0284 - Gehirn-Gespenster
Körper.
Er stöhnte.
Jetzt erst wurde ihm bewußt, wieviel er geschrieben hatte. Die Maschine war heiß. Und er ging die Bögen durch, die da gestapelt lagen… Sieben engbeschriebene Seiten in einer Stunde! Mehr war einfach nicht drin. Aber diese sieben Seiten waren förmlich geflossen. Und als er sie überlas, stellte er eine nie erreichte Dichtheit des Textes fest, eine knappe und dennoch mehr als nur treffende Beschreibung, Charakterisierung… Dazu eine Spannung, die ihresgleichen suchte. Er hatte besser denn je geschrieben.
»Bin ich das wirklich?« fragte er sich. »Habe ich das wirklich geschrieben? Oder habe ich nur geträumt?« Aber es war sein Stil, nur entschieden besser, ausgereifter als sonst!
Und das bei diesen Kopfschmerzen… Es war schier unfaßbar. Er litt manchmal unter Kopfschmerzen, aber dann hatte er es nie fertiggebracht, mehr als eine halbe Zeile zu schreiben. Und jetzt… Sieben Seiten unter diesen Extrem-Bedingungen!
»Das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu«, murmelte er. »Das muß ich Patsy zeigen… Mal sehen, was sie davon hält. Nein, es kann nicht gewesen sein. Ich habe mich verzählt, oder die Uhr geht falsch…«
Aber drei Uhren gleichzeitig konnten nicht falsch gehen und dennoch die gleiche Zeit anzeigen. Er hatte kaum ein paar Minuten länger als eine Stunde gebraucht.
»Na, wenn’s mit dem Schreiben ab jetzt immer so geht… Dann habe ich das Buch schon in ein paar Tagen fertig…« Aber dann mußte er wieder an diese teuflischen Kopfschmerzen denken. Die wollte er nicht noch einmal ertragen. Aber wovon waren sie gekommen? Er wußte es nicht.
»Rätselhaft… Verflixt, vielleicht sollte ich die Experten, die hier herumwimmeln, doch auch einmal danach fragen! Fällt das nicht in ihr Fachgebiet? Wofür bin ich schließlich hierhergekommen? Und vielleicht kann ich diese Sache sogar in einem der nächsten Romane mitverwenden…«
Er ging zur Verbindungstür und klopfte bei Patsy an. Aber dort rührte sich nichts. Wieder sah er auf die Uhr. Na, klar, am frühen Abend, wo es draußen noch hell war, würde seine hübsche Schwester sich kaum in ihrem Zimmer verkriechen. Entweder war sie irgendwo in der Stadt unterwegs oder auf dem Freizeit-Gelände des Hotels.
Roger M. Blake atmete tief durch, ging zum Schreibtisch zurück und las die letzte Seite noch einmal durch. Dann versuchte er zu überlegen, wie es weiterging.
Nur war in ihm plötzlich alles wie leergeblasen. Kein vernünftiger Gedanke kam zustande!
Der Streß, dachte er. Sieben Seiten in einer Stunde ist Schwerarbeit. Ich brauche eine Pause…
Roger M. Blake war ahnungslos!
***
»Verdammt, ich spinne!« stieß Patsy Blake überrascht hervor. »Bin ich durch die falsche Tür gekommen?« Fassungslos sah sie sich im Hotelzimmer um. Das war leer!
Von Jimmy Kent keine Spur. Auch nicht von seinem Gepäck! Vorhin hatte ein Koffer auf dem Schuhschrank gelegen, ein Dinnerjackett auf dem Bett, ein paar Kleinigkeiten überall verteilt… Und jetzt nichts! Das Zimmer sah unbenutzt aus. Hier hatte kein Gast gewohnt! Auch nicht einer, der Jimmy Kent hieß!
Der irrwitzige Verdacht zuckte in ihr auf, doch ins falsche Zimmer geraten zu sein… Aber das war doch Blödsinn! Das Bad gehörte nur zu einem einzigen Zimmer, konnte gar nicht anders konstruiert sein. Wie denn auch? Aber warum war das Zimmer dann leer?
Hatte dieser Jimmy Kent sich klammheimlich und blitzschnell verdrückt? Warum? Ein Hotelzechpreller? Kaum. Und außerdem: In den paar Augenblicken, die ein Mädchen wie Patsy brauchte, sich des Bikinis zu entledigen und kurz nach dem richtigen Sitz der Frisur zu schauen, konnte ein Mann nicht alle seine Sachen zusammenraffen, in den Koffer schmeißen und abhauen. Das gab’s nicht.
Enttäuschung, weil sie sich auf ein heißes Liebesspiel gefreut hatte, und Verwirrung kämpften in Patsy um die Oberhand. Sie eilte zur Außentür, griff nach der Klinke, als ihr einfiel, daß sie doch nackt war! Trotzdem drückte sie die Klinke nieder. Nur ließ die Tür sich nicht öffnen.
Abgeschlossen!
Drinnen steckte kein Schlüssel. Ob draußen einer im Schloß saß, konnte sie nicht feststellen, weil es hier keine Schlüssellöcher gab, durch die man spähen konnte, sondern Eingabeschlitze für Programmkarten. Im IMPERIAL CROWN dominierte Supertechnik, wie sie einer Filmkulisse für die »Star Wars«-Filme Ehre gemacht hätte.
Eingesperrt war sie also! Zur Enttäuschung und Verwirrung kam jetzt Ärger. Sie ging ins Bad
Weitere Kostenlose Bücher