0288 - Die Katzen-Göttin
seinem Kreuz hat sich gegen die Katzen gestellt, ein Beweis dafür, daß er nur das Gute wollte.«
»Aber die Katzen sind nicht schlecht«, sagte Brenda.
»Doch«, widersprach die Stimme. »Sie sind es. Tiere ohne Seele gehorchen dem Bösen. Sie gehören in die Unterwelt in die Nähe des Schakals Anubis. Daran solltest du immer denken. In der Waffe des Mannes befindet sich das Auge, deshalb sieh ihn als deinen Freund an.«
»Und wenn er schon tot ist?«
»Wie sollte er das?«
»Jason kämpft gegen ihn! Er ist doch zu seiner wahren Größe aufgewachsen…«
»Dann geh hin und ändere es. Aber hüte dich, es nicht zu tun. Stell dich nicht gegen den Willen des Gottes Osiris, denn die, die es getan haben, hat der Fluch der Verdammnis getroffen.«
Es waren harte Worte aus dem Mund des Gottes, der sich hinter dem Allsehenden Auge verbarg.
Brenda the cat stand da und dachte nach. Sie wußte genau, daß sie sich den Befehlen nicht widersetzen durfte und es auch nicht konnte. Osiris würde gnadenlos zuschlagen.
Trotz des Kreuzes hatte sie in John Sinclair einen Gegner gesehen und entsprechend reagiert. Da er nicht auf ihre Warnungen hören wollte, hatte er fühlen müssen. Nun war sie gezwungen, einen Rückzieher zu machen. Aber konnte sie das noch?
»Was überlegst du?« fragte die Stimme. »Beeile dich, es ist nicht sehr viel Zeit.«
»Ist Sinclair schon…?«
»Möglich!«
Da drehte sich Brenda um und ging. Sie war innerlich zerrissen und wußte nicht, auf welche Seite sie sich schlagen sollte. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn Jason den Kampf gewann…
***
Ich hatte gegen dämonische Schreckenswesen, gegen Vampire, Werwölfe, Gespenster und auch mutige Tiere gekämpft, so daß es eigentlich nichts Besonderes war, gegen eine Riesenkatze wie diesen Jason anzugehen. Dennoch fürchtete ich mich davor.
Vielleicht war es das Wissen um die Verwandlung, denn ich spürte, daß mir diese Magie unter Umständen überlegen war.
Der kleine Kater hatte sich in eine gefährliche Raubkatze verwandelt und kam näher.
Die Größe eines Tigers hatte er. Dabei bewegte er sich geschmeidig, huschte durch das Unterholz. Ich sah seinen Schatten von Sekunde zu Sekunde an einer anderen Stelle.
Hin und wieder zitterten Zweige, raschelten Blätter. Geräusche, die mich nervös machen sollten.
Ich behielt sein Augenpaar im Blick.
Wo es hinwanderte, dort schaute auch ich hin, und es kam allmählich näher.
Stopp!
Zwei leuchtende Steine schienen in der Luft zu schweben. Gelb und hart, ohne Pardon und Gnade, auf mich fixiert und mit dem Drang des Tötens versehen.
Wenn er sprang, wollte ich schießen.
Irgendwie tat es mir leid, auf diesen großen Kater zu feuern. Ich war fasziniert von ihm und mußte an die Wölfin Nadine denken, die ja auch kein normales Tier war, obwohl man beide kaum miteinander vergleichen konnte.
Bisher hatte ich mich nicht bewegt. Höchstens die Augen, denn ich wollte dem anderen keine Chance geben, einen ersten Angriff auf mich zu starten.
Zwar schaute ich nach vorn, gleichzeitig aber lauschte ich auch nach hinten. Im Haus rührte sich nichts. Brenda hielt sich weiterhin versteckt. Möglicherweise beobachtete sie mich auch, um zu sehen, wie ich mich aus der Affäre zog.
Sie würde sich wundern.
Der Riesenkater löste sich aus dem Schatten des Waldrands, und ich sah seine Umrisse jetzt klarer. Seine Pfoten waren, wie auch der übrige Körper, entsprechend vergrößert, dennoch hörte ich kaum einen Laut, als er sich mir näherte.
Er ließ mich nicht aus den Augen, und sein Kopf bewegte sich leicht auf mich zu.
Wenn dieses Tier sich auf seine Hinterpfoten richtete, war es sicherlich größer als ich.
Kein gutes Gefühl.
Da er mir noch nichts getan hatte, traute ich mich auch nicht zu schießen. Ich wollte wirklich abwarten, vielleicht gab es auch noch eine andere Möglichkeit.
Bei jedem Schritt, den der Kater zurücklegte, wuchs er höher und größer vor mir auf.
Gleichzeitig geschah etwas anderes. Mein Kreuz reagierte auf einmal. Ich hatte es mir außen vor die Brust gehängt, gewissermaßen als Sicherheit, und als ich an meiner Brust herabschaute, stellte ich fest, daß das Allsehende Auge sich durch sein strahlendes Leuchten von den übrigen Zeichen abgesetzt hatte.
Es machte in diesen Augenblicken seinem Namen wirklich alle Ehre, denn es strahlte stark und kräftig.
Der Schein hüllte nicht nur mich zum Teil ein, sondern breitete sich aus und erfasste auch die Gestalt des Katers, so
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