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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Glühbirne muß durchgebrannt sein.« Sie ertasteten sich ihren Weg in der Finsternis und stiegen ins erste Stockwerk empor.
    »Hier ist sein Arbeitszimmer!« Hallam ließ den Inspektor eintreten. Das glimmende Feuer im Kamin verbreitete nur wenig Helligkeit.
    »Sind Sie hier, Mr. Tarn?« rief der Inspektor laut.
    Als Antwort kam ein tiefes Schnarchen.
    »Wo ist denn hier der Lichtschalter?« Der Beamte fühlte an der Wand entlang, und Ralf hörte ein Knipsen. Aber wieder versagte das Licht.
    »Das ist seltsam! Wo ist er denn?«
    Es war nicht schwer, den Schnarcher zu finden, und bald lag Ralfs Hand auf der Rücklehne seines großen Sessels.
    »Hier ist er.«
    Bei der Berührung bewegte sich Maurice Tarn unbeholfen. Sie hörten sein schläfriges Grunzen, und dann sprach er kaum verständlich, wie im Schlaf:
    »Sie wollten mich um die Ecke bringen, aber ich bin zu kräftig. Ich habe eine Pferdenatur.«
    Die Worte verloren sich in einem Gemurmel.
    »Wachen Sie auf, Tarn!« befahl Ralf energisch. »Mr. Bickerson will mit Ihnen sprechen.«
    Er faßte Tarn bei der Schulter und schüttelte ihn. Das Schnarchen hörte auf.
    »Ich glaube, es wird schwer sein, ihn zu wecken.«
    »Schläft er denn wieder?«
    »Ich glaube, ja. Tarn, wachen Sie auf!«
    Dann flüsterte der Inspektor plötzlich:
    »Still, es ist noch jemand im Zimmer! Doktor, schnell ein Streichholz!«
    Er hatte das Scharren eines Stuhles gehört, und seine Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen. Ein Geräusch in der Nähe der Tür veranlaßte ihn, sich nach vorn zu werfen, und er erwischte die Schulter des unbekannten Eindringlings. Ein kurzes Zischen folgte -ein paar chinesische Worte. Dann traf den Beamten eine kräftige Faust gegen das Kinn, und im Nu hatte sich der Fremdling vom Griff des Inspektors befreit.
    Die Tür knallte zu, und schnelle Fußtritte entfernten sich über die Treppe.
    »Los, machen Sie Licht«, befahl Bickerson mit heiserer Stimme. Im gleichen Augenblick, in dem Ralf ein Streichholz anriß, flammte auch das elektrische Licht wieder auf und blendete sie für einen Augenblick.
    Aber dann schrie Bickerson voller Entsetzen auf:
    »Um Gottes willen, Tarn!«
    Maurice Tarn lag zusammengesunken im Lehnstuhl, sein Kopf hing nach hinten. Die schmutzige weiße Weste war rot und naß, und darin steckte der schwarze Griff eines Messers.
    »Tot!« stieß Dr. Hallam hervor. »In unserer Gegenwart ermordet!« Er blickte verstört auf den Inspektor, doch der starrte wie gebannt in eine Ecke des Zimmers. Hier hockte zusammengekauert eine bleiche Gestalt. Ihre Kleidung war in Unordnung, die weiße Bluse an der Schulter zerrissen. Über das Gesicht lief ein roter, blutiger Streifen.
    Es war Elsa Marlowe!

16
    Bickerson blickte noch einen Augenblick zögernd auf das Mädchen, dann eilte er zur Tür und raste die Treppe hinunter. Doch die Straße war leer, nur in einiger Entfernung stand ein gelangweilter Polizeibeamter.
    Bickerson lief ihm entgegen und rief:
    »Haben Sie gesehen, ob jemand Elgin Crescent 409 verlassen hat? Ein Mord ist geschehen!«
    »Hier kam nur ein Mann in den letzten Minuten vorbei, es war ein Chinese.«
    »Ein Chinese?« fragte Bickerson hastig. »Wie sah er aus?«
    »Er war gut angezogen und fiel mir auf, weil er keinen Hut trug.«
    »In welche Richtung ging er?«
    »Nach Ladbroke Grove hinunter, dann winkte er ein Taxi heran. Sehen Sie, dort fährt er.«
    Er zeigte auf die Straße, die nach Notting Hill Gate führt. Bickerson schaute sich verzweifelt nach einem Wagen um, in dem er die Verfolgung aufnehmen konnte, aber vergeblich!
    »Schnell, laufen Sie hinterher, vielleicht können Sie ihn noch anhalten! Geben Sie Ihrem Kollegen weiter unten ein Zeichen!«
    »Jawohl, Sir!« Der Mann setzte sich in Trab, und Bickerson eilte ins Haus zurück.
    Der Inspektor fand Elsa im Eßzimmer. Sie war sehr bleich, aber überraschend ruhig. Den Blutstreifen auf ihrem Gesicht hatte Ralf Hallam abgewaschen. Sie wandte sich Bickerson zu und fragte leise:
    »Ist es wahr? Mr. Hallam sagt, daß mein Onkel ermordet worden ist.«
    »Ja, Miss Marlowe, man hat ihren Onkel brutal getötet.«
    »Der - der Mann hat es getan«, erklärte sie zitternd.
    »Welcher Mann?« fragte der Inspektor kurz.
    Elsa bemühte sich, ihre Stimme in die Gewalt zu bekommen, aber die Ereignisse der beiden letzten Stunden hatten sie beinahe hysterisch gemacht.
    »Ich will Ihnen alles von Anfang an erzählen. Ich hatte heute abend hier auf Mr. Tarn gewartet, um ihm zu sagen, daß

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