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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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anhielt. Er hatte noch nicht die Hand auf die Klinke seiner Tür gelegt, als Feng Ho ihm schon öffnete und ihm ins Arbeitszimmer folgte.
    »Kennen Sie einen Mann namens Jarvie?«
    Amery bejahte.
    »Er ist heute nachmittag verhaftet worden. Auch ein gewisser Samson in Hull.«
    Amery nickte.
    »Bickerson wird fleißig! Man darf annehmen, daß auch Dr. Hallams Stunde bald schlagen wird!«
    »Wenn es nach mir ginge, würde er im Garten der ewigen Nacht schlafen«, meinte Feng Ho bedeutungsvoll. Sie sprachen chinesisch miteinander. Feng Ho stand am Schreibtisch und schaute auf seinen Herrn, der die eingegangenen Briefe durchsah.
    »Das wäre eine schwere Strafe für Narrheit, Feng Ho!«
    »Für Mord, Herr! Denn Hallam hat den alten Mann getötet. Ich durchsuchte gerade das Zimmer, als er hereinkam, und ich habe mit meinem ausgezeichneten Gehör das Geräusch des Messers wahrgenommen, als es aus der Tasche gezogen wurde. Vielleicht hätte ich das Licht im Hause nicht abstellen sollen, aber es war zu verlockend. Der Hauptanschluß ist gleich unten an der Tür, wenn man hereinkommt, und ich wollte sicher sein, daß der alte Mann wirklich schlief. Wenn er wach gewesen wäre, hätte er beim Verlöschen des Lichts gewiß sein Zimmer verlassen.« »Trotzdem hast du unrecht. Der Mann, der Tarn tötete, ist Stillman.«
    Der Chinese öffnete und schloß ungeduldig seine Lippen, sprach aber nicht weiter. Er folgte seinem Herrn hinauf, und während Amery ein Bad nahm, legte Feng Ho den Frack zurecht. Der Unheimliche hatte seine Toilette beinahe beendet, bevor er seine Anordnungen traf.
    »Ich werde in Loge I sein - das ist die Loge unmittelbar neben der Bühne. Gib mir den Horcher!«
    Feng Ho holte ein kleines, flaches, schwarzes Kästchen, das Amery in die Rocktasche steckte.
    »Und eine Pistole!« befahl Amery.
    Feng Ho gab ihm einen kurzen schweren Browning, prüfte das Magazin und schob die Sicherung vor.
    »Das ist besser!« bemerkte er. Wie durch Zauber erschien in seiner Hand ein kurzes, breites Messer mit einem lackierten Griff. Er strich es sorgsam an seiner Handfläche ab, rollte ein Stückchen Seidenpapier zu einer Kugel zusammen und warf sie in die Luft. Als sie wieder herunterfiel, schnellte das Messer vor, und die Kugel war in zwei Teile gespalten.
    »Alle Männer fürchten den Stahl!« zitierte er stolz ein altes chinesisches Sprichwort. »Er ist geräuschlos, schnell und wirkungsvoll.«
    Major Amery lächelte.
    »Das glaube ich«, sagte er trocken, »aber ich will eine Pistole nehmen.« Er steckte sie in die Tasche. »Und nun besorge mir noch ein paar belegte Brote und ein Glas Tokaier! Halte den Wagen in der kleinen Straße am Covent Garden Market bereit! Du mußt dich unter die Menge vor dem Haupteingang mischen.«
    Schnell nahm er sein sogenanntes Dinner ein, ging ans Telefon und rief eine Nummer an.
    »Ist dort Scotland Yard? Ich möchte Kommissar Wille sprechen.«, Nach einer Weile meldete sich Wille.
    »Hier Major Amery. Ich habe der Polizei eine wichtige Mitteilung zu machen und möchte Inspektor Bickerson um elf bei mir zu Hause sprechen.«
    »Worum handelt es sich?« erkundigte sich Wille.
    »Das möchte ich lieber Bickerson mitteilen, denn er bearbeitet die Sache.«
    »Also eine Rauschgiftgeschichte? Gut, ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen und den Inspektor zu Ihnen schicken.«
    »Um elf Uhr!« wiederholte Amery und legte lächelnd den Hörer auf.
    Die Nachricht von Jarvies Festnahme hatte auf Ralf Hallam wie ein Donnerschlag gewirkt, und als kurz darauf ein Ferngespräch von Hull ihm die Festnahme eines zweiten Mitgliedes der Bande meldete, ergriff ihn fast eine Panik. Er verbrachte eine sehr unangenehme Stunde, während er sich in seinem Zimmer einschloß und Papiere und kleine Rechnungsbücher verbrannte. Es war schon neun Uhr, als er sich erinnerte, daß Lou auf ihn wartete.
    Er traf seine Frau ganz aufgebracht an.
    »Ich muß zu einem Essen gehen«, fauchte sie. »Hast du denn keine Uhren im Haus?«
    »Dann geh doch«, brummte er. »Wo ist Elsa?«
    »In ihrem Zimmer«, fuhr Mrs. Hallam ihn an, »wo sie alle ihre Abende verbringt. Soll sie ihr Leben lang hier bleiben?«
    »Sie wird dich in ein oder zwei Tagen verlassen. Komm hier herein!«
    »Hör zu, Lou! Ich habe Unannehmlichkeiten - mit der Polizei. Mein ganzer Scharfsinn wird erforderlich sein, um aus den Trümmern wieder hervorzukriechen, wenn meine Geschäfte zusammenstürzen - und das dürfte bald der Fall sein. Ich habe etwas Bargeld,

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