«, flüsterte er und nickte zweimal. »Das wird dem goldenen Samurai gefallen.«
    »Wie lange müssen wir uns festhalten?« erkundigte sich Thomas. Er stand bei seinem Freund Frank.
    Thomas spürte Kotos Hand auf seiner Schulter. Er hatte das Gefühl, seine Haut würde kribbeln, und auf seinem Rücken bildete sich eine Gänsehaut.
    »So lange, bis ich den Befehl gebe, den Ring zu unterbrechen«, vernahm er die flüsternde Stimme des jungen Japaners.
    Koto lächelte schmal, als er zu seinem Platz zurückging, die Figur auf den Tisch stellte und die beiden Hände der Personen faßte, die rechts und links neben ihm standen.
    Es waren Hauke und Ullrich.
    Beide spürten den Griff des japanischen Jungen und wunderten sich darüber, wie hart Koto zupacken konnte.
    Zunächst geschah nichts. Koto, der die Beschwörung leitete, sorgte erst einmal dafür, daß er in die richtige seelische Verfassung geriet. Er atmete lange und tief durch. Seine Brust hob und senkte sich unter diesen schweren Atemzügen. Die neun deutschen Horror-Fans, die ihm dabei zuschauten, taten es ihm automatisch nach, und so richtete sich jeder für sich auf die Beschwörung des Goldenen ein.
    Nur das Atmen der jungen Menschen war zu vernehmen. Ansonsten herrschte Stille unter den sich neigenden Zweigen der Trauerweide, und auch auf dem übrigen Mythenfriedhof war es seltsamerweise ungewöhnlich ruhig. Selbst der Wind schien zu spüren, daß sich auf dem Platz etwas Unheimliches anbahnte. Er war eingeschlafen, und nicht ein Blatt bewegte sich mehr.
    Das Wort Friedhofsruhe fand hier seine Bestätigung.
    Auch die Luft sah anders aus. Man konnte sie als dick bezeichnen. Sie war schwerer zu atmen, hatte sich verdichtet, als würde die doppelte Menge über den geheimnisvollen Gräbern und Grüften liegen. In ihrem Innern lauerten und lagen die Toten, aber über ihnen schwebte unsichtbar der Geist einer bösen, dämonischen Generation.
    Wer hier unter der Erde lag, der wurde vom Odem des Geheimnisvollen getragen.
    Als die Minuten vergangen waren, hatte jeder der Anwesenden die Atmosphäre in sich aufgenommen und schien eins geworden zu sein mit diesem seltsamen Friedhof.
    Das merkte auch Koto. Für einen Moment huschte ein zufriedenes Lächeln über seine Lippen, bevor er die Stimme erhob und die ersten Laute seinen Mund verließen.
    Alle anderen zuckten zusammen, als sie mit diesen Tönen so plötzlich konfrontiert wurden. Damit hatte niemand gerechnet, denn Koto bediente sich seiner

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