029 - Der Unheimliche
»ich hatte schon das Zeug! Aber sie haben es nicht bei mir gefunden. Als sie meinen Laden durchsuchten, haben sie nichts Schärferes gefunden als Tomatenketchup!«
»Hatte Tarn Komplicen? Das müssen Sie doch wissen, Moropoulos!« forschte Sir James.
»Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich zwischen Toten und Lebendigen einen Unterschied mache. Wenn ich über Tarns Freunde sprechen soll, müssen Sie mir schon ihren Totenschein zeigen. Sonst . . .« Er zuckte die Achseln.
Sir James und Bickerson wechselten einige Worte und winkten dann den amerikanischen Kriminalbeamten herbei.
»Halten Sie den Mann nicht fest?« »Nein! Er ist völlig frei. Ich bin sozusagen nur als Anstandsdame mit herübergekommen.«
»Ist es wahr, was er behauptet?« flüsterte Sir James. »Ist die Anklage gegen ihn wirklich fallengelassen worden?«
Der Beamte aus Cleveland nickte.
»Jawohl. Er war für uns etwas zu schnell. Wir hofften, ihn mit der Ware zu erwischen, aber wir kamen fünf Minuten zu spät.« Bickerson nahm sich des Griechen an und begleitete ihn in das beste Restaurant der Umgegend.
»Ich habe für Sie ein Zimmer in einem erstklassigen Hotel belegt«, informierte er ihn, als sie einen Tisch gefunden hatten. »Und wenn Sie knapp an Geld sind, sagen Sie es mir. Ich möchte Ihnen den Aufenthalt in der Stadt so angenehm wie möglich machen.« Moropoulos schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Hören Sie mal, Dicker«, meinte er freundlich, »Sie haben den Bogen noch nicht ganz 'raus. Bei uns kann man das besser, die könnten sogar mich täuschen! Aber wenn Sie so tun, als ob Sie mein einziger Freund hier in der großen Stadt sind, muß ich lachen. Lassen Sie mich man das Essen bezahlen - zu hören bekommen Sie sowieso nichts mehr von mir!«
Bickerson lachte, obgleich es ihm gar nicht zum Lachen zumute war.
»Wir wollen gar nichts mehr von Ihnen wissen«, behauptete er. »Ich glaube überhaupt nicht, daß Sie uns etwas Neues erzählen können. Wir wissen, daß Hallam . . .«
»Wer ist Hallam?« fragte der Grieche verwundert. »Ist das nicht ein Halbbruder von Stillman?«
»Stillman?«
»Ja!« Der Grieche schien über den Eindruck, den dieser Name gemacht hatte, belustigt zu sein. »Ich dachte mit schon, daß Sie darauf anbeißen!«
Bickerson ließ nicht locker:
»Wer ist Stillman?«
Der Grieche überlegte lange, dann sagte er vorsichtig:
»Ich kenne Stillman nicht und habe ihn niemals gesehen. Alles, was ich über ihn weiß, habe ich von einem Soyoka-Mann, mit dem ich früher in New York zusammenarbeitete. Stillman ist einer von ihren Anführern, aber ich glaube, das ist nicht sein richtiger Name. Und nun habe ich genug geredet - keine Antworten mehr!«
Bickerson war klug genug, das Gespräch über die Rauschgiftbanden fallenzulassen, bis Moropoulos sein Essen beendet hatte. Aber weder der vorzügliche Wein noch der beste Likör machten den Griechen gesprächiger. Bickerson begleitete ihn in sein Hotel, dann suchte er Ralf Hallam auf.
Als der Kriminalbeamte klingelte, öffnete Ralf selbst die Tür.
Er war für den Abend angezogen.
»Hallo!« rief er mißmutig. »Kommen Sie, um sich das Rezeptbuch anzusehen?«
»Vergessen Sie das!« erwiderte Bickerson liebenswürdig. »Nein, Hallam, ich wollte nur einen kleinen Besuch machen. Haben Sie eine Minute Zeit für mich?«
»Kommen Sie herein«, lud Hallam ihn ein und ging ins Eßzimmer voraus.
»Ich habe nur eine Frage. Sie kannten doch das Eigentum des alten Tarn. Können Sie sich erinnern, daß er eine Kiste mit fünf Fächern besaß?«
»Nein«, antwortete Ralf ohne Zögern. »Aber wenn ich etwas darüber wüßte, würde ich es Ihnen auch nicht sagen. Was ist denn mit der Kiste los?«
»Nichts Besonderes - sie hatte einen doppelten Boden. Und ich dachte, daß der alte Mann vielleicht etwas darin versteckt hatte . ..«
Er bemerkte, wie Hallams Gesicht sich plötzlich aufhellte.
»Sie scheinen an etwas Angenehmes zu denken«, vermutete Blickerson.
Ralf nickte.
»An etwas sehr Angenehmes!« gab er zu.
Er dachte an eine Million Dollar.
Es gab zwei Möglichkeiten. Die eine, daß Tarn das Geld mit heimgenommen und dort versteckt hatte; Elsa würde wissen, wo die Kiste war. Die andere Möglichkeit war, daß Amery das Geld hatte. Allein der Gedanke daran jagte ihm Schauer über den Rücken. Er mußte sofort herausbringen, wo Tarns Kiste geblieben war. Mit diesem Gedanken fuhr Ralf nach Herbert Mansions.
Elsa befand sich in ihrem Zimmer, als Hallam seine Frau
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