0284 - Der Henker und sein Millionär
von ihnen ist. Es kann allerdings auch ein Mann aus Harlem sein, der im Versand einer Zeitung tätig ist.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Agent Cotton. Die Tatortfotos bekommen Sie noch heute mit Lieutenant Goffs Bericht. Inzwischen mache ich noch eine Aufnahme, die Sie sofort mitnehmen können.«
»Ach, hat die Homicide Squad auch schon eine Silenca-Kamera?«
»Gott sei Dank, G-man. Haben Sie gedacht, die Neuerungen wären ein Privileg des FBI?«
Er lächelte bei diesen Worten. Die Silenca-Kameras waren schon eine geraume Zeit im Handel. Sie waren jedoch sehr teuer. Wenn man damit eine Aufnahme machte, wurde diese automatisch entwickelt. Innerhalb einer Minute konnte man das fertige Foto aus der Kassette nehmen. Dadurch brauchte man auf die Fotos ermordeter Personen nicht mehr ein paar Stunden zu warten.
Doc Elliott hatte seine Arbeit beendet. Er streifte die Gummihandschuhe wieder ab und legte sie in ein Plastiketui. Dann trat er zu uns.
»Der Mann dürfte ungefähr vier Tage tot sein«, sagte er. »Können Sie daraus etwas entnehmen, Cotton?«
»Immerhin so viel, dass es sich also nicht um Castor handeln kann. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Kopf zu der Leiche gehört, die Mr. Soker am Morgen des 12. April in einer Brooklyner Telefonzelle fand.«
»Der Körper liegt noch in der Morgue?«
»Yes. Wollen Sie ihn sich einmal ansehen?«
»Ich fahre von hier aus sofort hin und untersuche ihn. Meinen Befund gebe ich Ihnen telefonisch durch.«
»Das wäre nett, Elliott. Die Sache bereitet uns erhebliche Kopfschmerzen.«
Byrnes trat heran und gab mir ein Postkartenfoto. Die Aufnahme war ziemlich scharf. Damit war durchaus etwas anzufangen. Ich bedankte mich bei ihm. Dann wandte ich mich zu Lieutenant Goff.
»Ich gehe jetzt, Simon. Ihren Bericht geben Sie mir herein. Ich will noch nach Harlem. Dort nehmen zwei Kollegen eine Hausdurchsuchung vor.«
»All right, Jerry. Ich werde Sie prompt bedienen.«
Ich drückte ihm die Hand und schob ab. Mein Jaguar stand vor dem Haupteingang. Ich schlug die nördliche Richtung ein und fuhr über die Triboro Bridge nach Harlem hinüber. Als ich vor dem Haus in der 131. Straße anhielt, stand unser Studebaker noch da. Ich stieg aus und ging nach oben. Auf mein Klingeln öffnete Ed Walsh.
»Du, Jerry? Komm herein!«
Er schloss hinter mir die Wohnungstür und führte mich durch einen Raum, der als Wohnzimmer eingerichtet war, in eine kleine Küche. Dort durchsuchte Joey Silva gerade den Küchenschrank.
»Habt ihr etwas gefunden?«, fragte ich.
Ed Walsh nickte und ging zum Küchentisch. Er brachte zwei zerknüllte Briefbogen heran, die er etwas geglättet hatte.
»Die fanden wir im Abfalleimer, Jerry.«
Es waren zwei angefangene Briefe an das FBI. Beide Bogen enthielten nur wenige Sätze. Der Schreiber musste seine Absicht wieder geändert haben. Auf dem ersten Blatt stand: Sirs!
Amill. April wurde ich Zeuge eines merkwürdigen Vorgangs. Ich sehe mich veranlasst, Ihnen davon Mitteilung zu machen, da mir schon vor einigen Wochen aufgefallen…
Hier brach das Schreiben ab. Ich griff nach dem zweiten Blatt und las: Sirs!
Mein Name ist John Castor, wohnhaft East 131. Straße Nr. 56, Manhattan. Seit ungefähr einem Jahr besuche ich regelmäßig die Versammlungen der Bruderschaft zum Heil der Welt, die in einem Schuppen am Shore Boulevard in Queens stattfinden. In der letzten Zeit habe ich eine merkwürdige …
Das war alles.
»Das ist doch wohl deutlich genug«, meinte Ed. »Castor wollte uns auf ein paar merkwürdige Vorkommnisse aufmerksam machen. Der Teufel mag wissen, warum er seinen Entschluss plötzlich geändert hat. Er hätte seine ursprüngliche Absicht besser verwirklicht, dann wäre er womöglich noch am Leben.«
»Derartige Überlegungen kommen leider zu spät, Ed. In welchem Zustand habt ihr die Wohnung vorgefunden?«
»Wie meinst du das?«
»Ist es möglich, dass ein Unbefugter eingedrungen ist, um belastendes Material beiseite zu schaffen?«
»Dafür waren keine Anhaltspunkte vorhanden, Jerry. Wir haben zwar zwei Spurenexperten kommen lassen, die alle möglichen Abdrücke gesichert haben, aber die sind schon zur Zentrale zurück.«
Joey Silva knallte die Schranktür zu.
»Nichts mehr, Freunde. Schätze, was zu finden war, haben wir gefunden.«
Wir gingen ins Wohnzimmer zurück. Auf einer kleinen Kommode stand ein Bild. Ich nahm es in die Hand.
»Das ist Castor«, sagte Ed. »Wir haben diese Mrs. Abix gefragt.«
Ich steckte die beiden
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