0284 - Anschlag gegen die Erde
bist."
Granor Ah Phorbatt, Großfürst von Daschall, war ein Kerl - und was für einer. Weder im Ringen noch im Boxen gab es jemand auf Daschall, der ihn zu schlagen vermochte. Er war einer der wenigen Männer seines Planeten, die es wagten, einen Brondar zu reiten, ein wildes, tonnenschweres Tier mit gepanzertem Rücken. Außer seinen körperlichen Vorzügen besaß der Großfürst mehr Intelligenz als die meisten seiner Vorgänger.
„Ich zerquetsche dich zwischen Daumen und Zeigefinger", drohte er dem frechen Dieb. „Gib sofort den Helm zurück."
Mit einer lässigen Gebärde schob der Eindringling den Helm in den Nacken. Der Kopf einer Riesenmaus wurde sichtbar. Gegen Mäuse hatte Granor Ah Phorbatt eine ausgesprochene Aversion.
Mäuse gab es auf Daschall in derartigen Scharen, daß sie von Flugleitern aus bekämpft werden mußten. Über die Hälfte aller Ernten fiel diesen Nagern zum Opfer.
„Du kannst den Helm zurückhaben", sagte die Riesenmaus versöhnlich. „Aber erst, wenn ich ihn gründlich untersucht habe."
Mit diesen Worten begann der Dieb die Helmspitze abzuschrauben. Ein gurgelndes Geräusch kam über die Lippen des Abgeordneten. Mit eigenen Augen mußte er zusehen, wie das Wahrzeichen derer von Phorbatt geschändet wurde. Granor Ah Phorbatt stürmte mit geballten Fäusten auf das Wesen zu.
„Immer mit der Ruhe", sagte Gucky entrüstet.
Der Kolonist verlor den Boden unter den Füßen und strampelte verzweifelt. Er konnte es nicht verhindern, daß er unter die Decke schwebte.
„Für eine Karotte lasse ich dich auf den Boden zurück", versprach der Mausbiber mit einem Augenaufschlag. „Nein, sagen wir drei Karotten, weil du ein besonders schwerer Brocken bist."
Während Granor Ah Phorbatt unter der Decke schwebte, mußte er hilflos zusehen, wie der Eindringling den Helm in alle Einzelteile zerlegte. Plötzlich schoß eine grelle Stichflamme aus dem Helm hervor. Geblendet schloß der Großfürst die Augen.
„Siehst du", sagte Gucky wohlwollend und schob einen kleinen Gegenstand in die Tasche seines Schutzanzuges. „Das hätte deinen schönen Schnurrbart versengt, wenn ich nicht gekommen wäre und es entfernt hätte."
„Worum geht es überhaupt?" begehrte der Großfürst zu wissen.
„Wer bist du und für wen arbeitest du?"
„Arbeiten tue ich nie", versetzte der Mausbiber. „Ich amüsiere mich."
Er warf die Einzelteile des Helms auf den Boden und nickte Granor Ah Phorbatt zu.
„In wenigen Augenblicken wird einer meiner Freunde hier eintreffen. Er wird dir die Erinnerung an meinen Auftritt nehmen."
Der Administrator fühlte, wie er allmählich wieder dem Boden entgegensank. Seine Augen konnten die Einzelteile des Helms nicht loslassen.
Da lag das Wahrzeichen derer von Phorbatt im Schmutz.
Und er, der Großfürst von Daschall, war besiegt worden.
Besiegt von einer Maus.
*
Der Administrator aus dem An-Ayn-System schien ein eitler Mann zu sein, denn er trug seine Staatsuniform auch an der Bar des Luna-Hotels. Ras Tschubai wußte, daß ihm unter diesen Umständen der Mikrodeflektor wenig nutzte, denn der Abgeordnete hätte es mit Sicherheit bemerkt, wenn sich jemand an ihm zu schaffen machte. Tschubai entschloß sich, auch auf den Schutzanzug zu verzichten, zumindest solange, bis es ihm gelungen war, den Kolonisten zu überlisten.
Tschubai blickte auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht, der 31. März war bereits angebrochen.
Der Abgeordnete von An-Ayn saß mit zwei jungen Terranerinnen an der Hotelbar und schien sich gut zu amüsieren. Tschubai näherte sich langsam der Bar und ließ sich am freien Teil der Theke nieder. Das Luna-Hotel gehörte zu den exklusivsten Häusern seiner Art und konnte sich deshalb den Luxus eines Barmanns erlauben.
Tschubai bestellte einen Bitter und zog ein kleines Aufnahmegerät aus der Tasche Er schob das Gerät über die Theke, bis es in Blickfeld von Chisholm geriet.
Unwillig schaute der Konferenzteilnehmer auf.
Ras Tschubai lächelte verbindlich.
„Guten Abend". begrüßte er Chisholm und die beiden Mädchen.
„Ich komme vom Terrania-Star und möchte gern ein Interview für die Morgenausgabe machen."
Chisholms schmales Gesicht drückte Ablehnung aus, seine wäßrigen Augen schienen Tschubai durchbohren zu wollen.
„Werden Sie auch Bilder bringen?" fragte eines der Mädchen.
„Natürlich", sagte Tschubai. „Wenn Sie es möchten."
Chisholm wurde freundlicher. Er witterte eine Chance, den Mädchen imponieren zu
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