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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hinweg. Doch dann mußte sie lachen:
    »Lou ist also das Skelett auf seinem Ball?«
    Amery blinzelte vergnügt, doch gleich wurde er wieder ernst:
    »Oder auf ihrem!« entgegnete er. »Der Mann bei Jessie Tame ist übrigens ihr Vater. Sonderbarer Typ, wenn man sich für Anthropologie interessiert.«
    »Haben Sie das studiert, Major Amery?«
    »Ja, vor Jahren, als ich im indischen Dienst stand. Bevor ich die Verbrecherlaufbahn einschlug, die jetzt Scotland Yard beschäftigt, interessierte ich mich für Anthropologie.«
    Elsa schaute ihn gespannt an. Er sah völlig ungerührt aus - ihm trat weder die Schamröte ins Gesicht, als er seine Schuld bekannte, noch klang Prahlerei aus einer Rede. Er stellte lediglich eine Tatsache fest!
    »Kennen Sie die Tames?«
    »Ich kenne nur Jessie«, erwiderte Elsa. »Ihren Vater hatte ich noch nicht gesehen.«
    »Ich meine, waren Sie schon in ihrer Wohnung?«
    »Sie hat mich zum Tee eingeladen, aber ich bin nie hingegangen.«
    »Sie sollten sie besuchen!« sagte er. »An ihrer Stelle würde ich so bald als möglich hingehen. Es ist ein ganz hübsches Haus in der Nähe von Notting Hill Gate -vielleicht ein bißchen zu groß für solche Leute, mit einem ganz netten Garten und Garage.«
    »Ach, haben sie denn ein Auto?« fragte Elsa erstaunt.
    »Ich weiß es nicht, ich habe mir nur das Haus angesehen. Sie wissen ja, daß ich mich für die privaten Verhältnisse meiner Angestellten interessiere. Die Lage eines Mädchens, das bei seinen Eltern lebt oder bei seinem Vater - denn soweit ich gehört habe, hat Miss Tame keine Mutter mehr -, ist immer etwas schwer zu beurteilen. Ihr Vater kann alles mögliche sein. - Da fällt mir ein: Haben Sie noch eine schwarze Kiste daheim, die Tarn gehört hat? Eine Kiste mit Fächern?«
    Er war so plötzlich darauf zu sprechen gekommen, daß Elsa unwillkürlich bejahte.
    »Woher wissen Sie das? Was für ein Geheimnis steckt in der Kiste? Sie sind schon der zweite, der danach fragt.«
    »Erst der zweite?« fragte Amery schnell. »Sind Sie sicher, daß nur zwei Leute Sie nach der Kiste gefragt haben? Ich - und wer noch?«
    »Ralf Hallam. Sie vermuten, daß etwas in der Kiste ist?«
    Amery nickte. »Rauschgift?«
    »Ja, das Rauschgift, das die ganze Welt betäubt«, meinte er heiter. »An ihrer Stelle würde ich sie nicht zu genau untersuchen - und unter gar keinen Umständen dürfen Sie die Kiste fortgeben. Aber da kommt ja Ihr liebenswürdiger Freund. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen muß ich annehmen, daß er mich erkannt hat.«
    »Wollen Sie nicht warten?« Amery zögerte.
    »Nun gut«, stimmte er zu. Einige Augenblicke später kam Ralf an den Tisch.
    »Kennst du Major Amery?« stellte Elsa vor. Er machte eine knappe Verbeugung.
    »Mrs. Hallam kennen Sie schon?« fragte Ralf.
    »Ja, ich habe Ihre Frau schon früher getroffen.« Ihre herausfordernden Blicke trafen sich, und Ralf schlug seine Augen nieder.
    Also wußte es Elsa! Nun, früher oder später hätte sie es doch erfahren müssen, und es war besser, daß sie es unter diesen Umständen hörte.
    »Übrigens, die Dame mit den Ohrringen«, bemerkte Ralf und setzte sich hin, »ist eine Ihrer Angestellten.«
    »Sie meinen wohl Miss Tame? Ja, sie ist eine unserer kleinen Leuchten.«
    »Anscheinend zahlen Sie ziemlich hohe Gehälter, Major Amery?« warf Ralf trocken hin.
    »Vermutlich!« war die kühle Antwort.
    Dann stand Amery auf, verneigte sich kurz vor Elsa und ging wieder auf seinen Platz zwischen den beiden Pfeilern, ohne Lou Hallam weiter zu beachten.
    »Was hat er dir denn erzählt?« fragte Ralf. »Hat er dir mein Geheimnis verraten?«
    Er versuchte mit einem Lächeln über die Sache hinwegzugehen, aber unter Elsas forschendem Blick wurde ihm unbehaglich.
    »Die Sache ist die«, erklärte er verlegen, »Lou und ich konnten niemals gut auskommen - wahrscheinlich mein Fehler! Aber wir sind immer gute Freunde geblieben.«

35
    Noch lange, nachdem Elsa mit einem kurzen Nicken und einem Lächeln den Klub verlassen hatte, saß Amery, eine Zigarette rauchend, bei seiner dritten Tasse Kaffee. Endlich sah er Miss Tame verschwinden. Nun verlosch ein Teil der Lichter - der Klub wurde geschlossen. Da ging auch Amery die Marmortreppe zur Citron Street hinunter. Es regnete, und der Portier mit dem großen, aufgespannten Schirm hob fragend die Hand.
    »Taxe?«
    »Nein, danke!« lehnte Amery ab. »Ich gehe zu Fuß.«
    Er schlenderte über den Leicester Square, durch das Gedränge auf Piccadilly Circus

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