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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gehen.
    »Das kann ich nicht«, lehnte sie ab. »Es wäre nicht recht, fortzugehen und nur eine Mitteilung zu hinterlassen. Ich muß erst mit ihm sprechen.«
    »Treues Mädchen!« sagte er lächelnd.
    Nachdem Hallam fort war, wunderte sie sich, daß sie ihm nichts über Feng Hos mitternächtlichen Besuch erzählt hatte. Zweimal war sie nahe daran gewesen, aber sie hatte nicht darüber gesprochen, weil sie Paul Amery schützen wollte.

15
    Inspektor William Bickerson schrieb die letzte Zeile eines langen Berichtes an seine vorgesetzte Dienststelle, faltete das Papier und steckte es in einen Umschlag. Es war ein Viertel vor neun Uhr. In diesem Augenblick kam sein Schreiber herein und fragte ihn, ob er Dr. Ralf Hallam empfangen wolle.
    »Dr. Hallam? Aber selbstverständlich!«
    Er begrüßte Ralf wie einen alten Freund.
    »Es ist schon hundert Jahre her, seit wir uns das letztemal gesehen haben, Doktor«, meinte er herzlich. Er schaute nach der Uhr. »Leider habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe um neun eine Verabredung. Handelt es sich um etwas Wichtiges?«
    »Wenn Sie Rauschgiftschmuggel für etwas Wichtiges halten, dann allerdings.«
    Der Inspektor stieß einen Pfiff aus.
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Nicht viel, aber ich kann viel erraten. Und ich glaube, auch Sie verstehen sich aufs Raten.«
    Der Inspektor stutzte, dann meinte er:
    »Sie sind doch ein Freund von Mr. Tarn?«
    Ralf nickte zögernd:
    »Ja, wir sind schon Freunde, aber nicht mehr so gute wie früher.«
    »Was ist eigentlich mit ihm los?«
    »Schwer zu sagen, aber ich nehme an, er trinkt ziemlich viel. Warum fragen Sie, ob ich sein Freund bin?«
    »Weil ich um neun eine Verabredung mit ihm habe. Er bat mich bei ihm vorzusprechen, da er mir etwas mitzuteilen habe.« »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite, Inspektor?«
    »Nicht im geringsten! Kommen Sie mit, obwohl ich nicht glaube, daß er in Ihrer Gegenwart sprechen wird, wenn es sich wirklich um etwas Wichtiges handelt.«
    »Dann könnte ich ja wieder gehen und Sie allein lassen«, äußerte Ralf.
    Bickerson war gerade aufgestanden, als das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab.
    »Hallo!« rief er, und Ralf bemerkte, wie seine Augenbrauen sich hoben. »Es ist unser Freund«, murmelte der Kriminalbeamte und hielt die Hand auf die Muschel.
    »Sind Sie es?« war Maurice Tarns Stimme verschwommen und undeutlich zu hören. »Sind Sie es, Bickerson? Kommen Sie sofort zu mir! Man wollte mich heute abend um die Ecke bringen - ja, heute abend! Sie muß auch darin verwickelt sein, das würde mich nicht überraschen. So ein Undank, nach allem, was ich für sie getan habe.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich, Tarn?« fragte der Inspektor kurz. »Ich bin schon unterwegs.«
    »Kommen Sie so schnell wie möglich! Ich kann Sie auf Soyokas Fährte bringen, ich kenne seinen Hauptagenten.«
    Tarn flüsterte ein Wort, und Bickerson war betroffen. Er legte den Hörer auf und wandte sich seinem Besucher zu. »Er ist betrunken, Hallam.«
    »Was hat er gesagt?«
    Aber Bickerson war über das geflüsterte Wort so verblüfft, daß er nicht antwortete. Nach einer Weile erst fragte er:
    »Sie wollen also mitkommen?«
    Vom Polizeirevier bis Elgin Crescent war ein Weg von zehn Minuten, und der Inspektor nutzte die Zeit, sich näher zu informieren.
    »Wo ist das Mädchen - wohnt sie im gleichen Haus?« fragte er.
    »Gewöhnlich ja. Aber heute ist sie bei einer Verwandten von mir. Sie hat eine ziemlich schlimme Zeit bei Tarn durchgemacht«, berichtete Hallam, »und er wird immer unerträglicher. Tarn hat Furcht vor der Soyoka-Bande.«
    »Was heißt das?« Der Beamte starrte Hallam verdutzt an. »Was wissen Sie denn über die Soyoka-Bande?«
    »Nichts«, entgegnete Hallam ohne Zögern. »Das ist eine von Tarns verrückten Einbildungen. Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen. Er lebt in dem Wahn, daß er Soyoka beleidigt habe.«
    Jeder Polizeibeamte hat schon seine Erfahrungen mit solchen Halbverrückten gemacht.
    »Eigenartig«, sagte Bickerson langsam, »aber ich hatte das Gefühl, daß Tarn mich wegen der Rauschgiftsache sprechen wollte. Gehen Sie voran - Sie kennen den Weg!«
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf, und Ralf drückte auf die Klingel zu Tarns Wohnung. Es meldete sich jedoch niemand, und plötzlich rief der Inspektor:
    »Die Tür scheint offen zu sein!« Er drückte dagegen, und die Tür schwang auf. Ralf tastete nach dem Lichtschalter im Hausflur, aber es blieb dunkel.
    »Seltsam!« meinte er. »Die

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