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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Geschenke austeilt?«
    ›Friede‹ - das war das Schlüsselwort! Sie konnte sich kaum losreißen, aber Elsa wartete vor der Tür, und es würde sich schon noch eine Gelegenheit bieten. Tupperwill sammelte sicher kostbaren Schmuck, so sah er wenigstens aus. Einen kleinen Gegenstand würde er kaum vermissen. Lous Leidenschaft für leichte ›Funde‹ bestimmte jetzt all ihr Denken. Sie ging hinunter zu Mr. Tupperwill und war fest entschlossen, wenigstens ein Andenken an diesen langweiligen Abend mitzunehmen.
    Der Abend wurde auch wirklich langweilig, denn der Bankier war nicht zu einer heiteren Unterhaltung aufgelegt und kam immer wieder auf das Geschäft und seine Sorgen zu sprechen.
    »Ich habe einen sehr unangenehmen Nachmittag gehabt«, berichtete er beim Kaffee. »Ganz besonders unangenehm! Kunden können einem auf die Nerven gehen!«
    »Ich dachte immer, daß Ihre Kunden in dieser Beziehung mustergültig seien«, entgegnete Ralf.
    Auch er war während der Mahlzeit sehr still gewesen, denn seine Gedanken kreisten nur um den Inhalt von Elsas Kiste.
    »Gewöhnlich schon«, stimmte Mr. Tupperwill zu, »aber dieser Kunde war besonders unerfreulich.«
    Nach einem langen Bridgespiel, in dem Lou schamlos betrog, erhoben sich endlich die Damen und gingen hinauf, um sich für die Heimfahrt fertig zu machen.
    »Ich fürchte, daß ich ein schlechter Gesellschafter gewesen bin«, murmelte Tupperwill, als Ralf hinausging, um von dem melancholischen Diener Mantel und Hut in Empfang zu nehmen.
    Elsa verließ bereits das Zimmer, als Mrs. Hallam stehenblieb.
    »Gehen Sie voraus, meine Liebe! Ich komme sofort nach.« Sie bückte sich über ihren Schuh. »Diese schreckliche Schnalle ist aufgegangen.«
    »Kann ich helfen?«
    »Nein, warten Sie nicht!« wehrte Mrs. Hallam ungeduldig ab. Ihre Hände zitterten vor Aufregung.
    Kaum hatte sich die Tür hinter Elsa Marlowe geschlossen, eilte Lou durch das Zimmer, schob das Bild zur Seite und drehte mit fliegenden Fingern die Buchstabenscheibe. Sie lauschte, ob ein Laut vom Gang her kam. Lou hatte selbst einen kleinen Safe und wußte, wie mit ihm umzugehen war. Da, jetzt öffnete sich die Tür des Stahlschränkchens.
    Sie erblickte eine Anzahl Umschläge, dann lagen da zwei oder drei flache Kästchen, aber der einzig wertvolle Gegenstand war etwas, das einem goldenen Zigarettenetui ähnlich sah. Sie konnte sich nicht mit einer genaueren Untersuchung abgeben, sondern warf das Etui in ihre Handtasche, schloß den Safe, drehte die Scheibe mehrmals herum und brachte das Bild in seine alte Lage zurück. Bevor Elsa unten angelangt war, kam auch Lou schon die Treppe herab.
    Lou bemerkte, daß Ralf sie forschend und argwöhnisch musterte. Hallam kannte seine Frau genau. Aber sie begegnete keck seinem Blick und sprach überschwänglich zum Gastgeber, bevor Ralf Hallam sich klarwerden konnte, woher ihre geröteten Wangen kamen.
    Tupperwill begleitete Elsa zum Wagen; Ralf und Lou folgten.
    »Du hast doch nicht etwa wieder etwas angestellt?« murmelte er.
    »Was meinst du?« staunte sie.
    »Hat Tupperwill irgendwo Schmucksachen herumliegen lassen? Wenn du das je an meinen Freunden versuchst. . .«
    »Du bist verrückt!« Sie warf empört den Kopf zurück. »Was fällt dir ein!«
    In diesem Augenblick waren sie bei den anderen angelangt und verabschiedeten sich.
    »Wollt ihr gleich nach Hause fahren?«, fragte Ralf, als der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte.
    »Wohin denn sonst?« fragte Lou verwundert. »Hast du einen anderen Vorschlag?«
    »Wir könnten in den Mispah-Klub fahren, noch eine Kleinigkeit essen und vielleicht tanzen, damit wir den öden Abend noch einigermaßen nett abschließen.«
    Ralf bemerkte Elsas Zögern.
    »Wir brauchen uns ja nicht unten in den Tanzsaal zu setzen«, redete er ihr zu. »Wir können oben auf dem Balkon essen und die Leute beobachten.« Elsa nickte.
    Der Mispah galt als der vornehmste Tanzklub Londons, und der Saal war gedrängt voll, als Hallam sich den Weg zu einem reservierten Tisch bahnte. Elsa, der das Nachtklubleben etwas Neues war, schaute entzückt auf die hin- und herwogende Menge.
    »Das würde Jessie Tame Leben nennen«, sagte sie belustigt. »Arme Jessie! Ihr einziger Ehrgeiz besteht darin, sich unter eine Menge von Männern im Frack zu mischen und sich mit der Aristokratie auf gleichem Fuß zu treffen.«
    »Ein sehr dummer Ehrgeiz«, meinte Ralf heiter. »Hier gibt es nicht viel Adelige, obgleich einige darunter sein werden. Da ist Letty Milenko vom

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