0288 - Der Gangster floh in meinem Wagen
»Yes, Mr. Sutter! Mein Besuch überrascht Sie sicher, aber er war leider nicht zu umgehen. Ich muss mit Ihnen über einige Dinge sprechen. Mir wäre es allerdings sehr lieb, wenn wir dabei nicht gestört würden.«
»Wie lange wird es dauern?«
»Ich glaube, nicht länger als eine halbe Stunde.«
Er nickte. »All right, dann werde ich meine Mutter bitten, für mich einen Brief in den Kasten zu werfen.«
Er nahm einen Brief vom Schreibtisch und ging damit hinaus. Nach fünf Minuten kam er zurück und setzte sich mir gegenüber.
»Was liegt an, Agent Cotton?«
»Ich muss Ihnen einige Fragen stellen, Mr. Sutter. Überlegen Sie gut, ehe Sie mir antworten, es hängt sehr viel davon ab. Können Sie sich erinnern, wo Sie das Wochenende am 20. und 21. Januar verbracht haben?«
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Hier in Rochester natürlich.«
»Kein Irrtum möglich?«
»Aber nein! Was soll diese Frage überhaupt?«
»Wo waren Sie am 3. und 4. März? Auch das ist ein Wochenende.«
»Ebenfalls in Rochester. Ich fahre jedes zweite Wochenende nach hier, das kann Ihnen Mr. Timcoe jederzeit bestätigen.«
Ich nickte. »Das weiß ich, Mr. Sutter. Er hat es uns bereits bestätigt. Sie wollen also klar zum Ausdruck bringen, dass Sie am 20. Januar nicht ausnahmsweise einmal nach Albany gefahren sind, um dort den Monteur Tex Mahoney zu erstechen?«
Sutter wurde leichenblass. Seine Hände krampften sich um die Lehne des Sessels. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
»Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, ich hätte…?«
Er sprang auf und rannte wie wild hin und her.
»Das glauben Sie doch selbst nicht, Agent Cotton.«
»Was ich glaube, darauf kommt es nicht an, Mr. Sutter. Gestern hat man in New York einen Koffer sichergestellt, der den Rumpf eines Mannes enthielt. Nur den Rumpf, Mr. Sutter. Der Koffer ist am 4. März hier in Rochester auf die Bahn gegeben worden.«
»Nein!« Er schrie dieses Wort.
»Mr. Sutter, haben Sie für Ihren Aufenthalt in Rochester an den beiden genannten Wochenenden ein lückenloses Alibi?«
Er stoppelte alles zusammen, woran er sich erinnern konnte. Wir hielten es alles zeitlich fest. Es blieben Lücken. Lücken, die nach Durchsicht meiner Flugpläne ausreichend waren, um unbemerkt nach Albany und zurück zu fliegen. Langsam verwickelte er sich in Widersprüche.
»Irgendjemand will mir das alles in die Schuhe schieben. Vielleicht sind Sie nur hergekommen, um mich zu verhaften?«
»Hören Sie, Sutter! Der Mann, der Ihnen etwas in die Schuhe schieben will, muss Rochester ziemlich genau kennen, finden Sie nicht auch?«
Er wehrte ab. »Jedes Kind kann einen Koffer zum Bahnhof bringen und abschicken.«
Ich nickte. »Das stimmt, Sutter. Aber nicht jedes Kind nimmt dasselbe Packpapier, um den Kopf des Opfers darin einzuwickeln und ihn dann unter eine Brombeerstrauch an der Winton Road Bridge zu verstecken.«
Er klappte zusammen. Stöhnend verbarg er den Kopf in den Händen.
»Ich sage kein Wort mehr, bevor ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
»Das steht Ihnen frei«, antwortete ich. »Die Gelegenheit dazu wird Ihnen in New York geboten.«
Ich stand auf. »Mr. Sutter. Ich verhafte Sie hiermit wegen Verdachts des Doppelmordes, begangen an den in New York wohnhaften Bürgern Tex Mahoney und Edgar Robinson. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von nun an sagen, in der Verhandlung gegen Sie verwandt werden kann.«
Er nickte nur stumm.
»Hören Sie, Sutter. Ich möchte Ihrer Mutter diese Aufregung einen Tag nach ihrem Geburtstag ersparen. Sagen sie ihr, ich sei ein Mitarbeiter der Mickney Werke und müsse Sie in einer dringenden Angelegenheit zurückholen.«
Genauso machte er es denn auch. Um 15 Uhr flogen wir vom Municipal Airport aus nach New York zurück. Sutter war völlig gebrochen. Auf dem ganzen Flug sprach er kein einziges Wort mehr. Auch ich hing meinen eigenen Gedanken nach. Ich hatte einen Mann verhaftet, aber war es auch wirklich der Mörder?
***
Am Montag waren wir wieder alle an der Arbeit. Wir hatten uns die Vernehmungen der Harpers Mitarbeiter geteilt. Phil vernahm den Ingenieur Don Moore, Walter Stein und Jimmy Reads die beiden Monteure Sirk und Delmer. Ich selbst nahm mir den vierten Ingenieur Elvis Hyer vor. Er war jetzt, nach Sutters Verhaftung, die wie eine Bombe eingeschlagen hatte, der leitende Mann des Teams, das beinahe kein Team mehr war.
So sehr wir auch bohrten, es kam einfach nichts heraus, was dem Fall
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