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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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City.
    Zamorra hatte weder ein blaues Auge, noch ein zerkratztes Gesicht - aber die Summe auf Nicoles Scheck hatte sich um eine Kommastelle zu ihren Gunsten verschoben…
    ***
    Kerr hatte sich den Verlauf des Vormittags auch etwas anders vorgestellt. Nach nur etwa drei Stunden Tiefschlaf bei sich zuhause, hatte er alle Hoffnung auf wenigstens ein, zwei Stündchen Büroschlaf gesetzt, um das Versäumte wieder aufzuholen.
    Aber denkste!
    Als er die Berichte durchlas, die sich schon bei seiner Ankunft im Büro auf seinem Schreibtisch gestapelt hatten, mußte er feststellen, daß seine nächtliche Bilanz noch vergleichsweise harmlos aussah gegenüber dem, was sich anderenorts abgespielt hatte!
    Gefängnis-Ausbruchsversuch in der Nähe. Bilanz: drei Häftlinge tot, fünf Wärter verletzt und immer noch ohne Bewußtsein!
    Anschlag auf einen Unternehmer in dessen Vorortvilla. Bilanz: Er tot, seine Gespielin in der Nervenklinik!
    Und last but not least: Ein unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommener Mann, dessen Identität bislang nicht geklärt werden konnte. Bei seiner Leiche war eine registrierte Rauschgiftsüchtige gefunden worden. Turkey und unansprechbar.
    Kerr seufzte lustlos. Drei Fälle mit insgesamt fünf Toten - von den Verletzten gar nicht erst zu reden! Und das in einer einzigen kurzen Nacht, in seinem Zuständigkeitsbereich!
    Himmel und Hölle mußten sich gegen ihn verschworen haben, daß sie ihn so straften.
    Er hieb mit der Faust auf die Taste des Sprechgerätes. »Babs! Einen Kaffee! Schwarz, stark, ohne Zucker!«
    Von nebenan, aus dem Schreibzimmer, rief seine Sekretärin zurück: »Warum benutzt du denn das Sprechgerät, wenn man dich mühelos auch so verstehen kann, mein Schatz?«
    Kerr schnaubte nur dreimal kräftig und widmete sich wieder dem Studium der Berichte. Er überlegte, ob er sich mit dem wenigen schriftlich Festgehaltenen in den schlampig ausgeführten Protokollen zufrieden geben oder sich die Schauplätze und Opfer live zu Gemüte führen sollte. Alle drei Vorkommnisse muteten reichlich mysteriös an, paßten zu dem Rätsel der Gehirnlosen, weil an allen Toten keine Spur äußerer Verletzung festgestellt wurde und durchaus Zusammenhänge untereinander bestehen konnten. Jedenfalls hatte er vorsichtshalber in allen Fällen eine gerichtsmedizinische Untersuchung angeordnet. Auf die Ergebnisse wartete er jede Minute.
    Doch vorher riß jemand temperamentvoll die Tür auf und balancierte eine randvolle, henkellose Kaffeetasse auf einem viel zu großen Unterteller auf Kerrs Schreibtisch zu.
    »Ich hoffe, der vertreibt deine Morgenmuff eligkeit«, lästerte Babs und setzte die Tasse vor ihm ab.
    Kerr blickte zerknirscht von seinen Akten auf. »Wir könnten uns auch mal wieder neues Geschirr leisten«, brummte er, mit Blick auf die Kaffeetassen-Ruine.
    »Stimmt«, bestätigte Babs. »Wenn du endlich mal lernen würdest, deine zwei linken Hände soweit zu trainieren, daß sie in der Lage wären, einzeln oder im Duett ein so zerbrechliches Material wie Porzellan so zu behandeln, daß es nicht gleich an allen Ecken und Enden kaputtgeht, würde sich eine Neuanschaffung sicherlich lohnen.«
    Kerr ließ sie ausreden, meinte dann aber empört: »Ich wüßte nicht, wann ich jemals so ungeschickt gewesen sein soll, wie du mich jetzt darstellst.«
    »Ja, weil du es verdrängst!« erwiderte Babs schnippisch, machte auf den hohen Absätzen kehrt und stöckelte zur Tür hinaus. »Du verdrängst überhaupt ziemlich viel in letzter Zeit - auch was unser Privatleben angeht…«
    Hinter ihr fiel die Tür ins Schloß.
    Kerr schluckte erst einmal kräftig, weil er es gar nicht fassen konnte, daß man einem Prachtkerl wie ihm mit solchen Vorwürfen kommen konnte.
    Vollkommen ungerechtfertigt, sagte er sich schließlich. Frechheit. Na, warte Kätzchen - das schreit nach Rache!
    Er wandte sich wieder den Protokollen zu.
    Ab und zu nippte er an dem Kaffee, der schmeckte wie mit Arsen gedüngt: zum Brechen bitter! Offenbar ein weiterer Anschlag von Babs auf sein sonniges Gemüt. Die Verfehlungen summierten sich allmählich ganz beachtlich, so daß Kerr bereits im Hinterkopf über geeignete Strafmaßnahmen nachsann.
    Endlich schrillte das Telefon.
    Kerr blickte von seinen Papieren auf - und ließ vor Schreck die Tasse fallen, die klirrend auf dem Linoleumboden auseinanderbrach!
    Im Nebenzimmer schrie Babs wütend auf, weil sie sehr wohl das typische Bruchgeräusch zu deuten wußte.
    Als sie aufsprang, die Tür

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