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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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auch nur als körperlose Stimme.
    »Noch zwei«, pflichtete sie mit rauher Stimme bei.
    Unwillkürlich glitt ihr Blick über die geschwollenen Köpfe der fünf mordreds , die das schwindende Zeitgrab umringten und magisch mit dem Merlin-Duplikat verbunden waren.
    Oben, in der Kammer der Macht, verschwanden die Eisengnome Nummer Sechs und Sieben…
    ***
    Im Morgengrauen kam das Grauen über Samuel Goldfinger, einen kleinen Londoner Vorort-Unternehmer, der seinen Oberbefehl über dreiundfünzig Arbeiter und fünfzehn Angestellte mit »harter aber gerechter Hand« - wie er selbst zu äußern pflegte - ausübte.
    Seine diktatorischen Fähigkeiten waren weithin berühmt-berüchtigt, und hätte Good Old England nicht seine größte Nachkriegswirtschaftskrise durchzustehen gehabt, wäre Mister Goldfinger wohl kaum ein einziger Arbeitnehmer verblieben. Doch Jobs waren rar gesät, wie fast überall auf der Welt, und so überlegte es sich mancher ewig, von sich aus zu kündigen, um nach einem menschenwürdigeren Arbeitsklima Ausschau zu halten. Denn immerhin gab es ja noch »die Tausende und Abertausende von Arbeitslosen, die - bildlich gesprochen - vor den Toren der Firma standen und nur darauf warteten, einen freigewordenen Platz einzunehmen.«
    Dieser Samuel Goldfinger, der seine heimische Toilette mit überlebensgroßen Bildern eines großen deutschen Vorbildes tapeziert hatte, wälzte sich, kurz nachdem ihn der Wecker aus finsteren Träumen gerissen hatte, aus seinem Wasserbett und balancierte seine hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht grunzend in Richtung Badezimmer.
    Es war fünf Uhr früh - eine gottverdammte Zeit für einen Mann, der sein eigener Boß war. Aber Goldfinger liebte es, mit dem ersten kleinen Arbeiter in der Firma einzutreffen, um von Anfang an auf alles ein wachsames Auge halten zu können. Er hatte die zwanghafte Vorstellung, daß seine Leute in seiner Abwesenheit entweder ausruhen oder die wüstesten Partys feiern könnten. Dem galt es vorzubeugen Prustend ließ er den eiskalten Duschstrahl auf seinen massigen Körper prasseln. Aus dem Schlafzimmer hörte er das dümmliche Kichern des Mädchens, das er sich für diese Nacht gekauft hatte. Worüber sie kicherte, war ihm nicht klar. Wahrscheinlich grundlos. Sie hatte die halbe Nacht gekichert, ohne daß Goldfinger es besonders spaßig gefunden hatte.
    Der Unternehmer drehte das Wasser ab, schlang ein riesiges Handtuch um seine Hüfte und stolzierte zurück in den Schlafraum.
    Das Mädchen - wie war doch gleich ihr Name? - hockte aufrecht im leicht bebenden Wasserbett und starrte halb kichernd, halb irritiert zur gegenüberliegenden Kommode, auf der das Ding stand.
    »Wo hast du denn die Scheußlichkeit aufgegabelt?« erkundigte sie sich spöttisch.
    Goldfinger prallte im ersten Augenblick verblüfft zurück. Seine Augen stierten fassungslos auf die abgrundtief häßliche Eisenfigur, die irgend jemand auf die Kommode gestellt haben mußte.
    Das Mädchen?
    Wollte sie ihn veralbern?
    »Sehr witzig«, preßte er verärgert hervor und dirigierte seinen Luxuskörper in Richtung Kommode, um das abstoßende Ding in die nächste Mülltonne zu verfrachten.
    Er erreichte es nie!
    Aus dem einzigen offenen Auge der Gnomenfigur schoß ihm ein ultraheller Lichtstrahl entgegen und hüllte seinen Kopf in eine sonnenähnliche Korona.
    Goldfinger gab einen krächzenden Schrei von sich und brach wie vom Blitz gefällt zu Boden.
    Der Strahl vollführte die Bewegung mit und blieb noch ein paar Sekunden existent. Als er erlosch, ließ er Goldfinger in einem Zustand zurück, wie ihn noch keiner seiner Bediensteten je gesehen hatte: harmlos, nackt und - völlig tot!
    Die Kleine von der horizontalen Zunft begann wie am Spieß zu schreien…
    ***
    »Nummer Sechs«, sagte der MÄCHTIGE lakonisch.
    ***
    Glauven lächelte sein charmantestes Lächeln. Dahinter verbarg sich seine übliche Siegesgewißheit. Er senkte den Blick und ließ seine Augen verstohlen über den attraktiven Körper seines Gegenübers wandern.
    Sie hieß Freya, gehörte der Szene an und war so kaputt, wie man eben sein mußte, um von der Clique akzeptiert zu werden. Erstaunlicherweise war sie nach all den Jahren ihrer Zugehörigkeit immer noch eine richtige Schönheit. Das Gift hatte lediglich den Glanz ihrer Augen etwas verändert. Aber wer sie vorher nicht kannte, hätte den Unterschied sicher nicht bemerkt.
    Glauven war ein Dämon niedriger Ordnung, der keine Chance hatte, jemals die Leiter der Hierarchie

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