0284 - Anschlag gegen die Erde
unterliegt. Da ich nicht berechtigt bin, mit jemand über diese Dinge zu sprechen, kann ich Sie nur bitten, alles für sich zu behalten."
„Es ist irgendeine schmutzige Sache Sintra". sagte der Alte. „Hör ihn nicht an, du wirst sonst nur Arger bekommen."
„Ich arbeite wieder für die Solare Abwehr", sagte Aboyer hastig, bevor die Inderin einen Entschluß fassen konnte. „Wir ermitteln in einer Sache, die wichtig für alle Bürger des Imperiums ist. Wenn Sie nicht schon drei Wochen auf der Erde wären, wüßten Sie, was ich meine, da meines Wissens auch Nathan in die Ermittlung eingeschaltet ist."
„Sie kommen aus eigenem Entschluß", stellte Sintra fest. Ihre dunklen Augen bewegten sich nicht. „Niemand gab Ihnen den Auftrag, bei mir vorzusprechen. Was für eine Vorstellung haben Sie überhaupt von meiner Arbeit? Glauben Sie, ich kann beliebige Fragen auswerten lassen?"
Aboyer sprang auf. „Ich weiß genau, was Sie in Ihrer Stellung alles tun können", sagte er erregt.
„Er ist noch schlimmer als früher", sagte Sintras Vater. „Verrückt und charakterlos. Er kommt aus eigenem Antrieb hierher. Er verstößt gegen den Eid, den er geleistet hat. Du darfst ihm nicht trauen."
„Ich habe niemals in meinem Leben einen Eid geleistet", sagte Aboyer. „Wahrscheinlich wirft man mich zum zweitenmal aus der Abwehr, wenn man erfährt, daß ich hier war, um dieses Problem mit Ihnen zu besprechen. Doch das ist mir gleichgültig."
Die Mathelogikerin schaute nachdenklich zu ihm auf. Ihrem Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, was sie von ihm dachte.
Endlich sagte sie: „Sprechen Sie!"
Aboyer atmete auf. Er begann ihr in allen Einzelheiten die Geschichte der beiden Fragmentwaffen zu erzählen.
„Es ist jetzt zehn Uhr morgens", sagte er abschließend.
„Wahrscheinlich haben die Mutanten inzwischen alle Einzelteile der zweiten Waffe gefunden."
„Dann ist ja alles in Ordnung", meinte Sintra. „Ich hoffe, daß die Zeit für Perry Rhodan ausreicht, Zweck und Funktionsweise der zweiten Waffe noch vor der Konferenz zu ergründen."
„Nichts ist in Ordnung" entgegnete Aboyer, „Ich will Ihnen auch sagen, warum. „ In wenigen Worten schilderte er der jungen Inderin seinen Verdacht. Mahutes Tochter unterbrach ihn nicht. Aboyer hätte gewünscht, irgendeine Reaktion zu sehen, aber seine Worte schienen die Frau nicht zu beeindrucken.
„Warum gehen Sie mit Ihrer Geschichte nicht zu Mercant?" fragte sie, als er geendet hatte.
Aboyer befeuchtete seine ausgetrockneten Lippen. „Es ist nur ein Verdacht. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich recht habe, ist nicht größer als die Möglichkeit, daß ich mich täusche. Wenn ich gegenüber Mercant eine Äußerung mache, kann es dazu kommen, daß Rhodan Befehle gibt, die einen tiefgreifenden Einfluß auf das gesamte Geschehen haben. Diese Verantwortung will ich nur dann übernehmen, wenn ich sicher sein kann, daß meine Vermutungen zutreffen könnten."
„Ich halte Ihre Überlegungen keineswegs für abwegig". sagte Sintra. „Aber es gibt unzählige andere Erklärungen."
Aboyers Blicke glitten über ihre schlanke Figur. „Man müßte es eben nachrechnen", sagte er trocken.
„Und ich soll das für Sie tun?"
Aboyer verschränkte die Arme über der Brust. Zum erstenmal, seit er dieses Haus betreten hatte, zeigte er sein gewohntes Grinsen.
„Ja", sagte er.
Sie gab ihm keine Antwort, sondern erhob sich und führte ihn zur Tür. Als er draußen im Gang anlangte, blieb er noch einmal stehen und blickte sie an.
„Werden Sie es tun?" fragte er besorgt.
„Ich weiß es nicht", sagte sie. „Ich muß darüber nachdenken."
Er gab ihr eine kleine Karte mit seiner Nummer. „Rufen Sie mich von Luna aus an, sobald Sie etwas wissen" bat er.
Sie schwieg, nahm aber die Karte entgegen. Als er auf der Treppe war, holte ihn ihre Stimme noch einmal ein.
„Al!" rief sie.
Er verharrte im Schritt, ohne sich umzuwenden.
„Es tut mir leid, daß alles so kommen mußte", sagte sie.
Er lehnte sich gegen das Treppengeländer. Die Kluft, die sie trennte, kam ihm beinahe schmerzhaft zum Bewußtsein. Sie blickte ihn noch einen Moment an, dann schloß sie die Tür.
*
Emilio Alberto Aboyer rollte in seinem alten Ledersessel unruhig von einem Zimmer ins andere. Sieben Stunden waren verstrichen, seit er Sintra Mahute verlassen hatte. Sintra Rontoff, verbesserte er sich in Gedanken.
War sie mit Arbeit überlastet oder hatte sie sich entschlossen! seine Bitte nicht zu erfüllen?
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