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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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der Zauberer von Avalon ihn hierher versetzt? Und wenn ja, warum ohne jegliche Erklärung und Vorwarnung?
    Zamorra blickte auf sein Amulett, das immer noch unruhig pulsierte und elektrische Impulse durch seinen Körper jagte.
    Bei seinem letzten Aufenthalt in der Hohlwelt unterhalb der Stonehenge-Anlage, war das Amulett der wichtige Schlüssel zur Desaktivierung von Merlins Sicherheitsmechanismen gewesen. Die gesamte Ebene war mit einem Labyrinth magischer Fallen übersät gewesen, die den einzigen Zweck hatten, Merlins Bastion des Lichtes vor Übergriffen dämonischer oder verbrecherischer Kräfte zu schützen.
    Jetzt schienen diese Fallen verschwunden zu sein. Die gesamte Ebene wirkte wie eine dunkle Wüste. Aber Zamorra konnte nicht glauben, daß der Weg zur Goldenen Burg wirklich ungeschützt sein sollte. Erst recht nicht, wenn er davon ausging, daß Sara Moon nun in der Festung residierte und dadurch ein gleichwertiges Machtpotential zu Merlins Caermardhin in der Hand hielt.
    Zamorra legte versuchsweise ein paar Schritte über den felsigen Boden zurück, der an Quarzgestein erinnerte.
    Nichts und niemand hinderte ihn daran.
    »Nun denn«, murmelte Zamorra im Selbstgespräch. »Auf zur Audienz in die Burg. Vielleicht erwartet Merlins böses Töchterchen mich bereits…?«
    Bevor er die Anhöhe mit der trutzigen Festung jedoch erreichen konnte, mußte er erkennen, daß er sich keinen ungünstigeren Zeitpunkt hätte aussuchen können, um in die Hohlwelt einzufallen.
    Denn die Ebene, auf der er ging, war in magischem Umbruch begriffen.
    Und der Tod lauerte bei jedem Schritt…
    ***
    Ein Erdmännchen mit schlohweißem Haar wieselte unmittelbar vor Sara Moons Füßen über das glänzende Kopfsteinpflaster des Burghofes, kam ins Stolpern und versteckte sich ängstlich hinter einem schlanken Pfeiler, der als einer von vielen den schmalen Wehrgang hoch oben bei den Zinnen stützte.
    Sara Moon beachtete den Kobold kaum. Sie duldete alle zauberischen Geschöpfe und alles Nachtgetier, das sie bei ihrer Ankunft in der Burg vorgefunden hatte. Zumal sie noch ihre weitreichenden Pläne damit hatte. Ja, sie ging sogar soweit, daß sie mitunter Expeditionen zur Oberfläche startete, um Trolle, Kauze, Kobolde, Elflinge und sonstige, der Magie mächtige Kleinstwesen in ihre abgekapselte Welt zu holen. Natürlich prüfte sie in jedem einzelnen Fall genau, ob ihr ein Geschöpf nicht früher oder später gefährlich werden konnte und damit ihre Pläne gefährdete.
    Bis jetzt hatte sie stets eine glückliche Hand bewiesen, und ein Teil der von ihr präparierten lichtscheuen Wesen bevölkerte bereits die magische Ebene vor der Burg und übte die zugedachte Wächterfunktion aus.
    Mitten auf dem Hof verharrte Sara Moon einige Augenblicke. Unbewegt starrte sie auf die unscheinbaren Schattengerippe , die von Llargllyn und seiner Bande übriggeblieben waren.
    Der großsprecherische Meegh-Anführer und seine Untergebenen, die ihr geholfen hatten, Merlins Stützpunkt in Besitz zu nehmen und nach außen hin die völlige Vernichtung vorzutäuschen, waren wenige Wochen nach dem grandiosen Coup hier mitten auf dem Burghof von einem rätselhaften Sterben erfaßt und elend hingerafft worden.
    Sara Moon hatte von den MÄCHTIGEN nie erfahren, was der Grund für den plötzlichen Exitus war, aber seitdem ragten die Gerippe wie groteske, spinnenhafte Skulpturen aus dem steinernen Boden, glommen düster und wisperten bei Tag und bei Nacht in unbestimmbaren Klängen.
    Die abtrünnige Druidin hatte lange Stunden damit verbracht, das Phänomen zu klären. Es war ihr nicht gelungen. Die Gerippe waren auf psychischer Ebene tot und lebten und raunten doch auf ihre Weise.
    Sara löste sich von dem Anblick.
    Sie kam aus der Kammer der Macht und war auf dem Weg zurück in das grüne Gewölbe, wo gerade jenes Ereignis eingeleitet wurde, das ihr die MÄCHTIGEN als zweite Stufe ihres Planes angekündigt hatten.
    Sie hatte etwas frische Luft gebraucht und war deshalb ein paar Schritte zu Fuß gegangen. Doch jetzt legte sie die Reststrecke im zeitlosen Sprung zurück, um nicht noch mehr kostbare Minuten zu verlieren.
    Im Gewölbe überraschte sie der Anblick der geschrumpften mordreds , die einen Kreis von etwa zwei Metern Durchmesser gebildet hatten und mit jeweils einem offenen Auge auf den flimmernden Steinboden glotzten.
    Etwas abseits, fast unscheinbar, stand das Wesen mit Merlins Körper. Sara nannte ihn in Gedanken der Dunkle , weil sie nicht ständig an ihren

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