0288 - Die Katzen-Göttin
nicht nur an die kleinen Killerbestien, sondern vor allen Dingen an eine Frau namens Brenda.
Sie war für alles verantwortlich. Einen Toten hatten sie bereits auf dem Gewissen, und es war fraglich, ob der Schwerverletzte auf der Ladefläche überlebte. Wenn nicht, dann hätte sie den zweiten Mord auf dem Gewissen gehabt.
Deshalb hatte ich es so eilig, gegen Brenda erneut anzutreten.
Sie hielt sich im Haus auf, das wußte ich. Also mußte ich auch hinein. Da sie die Tür zugeschlagen hatte, blieben mir nur die Fenster. An der Rückseite entdeckte ich keine, an der Vorderfront allerdings hatte ich welche gesehen.
Dennoch wollte ich es an der hinteren Front versuchen. Eine Außentreppe lud ein, in den Keller zu gehen. Ruhig lud ich meine Waffe nach, während der Fahrer des Wagens ausstieg, sich furchtsam umschaute und auf die hintere Ladefläche zuhumpelte.
Mit einer Handbewegung deutete ich ihm an, schneller zu gehen, und er verstand.
Die Treppe endete an einer Außentür. Sie sah mir ziemlich stabil aus, und sie war auch abgeschlossen. Da hatte ich keine Chance. Sie aufzustemmen, hätte zuviel Zeit gekostet. Vielleicht wäre der Versuch auch gescheitert.
Also mußte ich es anders versuchen.
Als ich die Treppe hinter mir gelassen hatte, war von dem Mann in Leder nichts mehr zu sehen. Er hatte wirklich gut daran getan, meinem Rat zu folgen und sich zu verstecken.
Über die Katzen dachte ich auch nach. Es waren keine normalen Tiere, sonst wären sie nicht auf diese seltsame und für Dämonenwesen typische Art und Weise vergangen, als sie von meinen Kugeln oder dem Kreuz getroffen worden waren.
Aber woher stammten sie?
Um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, mußte ich mich wohl mit Brenda näher beschäftigen. Das würde ich auch tun, denn ich war mir nicht sicher, um wen es sich bei ihr genau handelte.
Sie sah aus wie ein Mensch, reagierte auch so, dennoch blieb ein Rest von Misstrauen bei mir zurück. Konnte sie überhaupt ein Mensch sein? Es gab Dompteure, die ich wegen ihrer Macht über Raubtiere bewunderte. Warum sollte es Brenda nicht gelungen sein, Katzen zu zähmen? Sie gehorchten ihr praktisch aufs Wort und verstanden jede Geste. Eines hatte mich aber stutzig gemacht. Diese Frau konnte klammheimlich verschwinden, und zwar so schnell, daß ich als Betrachter das Gefühl bekam, sie hätte sich aufgelöst.
Dies war eben der Punkt, der mich an ihrem Menschsein zweifeln ließ.
Radikal setzte sie sich für die Tiere und gegen Tierversuche ein.
Auch ich war gegen diese Art von medizinischer Forschung, aber deshalb Menschen zu töten, das konnte ich einfach nicht durchgehen lassen. Von meinem Gewissen her nicht und auch nicht von meinem Job als Polizist aus gesehen.
Brenda mußte gestellt werden.
Da ich draußen auch kein Geräusch vernahm, kam ich mir vor wie unter einer Glocke des Schweigens. Von den Katzen mit ihren feurigen Augen entdeckte ich ebenfalls keine Spur, dennoch ging ich davon aus, nicht alle erledigt zu haben.
Ich ließ mir Zeit und umrundete das Haus. Vor der Eingangstür stoppte ich.
Keinen Lichtschein sah ich im Innern des Gebäudes. Dort war es ebenso dunkel wie hier draußen.
Über meinen Rücken rann eine Gänsehaut, die Haut auf meinem Gesicht spannte sich, und ich verengte die Augen.
Mir war etwas aufgefallen.
Der Hauch einer Gefahr hatte mich gestreift. Zwar kein Luftzug, dennoch hatte ich das Gefühl, von irgend etwas belauert zu werden, obwohl ich nicht wußte, wo sich die Gefahr verbarg. Sie konnte vom Haus ebenso ausgehen wie von dem Wald hinter meinem Rücken.
Die Stille zerrte an meinen Nerven. Es war ein Lauern, ein vorsichtiges Abtasten. Jeder wartete auf einen Fehler des anderen, wobei ich meinen Gegner nicht einmal sah.
Etwas Kaltes rann über meinen Rücken. Ein Schweißtropfen, der eine lange Bahn zog.
Das Haus hatte ich lange genau angesehen, deshalb drehte ich mich um und schaute zum Wald hin.
Dort lag diese düstere Wand aus Bäumen, Schatten und einem dichten Unterholz. Ein heller Streifen führte hinein. Es war der Weg. Schon nach wenigen Yards wurde er von der Finsternis verschluckt, und es sah aus, als würde er in einen Rachen hineinlaufen.
Im Wald lagen die Nebelschleier. Großen Tüchern gleich hingen sie zwischen den Bäumen, verwandelten die manchmal schon kahlen Äste in lange, schattenartige Klauen, die sich mir entgegenstreckten.
Keine Katzen zu sehen.
Aber ich hörte das Rascheln.
Es war ein Geräusch, das mir Angst einjagte. Ein
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