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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schlug die Tür zu. So schnell auch alles vor sich ging. Elsa hatte ihn doch erkannt. Es war der bärtige Chauffeur, der Mörder von Maurice Tarn.

41
    Anscheinend hatte Mr. Tame das kleine Intermezzo nicht bemerkt, denn seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Steingarten, und er sah nicht, daß Elsa zum Schuppen hinüberstarrte.
    »Ist das eine Garage?« erkundigte sie sich.
    »Ja, das ist eine Garage«, antwortete Mr. Tame kurz. »Der Eingang liegt auf der anderen Seite, dort führt eine Gasse vorbei. Sie müssen einmal im Sommer herkommen, Miss, und meine Rosen ansehen!«
    Offenbar war Mr. Tame vom Stolz auf sein Besitztum so eingenommen, daß er nicht bemerkte, wie blaß Elsa plötzlich war. In diesem Augenblick läutete eine Glocke und rief sie ins reichgeschmückte Eßzimmer, wo der Teetisch gedeckt war. Elsa hatte jetzt ihre Fassung wiedergefunden.
    »Nun, was halten Sie von Ihrem Chef, Miss?« fragte Mr. Tame, indem er den halben Inhalt seiner Tasse in die Untertasse goß.
    Elsa hatte keine Lust, über den Unheimlichen zu sprechen, am wenigsten mit jemand, dessen Bekanntschaft sie erst vor wenigen Minuten gemacht hatte.
    »Ich höre, daß er seinen Damen ein Höllenleben bereitet«, fuhr Tame fort. »Ich sage Jessie andauernd, sie soll die Stelle aufgeben und zu Hause bleiben, aber sie ist so eigensinnig, sie muß ihren Willen haben! O Frauen, Frauen!«
    Durch die Art, wie er seine Worte hervorbrachte, wurde Elsa einen Augenblick an Mr. Tupperwill erinnert, doch der dicke Bankier gefiel ihr, während sie gegen diesen Mann mit den listigen Augen eine ausgesprochene Abneigung empfand.
    »Haben Sie ein Auto, Mr. Tame?« fragte sie, um das Gespräch von Amery abzulenken.
    »Noch nicht, aber ich will in der nächsten Zeit eines kaufen. Ich habe die Garage schon vor drei oder vier Jahren bauen lassen, bin aber über ein Jahr nicht darin gewesen.«
    »Vater will niemand in die Garage lassen«, erklärte Jessie. »Er sagt, solange er keinen Wagen hat, braucht auch niemand in die Garage zu gehen. Es wundert mich, daß er nicht schon längst einen gekauft hat.«
    »Alles zur rechten Zeit. Eile mit Weile!« versetzte Mr. Tame selbstgefällig.
    Als endlich die Zeit des Aufbruchs heranrückte, begleitete Jessie Elsa bis auf die Straße.
    »Wie gefällt Ihnen Papa?« fragte sie.
    »Ein sehr interessanter Mann!« antwortete Elsa unverbindlich.
    »Ja, er ist ziemlich interessant«, äußerte Jessie, ohne irgendwelche Begeisterung zu verraten. »Sie gehen jetzt wohl nach Hause; es muß sehr angenehm sein, allein zu leben.«
    Elsa schaute Jessie schnell an. Es war etwas in ihren gedankenvollen Augen und in ihrer Stimme, das sie ganz verändert erscheinen ließ. Aber das war nur wie ein vorüberhuschender Schatten, schon war sie wieder die alte Jessie.
    »Kommen Sie bald wieder mal zu einer Tasse Tee! Papa wird sich freuen, Ihnen seine Blumen zu zeigen«, rief sie und eilte wieder ins Haus.
    Mr. Tame schnitt vorsichtig die Spitze einer Zigarre ab und erwartete seine Tochter im Eßzimmer.
    »Das ist sie also?«
    »Ja, das ist Elsa Marlowe. Warum wolltest du sie eigentlich kennenlernen, Vater?«
    »Warum wolltest du sie eigentlich kennenlernen, Vater«, äffte er sie nach. »Du mußt dir das Fragenstellen abgewöhnen! Nun, was hast du für mich?«
    Jessie holte ihre Aktentasche und nahm einige Blätter zerknittertes Papier heraus, die sie ihm hinreichte.
    »Was ist das?« fragte er sie zornig.
    »Das ist alles, was ich finden konnte. Ich habe sie aus dem Papierkorb gefischt.«
    »Hat er denn keine anderen Briefe geschrieben?«
    »Das kann möglich sein«, erwiderte sie. »Vater, ich glaube, er hat Verdacht geschöpft. Bis jetzt kamen die Briefe zu mir, damit sie ins Ausgangsbuch eingetragen wurden. Heute nachmittag hat er alle seine eigenen Briefe zurückgehalten, und als ich den Büroboten danach schickte, ließ er sagen, daß er in Zukunft seine eigenen Briefe selbst zur Post bringen wolle.«
    Mr. Tame schaute mit finsterem Blick erst seine Tochter und dann die zerknitterten Schreibmaschinenblätter in seiner Hand an.
    »Das ist doch alles ein und derselbe Brief«, knurrte er. »Was hat das für einen Zweck für mich?«
    »Ich weiß nicht, Vater. Ich habe getan, was ich konnte. Manchmal schäme ich mich, ihm in die Augen zu schauen. Immer das Herumschnüffeln und Spionieren! Wenn Miss Marlowe wüßte . . .«
    »Sage nicht, ›wenn Miss Marlowe wüßte‹! Ich möchte wissen, warum ich seine Briefe nicht bekomme.«
    »Das

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