0289 - In der Hölle verschollen
Jahre verheiratet war, sich so verändert hatte.
Aber der Satan machte alles möglich. Hier erlebte Bill, welche Macht der Höllenherrscher über die Menschen besaß.
Sheila war so weit zurückgegangen, daß sich zwischen Bill und ihr genügend Platz für die gorillaähnlichen Monstren befand. So konnte sie alles beobachten.
»Ruf sie!«
Der Satan drehte sich um. Er öffnete den Mund, jeder rechnete mit einem Schrei, doch nur ein Fauchen drang hervor.
Die in der Luft schwebende Blutbestie wurde unruhig. Auch sie hatte das Geräusch vernommen. Im Sinkflug huschte sie über die Köpfe der Anwesenden hinweg und setzte zu einer weichen Landung an.
Es blieb bei dem einen Monstrum.
Der Teufel versuchte es erneut mit seinem Ruf.
Wieder ohne Erfolg.
»Stimmt was nicht?« fragte Sheila leise.
»Ja«, erwiderte der Satan. »Etwas ist dazwischengekommen.«
»Und was?«
»Das werde ich herausfinden!« knirschte Asmodis und blickte auf Bill Conolly, als könnte der ihm eine Antwort geben.
Bill schwieg, doch in seinem Innern wurde der Hoffnungsfunke ein wenig größer…
***
Ich merkte wieder das berühmte kurze Ziehen, und eine kaum vorstellbare kurze Zeitspanne später befand ich mich in einer anderen Welt, einer anderen Dimension und einer anderen Zeit.
Oder doch nicht?
Die Dunkelheit kam mir vor wie eine Wand. Pechschwarze Mauern, um mich herum gebaut, mit einem Gefängnis zu vergleichen.
Hatte ich zuvor zwar auch nichts gesehen und nur die seltsame Leere gespürt, so glaubte ich hier, allmählich ersticken zu müssen.
Alles war anders.
Eine Finsternis, wie ich sie noch nie erlebt hatte, selbst in der Dunkelwelt nicht, über die Alassia, die Schatten-Königin, damals regiert hatte.
Diese Finsternis bestand nicht aus Schatten, sondern aus einem pechschwarzen Stoff.
Ich fühlte sie zwischen den Fingern. Sie legte sich auf meine Haut, und mir rann es kalt den Rücken hinab. Es war das Gefühl der Angst, denn selbst mein Kreuz sah ich nicht mehr und auch nicht den Kelch.
War die Verbindung gerissen?
Wahrscheinlich. Tief saugte ich die Luft ein, denn nun war das eingetreten, was ich befürchtet und vor dem mich Tanith gewarnt hatte.
Allein tappte ich durch die Finsternis.
Die Dunkelheit war so tief, daß sie der Luft den Sauerstoff entriß und ich Mühe hatte, zu atmen. Jedes Luftholen glich einem Saugen, einem Schnappen nach Sauerstoff, aus diesem Grunde kam ich nur so langsam voran.
Die Schatten schienen zahlreiche Arme zu haben, die sich an meinem Körper festsaugten. Ein widerlicher Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, so daß ich das Gefühl hatte, auf der Zunge würden Blutstropfen liegen und allmählich zerschmelzen.
Mein Gedankenapparat schien ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, denn es dauerte eine Weile, bis ich mich an die Bleistiftleuchte erinnerte, die in meiner Tasche steckte.
Sie hatte mir so oft wertvolle Dienste geleistet. Ich holte sie hervor, knipste sie an und sah den Strahl kaum, weil er sofort von der Dunkelheit verschluckt wurde.
Sie war wie ein großes, schwarzes, unendliches Maul, das alles in sich hineinfraß, was es bekam.
Auch die Lampe half mir in dieser Welt nichts, wobei ich nicht sicher war, ob ich mich tatsächlich im Vorhof der Hölle befand. Ich streckte meinen freien Arm aus und bewegte die Finger. Zwischen ihnen spürte ich wieder den glatten Schmier, der mich an nassen Ruß erinnerte.
Gab es denn hier wirklich kein Licht?
Nein. Nicht einmal einen hellen Schimmer, kein Grau, das die Schwärze durchbrach, dieser verfluchte Tunnel hielt mich wie einen Gefangenen.
Das Atmen fiel mir von Minute zu Minute schwerer. Manchmal konnte ich mich nicht mehr bewegen, ich mußte einfach Pausen einlegen und bekam das Gefühl, von der Schwärze regelrecht zerdrückt zu werden.
Meine Hände umklammerten nach wie vor den Kelch. Auf den Handflächen spürte ich den feuchten Schweiß. Es war leicht möglich, daß mir der Kelch aus den Händen rutschte, aus diesem Grunde drückte ich noch härter zu, damit ich ihn nur nicht verlor.
Kam ich überhaupt weiter?
Hin und wieder hatte ich doch Zweifel, denn ich sah keinen Fortschritt. Manchmal hatte ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten, in der schwarzen Watte zu waten, und trotzdem mußte ich weiter.
Kein Leuchten meiner Waffen, kein Strahlen, nicht in Lichtpunkt.
Ich gewöhnte mich an das wattige Dunkel, an die Mauern aus schwarzem, amorphen Stoff, bis ich plötzlich die Lichter sah.
Kein gelbes Licht,
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