0289 - Das System der blauen Riesen
die Koordinaten. Manövrieren Sie jetzt ganz in unsere Nähe und mißtrauen Sie mir nicht, wenn ich Sie mit dem Magnetfeld dicht an uns verankere. Wir bleiben in Funkkontakt. Später, vor dem Einschalten des Antriebs, vergleichen wir die Ergebnisse der Komputerberechnungen."
Redhorse erhob sich und gab dem Tefroder die Hand.
„Ich danke Ihnen, Kommandant. Was immer auch geschehen mag, ich bin sehr froh, Ihnen begegnet zu sein."
Gucky nahm wortlos die Hand Redhorses. Sekunden später waren sie beide verschwunden und rematerialisierten in der Zentrale der Korvette.
*
Zwei Stunden vergingen in quälender Langsamkeit Der Komputer hatte die Daten errechnet. Sie waren mit den Ergebnissen der Tefroder verglichen worden. Sie stimmten.
Inzwischen hatte sich die KC-1 dem tefrodischen Wachkreuzer soweit genähert, daß sie mühelos durch die Magnetfelder eingefangen werden konnte. Um sie herum schloß sich der Energieschirm des Tefroder-Schiffes.
Captain Vita hatte Mühe, sein Mißtrauen zu unterdrücken.
„Ein bedrückendes Gefühl, Sir, wenn Sie mich fragen", sagte er voller Skepsis. „Wir begeben uns quasi in die Höhle des Löwen."
„Der Löwe, Captain, sitzt auf Hoel. Insofern also haben Sie völlig recht. Sollten Sie aber mit dem Löwen Kommandant Gerlachos meinen, so sind Sie auf dem Holzweg."
„Des Menschen Not ist, sich zu irren ... „, begann Captain Vita, wurde aber von Gucky unterbrochen: „... derweil im Hirn die Mücken schwirren! Mann, ich bin Telepath und habe die Gedanken des Tefroders gelesen. Genügt Ihnen das nicht?"
Vita sah auf Gucky herab.
„Junger Freund", stellte er hoheitsvoll fest, „Reim hinter Reim setzen, bedeutet noch lange nicht, daß man ein Dichter ist. Und was gewisse telepathische Fähigkeiten betrifft, so habe ich sie niemals in Abrede gestellt." Er lächelte fast gütig. „Der Löwe sitzt auf Hoel - einverstanden."
„Sie machen mich noch moralisch fertig", gestand Gucky und sank ächzend auf seine Couch zurück, auf der er die kommenden Dinge abzuwarten gedachte. Die Sonneningenieure hatten sich mit ihrem Schicksal abgefunden und unternahmen nichts, davon hatte er sich überzeugen können. „Wie lange noch, Don?"
Redhorse verglich seine Zeitdaten mit denen der Tefroder. Die entsprechenden Instrumente waren auf dem Bildschirm deutlich zu erkennen.
„Noch zehn Minuten."
Diese zehn Minuten schienen fast so lang wie die zwei Stunden, die vorher vergangen waren. Auch Kommandant Gerlachos war nervös. Unruhig schritt er in seiner Zentrale auf und ab, aber seine Sorge galt wohl weniger dem Experiment. Er fürchtete sich davor, daß es gelang. Denn wenn es gelang, war er zwar in Sicherheit, aber er würde einen plötzlich entdeckten Freund jagen und vernichten müssen.
Zwei Stunden hatten genügt, aus Todfeinden Freunde zu machen.
Redhorse hatte sich noch lange mit Gerlachos unterhalten. Sie hatten ihre Gedanken ausgetauscht und feststellen müssen, daß jenes Sprichwort von den „verschiedenen Welten" nicht immer ganz stimmte. Natürlich lebten die beiden Männer in verschiedenen Welten, sogar in verschiedenen Galaxien, aber das schloß nicht aus, daß sich ihre Meinungen und Auffassungen an vielen Punkten begegneten. Die gemeinsame Herkunft ließ sich nicht leugnen.
Aber es war Krieg zwischen ihren Völkern.
Ein harter und erbarmungsloser Krieg, den die Meister der Insel angezettelt hatten.
„Noch eine halbe Minute", sagte Kar Björnsen mit trockener Kehle.
Gerlachos legte seine Hand auf den Antriebshebel, zog sie aber wieder zurück Es war eine automatische Bewegung gewesen, aber sie war unnötig. Sowohl das Schiff wie auch die KC-1 wurden diesmal nicht von Hand, sondern von den Komputern gesteuert, da selbst die Differenz einer einzigen Sekunde die Katastrophe bedeuten konnte. Und zwar für beide Schiffe.
Die letzten Sekunden vergingen, und dann verschwanden die Sterne.
Als sie eine Minute später wieder auf den Bildschirmen erschienen, überstrahlten drei blaue Riesensonnen mit ihrem Glanz alles andere.
Das Experiment war gelungen - und damit begannen die eigentlichen Schwierigkeiten.
Redhorse sah, wie Gerlachos auf seine Funkapparaturen deutete und die Lippen fest zusammenpreßte. Das konnte nur bedeuten, daß er über Funk nicht mehr sprechen konnte, ohne sich der Gefahr auszusetzen, abgehört zu werden.
„Gucky, was denkt er?"
„Er hat bereits Verbindung zur Zentrale auf Hoel. Man fragte an, wer wir sind. Gerlachos muß antworten. Und
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