0287 - Herrscher über tausend Geister
County wollen, um sich die Bergung des Wracks anzusehen oder Ähnliches, geben Sie bitte dem County Sheriff Bescheid, bei dem Sie sich bei Verlassen der Stelle auch wieder abzumelden haben… Aber das dürfte Ihnen als Akademiker ja klar sein.«
»Was hat denn meine Ausbildung damit…«
»Ihre Intelligenzstufe, Sir«, grinste der Polizist. »Mann, ich kann doch auch nichts dafür. Mir ist das doch völlig egal, ob so ein paar Highway- Bären mal in eine Kanonenöffnung blinzeln mußten… Aber es geht eben um die Einhaltung von Gesetzen.«
»Mir völlig klar«, brummte Bill. »War das alles? Wollen Sie nicht doch noch einen Drink?«
»Nicht im Dienst, Sir. Sie wissen Bescheid?«
Bill winkte ab. »Ja.«
»Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt.«
»Werden Sie bloß nicht zynisch«, knurrte Bill ihm nach. Der Polizist zog sich zurück. Als Manuela, dekorativ in ein großes Badetuch gehüllt, ins Zimmer kam, hing Bill Fleming bereits am Telefon.
Er bekam New York in die Leitung. Sein Anwalt, den er in brenzligen Fällen stets zu Rate zog, hatte schon Feierabend und war bereits bei Weib und Kindern, zeigte sich dementsprechend vergrämt, am Abend noch gestört zu werden. Bill legte ihm die Sachlage klar. »Und jetzt, Mister Barcley, brauche ich von Ihnen ein wenig Klein- und Feinarbeit. Machen Sie den hiesigen Sheriffs klar, daß meine Heimatadresse bekannt ist, daß ich kein Schwerverbrecher bin und Bewegungsfreiheit brauche, ohne mich für jeden Gang zum Klo irgendwo melden zu müssen. Es heißt doch immer, Amerika sei ein freies Land. Davon merke ich im Moment nichts. Und wenn Sie mit Worten nichts erreichen können, dann besorgen Sie gegen diese Meldeanordnung eine richterliche Verfügung zur Aufhebung der Anordnung, oder wie das im Bürokratenjargon heißt. Und das alles möglichst innerhalb der nächsten halben Stunde.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann, Mister Fleming.«
Bill legte auf und wählte erneut. Diesmal ging das Ferngespräch nach Houston. Nach vier Schaltstellen hatte er die richtige Abteilung dran.
»Was macht die Altersbestimmung?«
»Exakt läßt sich nichts feststellen. Aber unter der Voraussetzung, daß der Wagen durchgehend an Ort und Stelle gelegen hat, müßte er 100 bis 110 Jahre alt sein. Diese Spanne ist der Unsicherheitszeitraum. Aber da das aufgrund des Baujahres rein unmöglich ist, gehen wir davon aus, daß der Wagen wirklich ein Vierteljahr oder länger in feuchtem Tropenklima gelegen hat und dann hierhergebracht wurde. Was das aber für einen Sinn haben soll…«
»Läßt sich feststellen, ob Menschen in dem Fahrzeug verbrannt sind?«
»Das war nicht unser Auftrag, Mister Fleming, sondern ist Sache der Polizei. Wir haben nur Geräte sichergestellt, die der Geheimhaltung unterliegen, und eine Altersbestimmung versucht. Haben Sie sonst noch Aufträge?«
»Im Moment nicht«, knurrte Bill.
»Ach, Mister Fleming… Sie sind doch ein Freund von Monsieur Zamorra. Können Sie nicht Ihre Verbindungen spielen lassen und den Professor ausfindig machen? Vielleicht kann er zur Klärung des Sachverhalts beitragen und…«
Bill legte kommentarlos auf. »Das sind Experten… fachlich mögen sie was drauf haben, bloß Kriminalisten werden das nie… Aber dafür Kriminelle, die sich dem Sheriff mit der Zimmerflak in der Hand entgegenstellen, und mich wollen sie mit hineinziehen… nee, Freunde. So nicht.«
Manuela setzte sich neben ihn auf die Bettkante und schälte sich halb aus dem großen Badetuch. »Zwanzig Minuten haben wir noch, bis dein Anwalt sich wieder meldet«, sagte sie. »Weißt du was, Bill? Du hast mir heute noch nicht gesagt, daß du mich liebst.«
Er drehte sich halb, sah sie an und küßte sie. »Ich liebe dich, Manu.«
Und das bewies er ihr.
***
»Es sind Fremde in der Stadt«, sagte Chuck.
»Ich weiß«, erwiderte Wang Lee Chan. »Sie haben bei ihrer Ankunft genug Krach gemacht. Wie viele sind es?«
»Drei Männer und eine Frau. Sie haben sich am Nordrand der Stadt in einem leerstehenden Haus einquartiert.«
Der Mongole lächelte. Aber es war ein kaltes Lächeln.
»Bis auf dieses stehen alle anderen Häuser leer. Wohin sonst hätten sie also gehen sollen? Sind sie auf der Flucht?«
»Ich weiß es nicht. Ich traute mich nicht nahe heran. Sie haben einen Wächter auf dem Dach postiert. Was wirst du tun, Wang Lee Chan?«
Wang Lee drehte die offene Handfläche nach oben. »Abwarten«, sagte er. »Wenn der Tag anbricht, werde ich mich um
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