0288 - Der Gangster floh in meinem Wagen
hätte eine Wendung geben können.
Irgendwie gefiel mir aber die Entwicklung nicht.
Auch Direktor Timcoe war über den Verlauf der Dinge sehr bestürzt. Er befürchtete, dass die ganze Arbeit am Projekt AE 62 nach Sutters Verhaftung ins Stocken geraten würde.
Am Nachmittag erhielt ich zwei Telefonanrufe. Der erste kam von einem Notar Wilkins, der wissen wollte, ob es bei der Nachlassregelung Schwierigkeiten geben könnte. Betty Webster, Harpers Schwester aus Niagara Falls, war in der letzten Woche nach New York gekommen. Da die junge Frau die Alleinerbin war und mit dem ganzen Fall nichts zu tun hatte, beruhigte ich Wilkins und gestattete ihm, die Sache in Angriff zu nehmen.
Der zweite Anruf war wesentlich interessanter. Als ich den Hörer abnahm, hörte ich eine angenehme, sonore Stimme: »Bearbeiten Sie die rätselhaften Vorfälle um den Ingenieur Harpers?«
»Yes«, antwortete ich, »mit wem spreche ich?«
»Nein Name ist Paul Morgan, Sir! Ich bin Schauspieler am Belmont Theater. Zu meinem Freundeskreis gehört auch ein Mann der Harpers-Gruppe. Ich glaube, ich bin da einer eigenartigen Sache auf die Spur gekommen. Leider kann ich hier nicht so sprechen, wie ich gerne möchte. Können Sie heute Abend ins Theater kommen? Wir haben heute Premiere eines neuen Stückes, in dem ich eine tragende Rolle spiele. Die Premierenfeier ist erst eine Stunde nach der Vorstellung, und wir könnten in der Zwischenzeit mal über die Angelegenheit sprechen. Ginge das?«
»Gern, Mr. Morgan, wir haben wohl einen verdächtigen Mann festgenommen, aber die Hintergründe der ganzen Verbrechen sind noch ziemlich geheimnisumwittert. Daher sind wir natürlich für jeden Hinweis dankbar. Wann beginnt denn die Vorstellung?«
»Um 20 Uhr, Sir! Ich hinterlege einen Logenplatz für Sie an der Abendkasse.«
»Hören Sie, Mr. Morgan. Wäre es möglich, dass Sie mir zwei Plätze reservieren? Ich möchte gern mit einem Kollegen kommen.«
»Natürlich. Auf welchen Namen?«
»Ich heiße Jerry Cotton.«
»All right, Mr. Cotton, das geht in Ordnung. Bis heute Abend dann!«
Morgan hatte aufgelegt. Ich sagte zu Phil: »Wir gehen heute Abend ins Theater, Phil.«
»Was? Wie heißt denn das Stück?«
»Keine Ahnung, Phil.«
Er sah mich an, als wenn ich der letzte Mensch wäre. Um weitere bissige Bemerkungen zu verhindern, erklärte ich ihm alles.
»Du versprichst dir doch wohl davon nicht etwa eine sensationelle Wendung, Jerry?«, fragte er.
Ich zuckte die Schultern. »Wer weiß, Phil? Man kann nie wissen, welche verschlungenen Pfade durch den Dschungel des Verbrechens führen.«
Phil wehrte ab. »Gib dich doch keinen Illusionen hin, Jerry! Ich glaube, der Mann, den Morgan kennt, ist Erik Sutter. Vielleicht ist ihm an dem Ingenieur irgendetwas aufgefallen, und er glaubt uns davon Mitteilung machen zu müssen. Ich möchte sein Gesicht sehen, wenn er merkt, dass es alte Kamellen für uns sind.«
***
Im Jaguar stieß Phil mich dann an.
»Ziehen wir uns doch erst um, Jerry. Wenn wir schon ausgehen, können wir es auch richtig machen. Was hältst du davon, wenn wir mal anständig essen gehen? In der letzten Zeit kennt man ja nur noch Snack-Bars, Steaks und Hot dogs. Ich möchte mal wieder kultiviert essen.«
Die Idee hatte etwas Verlockendes an sich, und so fuhren wir erst zu ihm. Phil stieg in einen eleganten Smoking.
Dann fuhren wir zu mir, und auch ich zog mich um.
Der Abend ließ sich prächtig an.
In bester Laune gondelten wir zum Broadway. Als wir am Tivoli Cinema vorbeikamen, stieß mich Phil an.
»Biege in die 49. Street ein, Jerry, und fahre um den Block herum. Auf der Seventh Avenue finden wir bestimmt einen Parkplatz. Von da ist es nachher auch nicht weit zum Belmont Theater.«
Ich folgte seinem Rat, und siehe da, wir hatten Glück. Aus der langen Reihe parkender Wagen schob sich gerade ein Plymouth heraus und ich drängte mich rasch in die Lücke. Ein Chevy hinter uns hatte auch schon wie ein Luchs gelauert, und sein Fahrer glotzte uns im Vorbeifahren sauer an.
Ich schloss den Wagen ab und wir schlenderten gemächlich zum Broadway zurück. Es war erst 18 Uhr dreißig, und wir hatten noch Zeit genug.
Vornehm, wie wir manchmal sein können, gingen wir zu Lindys. Hier verkehrte nur besseres Publikum.
Die Speisekarte verhieß die erlesensten Genüsse. Wir einigten uns schließlich auf Tataren-Steak.
***
Als wir Lindys verließen, stand unser Stimmungsbarometer vollends auf Schönwetter. Wir gingen den Broadway hinunter bis
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