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0288 - Dämonen-Orakel

0288 - Dämonen-Orakel

Titel: 0288 - Dämonen-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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kostet. - Haltet eure Schwerter bereit. Vielleicht wird der Eingang zum Tempel noch bewacht!«
    »Kaum anzunehmen«, sagte Aurelian. Dennoch vergewisserte er sich, daß der Balmung locker in der Scheide saß.
    Niemand nahm Notiz, als Helena mit den beiden Gesandten von Cimmeria verschwand. Viele Trojaner hatte der Wein schon in tiefen Schlaf sinken lassen.
    Ein Schlaf, aus dem es für viele kein Erwachen mehr gab…
    ***
    »Ha, ein Verräter!« schnarrte es von den Lippen des Äneas. Sinon, der Grieche wirbelte herum. Er sah das wutverzerrte Gesicht des Trojaners unter dem Helm und erkannte sein Schicksal.
    Mit aller Kraft schleuderte Äneas die Lanze, Sinon, der Verräter, fand sein verdientes Ende.
    »Die Griechen werden kommen!« sagte Äneas knapp zu seinen Freunden. »Jener Zamorra hat alles vorausgesagt. Deshalb habe ich euch in mein Haus gebeten. Wir sind die einzigen Trojaner, die noch Waffen und Rüstungen tragen. Wir sind zu wenige, um die Stadt verteidigen zu können. Aber genug, dem Feind das Eindringen in die Stadt zu erschweren. Polios! Laufe zum Palast des Priamos und versuche, Alarm zu schlagen. Wir schließen das Tor und vernichten das Götterpferd. Zamorra sagt, daß in dem Pferd Trojas Verderben lauert!«
    Gewandt sprang Äneas seinen Freunden voran die Mauer hinab. Mit vereinten Kräften schoben sie die mächtigen Flügel des skäischen Tores zu. Krachend legten sie den mächtigen Riegel um.
    »Holt alles her, was brennbar ist!« zischte Äneas. »Schichtet alles unter das Götterpferd. Wir werden es mit Feuer vernichten. Beeilt euch. Die Griechen sollen sehen, daß ihre List erkannt wurde.«
    Allen Mut mußte Odysseus im Inneren des Pferdes zusammennehmen, um ruhig zu bleiben, während die Trojaner aus den umliegenden Häusern Möbel und andere Dinge aus Holz heranschafften. Unter dem Metall-Monstrum wurde ein gewaltiger Scheiterhaufen errichtet.
    Eine innere Stimme sagte ihm, daß er erst im letzten Augenblick das Pferd zu neuem Leben erwachen lassen durfte. Seine Hand lag an den Schalthebeln. Eisern bezwang er sich, die Mechanik des Pferdes jetzt schon in Tätigkeit treten zu lassen.
    Von der Höhe des skäischen Tores sah Äneas die Flotte der Griechen den Strand erreichen. Während seine Männer fieberhaft Brennmaterialien herbeitrugen sah er mit besorgter Miene, wie der ganze griechische Heerbann anrückte. Askanius, sein Sohn, umklammerte eine Lanze, daß die Knöchel weiß wurden. Der Knabe hatte genug Schilderungen von Kämpfen gehört.
    »Die Götter werden Troja schützen, nicht wahr, Vater!« hörte Äneas seine Stimme. »Wir werden weiterleben!«
    »Zamorra hat es mir gesagt, daß Troja untergehen wird!« erklärte Äneas düster. »Doch du und ich, mein Sohn, wir werden entkommen - um die Stadt Rom zu gründen, irgendwo im fernen Land Italia. Vorher wollen wir so viele Griechen in die Unterwelt senden, wie wir vermögen. Heute, mein Sohn Askanius, wirst du ein Mann werden!«
    »Keiner im Palast vermag noch ein Schwert zu halten!« rief Polios aufgeregt, der in vollem Lauf zurückkam. »Alle sind total betrunken. Nur König Priamos ist, als er meine Worte hörte, zum Altar des Zeus geschritten. Dort hat er betend die Arme ausgebreitet. Wollen wir seinem Beispiel folgen und uns in den Schutz der Götter stellen, Äneas!«
    »Wir werden kämpfen!« erklärte der Trojaner hart. »Erst, wenn der Feind übermächtig ist, fliehen wir.«
    »Die Griechen Sind schon ganz nah!« brüllte einer der Männer, die auf der Mauer mit Posten bezogen hatten.
    »Weist ihnen den Weg mit hellodernder Flamme!« rief Äneas mit lauter Stimme. »Entzündet das Holz unter dem Pferd. Sie sollen das Standbild, mit denen sie die Götter lästerten, brennen sehen.«
    »Aber Äneas!« stöhnte einer der Krieger. »Hast du die Feuerschlangen vergessen, die aus den Nüstern des Pferdes hervorbrechen?«
    »Feiglinge!« brüllte Äneas. »Dann will ich euch zeigen, wie ein Mann zu sterben versteht!« Einem der Krieger eine Fackel aus der Hand reißend rannte er auf das mächtige Standbild zu. Ein funkelnder Blick aus haßerfüllten Augen — mit sausendem Schwung stieß er die Fackel in das Holz unter dem Pferd. Sofort züngelte eine rote Lohe auf.
    Die Krieger schrien auf — teils vor Triumph, teils, um ihrem Entsetzen Ausdruck zu verleihen: Denn in diesem Augenblick durchzuckte es im Inneren des Pferdes Odysseus, als habe ihn ein Guß mit siedendheißem Wasser getroffen.
    Durch das mächtige Pferd lief ein Zittern.

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