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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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wurde er von der Ursache dann doch überrascht.
    Die dämonische Figur, die aus dem Nichts heraus über den züngelnden Flammen des Lagerfeuers erschien, hatte eine unheilige Ausstrahlungskraft, die ihn wie ein kalter Pesthauch streifte.
    Dann sah er die Reaktionen der beiden Männer am Feuer und wußte, daß er selbst nur einen Bruchteil der dämonischen Energie zu spüren bekam. Sie wanden sich in Krämpfen und konvulsivischen Zuckungen am Boden, bis ihre Leiber nacheinander ruhig wurden, in sich zusammensanken. Bei dem Alten war noch ein unregelmäßiges Heben und Senken des Brustkorbes erkennbar, der Jüngere schien tot zu sein.
    Zurück, dachte Zamorra. Ich habe genug gesehen, bei Gott … Er hoffte, daß das Amulett am anderen Ende des Nichts auf seinen Gedankenbefehl reagierte. Und dann fühlte er den sanften Sog, den Drift, der seinen Geist erfaßte und ihn zurücklenkte, von wo er aufgebrochen war.
    Aber noch ehe er zurückkehrte und die Schrottplatz-Szenerie verblassen konnte, wurde er noch Zeuge, wie die metallisch glänzende Gnomenfigur über dem Lagerfeuer verschwand, und dann - sah er an ihrer Stelle für die Länge eines Gedankens ein fast schon vergessenes, bestens vertrautes Gesicht, das einen Augenblick lang wie die Büste einer Rachegöttin über den lodernden Flammen tanzte…
    Dann erlosch die irreale Landschaft und eine übellaunige Stimme sagte am Rande von Zamorras Wahrnehmungsbereich: »Die fünf Minuten sind um, meine Herren. Ich muß Sie bitten zu gehen…«
    ***
    »Sara Moon«, echote Kerr wenig später, als sie zum Parkplatz zurückpilgerten. Dabei leuchteten seine Druidenaugen intensiv schockgrün. Ein Zeichen äußerster Erregung, wie Zamorra aus Erfahrung wußte. »Bist du dir ganz sicher, daß sie es war, die du zu sehen glaubtest? Keine Verwechslung?«
    »Keine«, bekräftigte der Parapsychologe, dem es einige Mühe bereitete, sich so rasch wieder in der Gegenwart zurechtzufinden.
    Der Zustand des alten Mannes hatte sich weder verbessert noch verschlechtert. Es war ihnen gelungen, noch einen Blick auf dessen toten Kumpan zu werfen, doch hatte auch dies letztlich keine neuen Erkenntnisse gebracht. Dem jungen Mann fehlte das Gehirn, als hätte er nie eines besessen. Der Schädel war einfach leer. Keine äußere Verletzung. Auch keine innere. Das stimmte mit Zamorras eigenen Beobachtungen überein. Hier waren superstarke dämonische Kräfte am Werk. Pechschwarze Magie. Normale Verbrechen schieden aus. Aber das war von Beginn an bereits ziemlich klar gewesen.
    »Aber sie ist tot«, protestierte Kerr mit gefurchter Stirn. Er dachte an die Ereignisse bei Merlins ehemaliger unterirdischer Stonehenge-Basis zurück. Sara Moon war bei der Explosion des Stützpunktes ebenso umgekommen wie die beteiligten Meegh-Dämonen.
    »Sie sollte tot sein«, korrigierte Zamorra ungerührt. »Wir haben damals den Schauplatz des Geschehens ziemlich schnell verlassen. Vielleicht zu schnell.«
    »Merlin selbst hat uns mitgeteilt, daß der Stützpunkt ausradiert wurde. In diesem Inferno magischer Gewalten kann niemand überlebt haben…«
    »Und wenn sich Merlin auch geirrt hat?« hielt Zamorra gelassen dagegen.
    Kerr sah ihn an, als hätte er eine Blasphemie begangen. Merlin geirrt? schienen ihn die schockgrünen Augen des Druiden nachsichtig zu fragen. Niemals!
    »Egal. Wir werden schon dahinterkommen«, beendete Zamorra das Thema. »Jetzt sollten wir uns erstmal die Zeit nehmen, herauszufinden, wie unsere beiden besseren Hälften die Nacht ohne uns verbracht haben…«
    Dem hatte Kerr nichts entgegenzusetzen.
    ***
    Das Zeitgrab begann sich aufzulösen.
    Auf den ersten Blick hatte der seltsame Vorgang etwas Bedrohliches, Beängstigendes an sich. Der Block aus gefrorener Zeit , der Merlins Doppelgänger umschloß, verlor sichtbar an Stabilität. Ein unruhiges Zittern und Flimmern der ehemals festen, scharfen Kanten des Blocks machte Sara Moon auf die Veränderung aufmerksam.
    »Nicht mehr lange, und er gehört uns«, meldete sich unerwartet die Stimme des MÄCHTIGEN im Bewußtsein der abtrünnigen Druidin.
    Sie fuhr zusammen, weil sie zu diesem Zeitpunkt mit keiner Kontaktaufnahme von jenseits der Dunklen Sphäre gerechnet hatte. Dennoch dokumentierte dieser Schritt der MÄCHTIGEN, wie wichtig ihnen dieses Unternehmen war und welche Anstrengungen sie zu investieren bereit waren. Von früheren Kontakten wußte Sara, welcher Energieaufwand nötig war, die Klüfte zwischen den Dimensionen zu überwinden - wenn

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