0288 - Dämonen-Orakel
Berserkers an. Ein Rasender, der in blindem Wahn so lange kämpft, bis kein Gegner mehr lebt oder er selbst tot ist.
Keuchend erhob sich Aurelian und taumelte aus der Gefahrenzone. Das grelle Licht des Kristalls hatte seinen Bann über ihn geworfen. Er sah seine Umwelt nur noch im verschwommenen Nebel und wich nur vor den Kampfgeräuschen zurück.
»Tanze den Totentanz, Zamorra!« sang Hekate aus Kassandras Mund. »Du bist schnell und vermagst, meinen Hieben zu entgehen. Doch wie lange noch. Du bist sterblich und wirst müde. Die Glieder versagen ihren Dienst. Du wirst langsamer werden. Dann ist die Stunde da!«
Professor Zamorra atmete schwer. Schweiß rann in Sturzbächen über seine Stirn. Aufmerksam fixierte er die Gestalt der Kassandra, die ihm hohnvoll ins Gesicht lachte.
Dann nahm sie Gwaiyur in die Rechte und zog mit der linken Hand den Machtkristall aus den Falten ihres Gewandes hervor. Hoch hielt sie den Dhyarra, daß er blaues Feuer versprühte.
»Ist es dieser Stein wirklich wert, daß du und dein Freund dafür euer Leben gebt?« fragte Hekate-Kassandra. »Ihr verfügt über mächtige Zauberkräfte. Verbündet euch mit mir. Ich gebe euch ewiges Leben. Nie werdet ihr sterben müssen. Niemals…!«
»Niemals!« echote Professor Zamorra. Während Hekate-Kassandra für einen Augenblick dem Pathos ihrer Worte nachhing und Gwaiyur sinken ließ, machte der Meister des Übersinnlichen einen Sprung seitwärts. Gewandt beugte er sich herab. Seine nervige Rechte umschloß den Knauf des Balmung, der Aurelians Hand entfallen war.
Ein normales Schwert wäre von Gwaiyur zerschnitten worden, wie ein Messer, das durch Butter geht. Doch der Balmung war das Werk des Zwergenkönigs Alberich. Gewaltiger Zauber ruhte auf ihm. Siegfried, der Held der germanischen Mythen, hatte den Drachen mit ihm erschlagen. Das Schwert schnitt Rüstungen wie Papier. Daher versenkte es Hagen von Tronje mit dem Hort der Nibelungen im Rhein, als Siegfried erschlagen war.
Als Kassandra die Situation begriff, war Professor Zamorra bereits wieder auf den Beinen. Der Karfunkelstein im Knauf des Nibelungenschwertes schien Feuer zu flammen. Von der Klinge des Balmung ging ein leises Singen aus.
Funken sprühten, als die beiden Schwerter zusammenprallten. Kassandra stieß einen erstaunten Schrei aus.
Bevor sie das Schwert wieder emporreißen konnte, ging Professor Zamorra zum Angriff über. Er drehte den Balmung so, daß die flache Klinge auf den Schwertarm der Besessenen herabsauste. Der Schmerz mußte Kassandra das Schwert aus der Hand reißen.
Doch in der Königstochter waren die Schmerzgefühle erstorben. Auch dies war das Werk der Hekate. Erstaunt erkannte Zamorra, daß der Hieb keine Reaktion hervorrief.
»Ich habe sie unsterblich gemacht!« kicherte die Stimme der Totengöttin. »Die ist gefeit gegen Waffen aller Art. Du kannst sie nicht verletzen!«
»Und ob ich das kann!« fauchte Professor Zamorra und stieß zu. Die Spitze des Balmung traf den Oberarm - und glitt ab. Es war, als würde Kassandras Körper von einer unsichtbaren Rüstung geschützt.
»Du kannst sie nicht verletzen!« war wieder Hekates Stimme zu vernehmen. »Doch der Kampf gegen dich wird mir langweilig. Ich überlasse es jemandem anderen, dich zu töten!«
Bevor der Parapsychologe etwas erwidern konnte, wirbelte Kassandra herum. Mit wehendem Gewand lief sie dem Ausgang zu.
Bevor Professor Zamorra die Flucht begriff, stand sie unter dem Türrahmen. Triumphierend streckte sie ihm den Dhyarra-Kristall entgegen.
»An diesem Stein hing das Schicksal dieser Stadt. Doch das Schicksal Trojas ist mir gleichgültig. Ich werde von hier fortgehen zu jenem Weltentor in den Wäldern des Nordens.«
»Bei der Loreley!« sagte Zamorra zu sich selbst. Er wußte, daß hier ein Tor direkt zur Straße der Götter führte. Dann konnte die Totengöttin Zeus im eigenen Reich angreifen - und besiegen.
»Der Kristall… gib den Kristall her!« rief Aurelian. »Du bringst das Weltengefüge ins Wanken. Die Schicksalswaage wird sich senken… «
»Es verhilft unserer Seite zum endgültigen Sieg!« sprach Hekate. »Ich bin die Herrin des Todes. Wenn sich die Schicksalswaage senkt, werde ich dabei gewinnen.«
»Warte nur. Ich werde…!« stieß Professor Zamorra hervor. Dann spurtete er los. Doch es war zu spät.
Ein girrendes Lachen. Dann stieß Kassandra den Dhyarra einige Male gegen die Decke. Sofort prasselten kleine Steinchen von oben herab.
Abrupt bremste der Meister des
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