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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Miss Tame - ein seltsames Mädchen. Sie halten sie also nicht für reich?« fragte er neugierig. »Dann täuscht sie mich wohl, wenn sie das behauptet?«
    »Sie täuschen? Sie hat doch sicherlich kein Konto bei der Stebbings-Bank?«
    Der diskrete Tupperwill schien die Frage nicht zu hören. Er war anscheinend immer noch mit seinem Verdacht auf den neuen Chauffeur beschäftigt, denn plötzlich rief er gereizt aus:
    »Mir gefällt das nicht! Dabei hatte der Mann die besten Empfehlungen.«
    Elsa lachte.
    »Mr. Tupperwill, Sie übertreiben den kleinen Zwischenfall.«
    »Ich weiß nicht. Man hätte mich ja in jenen Hof fahren und ermorden können. - lachen Sie nur, kleines Fräulein! Lachen ist das Vorrecht der Jugend, aber die Furcht der Instinkt des Alters. Ich muß das niederschreiben, das klingt wie ein Zitat.«
    Anscheinend hatte er in seiner Aufregung das Thema Miss Tame vergessen, und er überließ es Elsa, sich seine Anspielungen auf Jessie Tame selbst zusammenzureimen.
    Der Wagen hielt in der Wood Street, um sie aussteigen zu lassen, und sie kehrte ganz verwirrt ins Büro zurück. Der Unheimliche saß vor ihrer Schreibmaschine und suchte mit großer Mühe einzelne Buchstaben zusammen.
    »Wo ist das h?« fragte er, ohne aufzuschauen.
    Sie berührte die Taste.
    »Hatten Sie eine schöne Fahrt? Tupperwill sollte sich einen neuen Wagen anschaffen.«
    »Woher wissen Sie, daß wir im Auto gefahren sind?«
    »Feng Ho hat Sie gesehen. Haben Sie Tupperwills neuen Chauffeur bemerkt?«
    »Ich sah nur seinen Hinterkopf.«
    Er lachte vor sich hin. »Sie sollten sich mal seinen Nacken richtig ansehen.«
    »Warum?«
    Er antwortete nicht weiter, aber Elsa wußte instinktiv, daß hinter seinem Lachen eine unheimliche Andeutung steckte, und sie schauderte.
    »Welch schreckliche Idee!« bemerkte sie zitternd.
    »Allerdings. Es tut mir leid. Und doch hat der Nacken eines Mörders etwas Aufreizendes für mich.«
    »Eines Mörders?« flüsterte sie verängstigt.
    »Ich glaube.« Er tastete noch immer mühsam seinen Weg durch das Alphabet. »Jener Chauffeur tötete Maurice Tarn!«

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    »Das ist wenigstens meine Ansicht«, meinte er, ohne Elsa anzuschauen. »Wo ist das j? Ich kann auf dieser Maschine niemals das j finden. Oh! Da ist es! Ja, ein kräftiger Mann mit Bart und Brille. Bart und Brille sind Maskerade - der Bart ist sehr gut. Er ist an einem Seidenfutter befestigt, das das Kinn so glatt umschließt wie der Handschuh den Finger.« Er blickte sie nicht an. »Ja, das war unser Freund!« fuhr er liebenswürdig fort. »Und nun berichten Sie.«
    Elsa beschrieb ihm die Fahrt und erzählte den kleinen Vorfall an dem offenen Tor. »Ich glaube, Mr. Tupperwill war unnötigerweise beunruhigt.«
    »Nicht unnötigerweise!« antwortete Amery ruhig. »O nein, durchaus nicht! Wenn der Wagen durch dieses Tor gefahren wäre, lebte er wohl nicht mehr. Oder, wenn er doch noch am Leben sein sollte, wäre er in einem so schmerzlichen Zustand, daß er ein schnelles Ende herbeisehnen würde.«
    »Ist das Ihr Ernst, Major Amery?«
    Er schaute auf. »Ich glaube, ich habe Sie beunruhigt. Ja, es war mein voller Ernst.«
    »Kennt Mr. Tupperwill den Charakter dieses Mannes?« fragte sie.
    »Er wird gewarnt werden, bevor der Tag vorüber ist. Haben Sie das Gesicht des Chauffeurs gesehen?«
    »Nein, ich sah ihn nur ganz flüchtig. Der Fahrersitz von Mr. Tupperwills Wagen ist abgetrennt, und man kann den Chauffeur nur schwer sehen. Mir fiel auf, daß er ein kräftig gebauter Mann war, und es kam mir seltsam vor, daß er einen Bart hatte. Kennen Sie ihn denn wirklich?« »Den Mann? Ja, er heißt Stillman. Ein kräftiger Kerl, was? Das ist er. Worüber wollte er mit Ihnen sprechen -ich meine Tupperwill?«
    Sie zögerte.
    »Es liegt keine Grund vor, warum Sie es nicht wissen sollten. Es war wegen Miss Tame.«
    »Das habe ich mir gedacht«, erklärte er zu ihrer Überraschung.
    »Was wäre denn mit mir geschehen?«
    »Mit Ihnen?« Amery stand langsam auf, nahm das Papier aus der Schreibmaschine, zerriß es in viele Teile und warf es in den Papierkorb. Dann erst antwortete er. »Ich glaube, Ihnen wäre nichts Schlimmes geschehen, aber natürlich hätten Sie einen Schock bekommen.«
    »Dann war nur Mr. Tupperwill in Gefahr?«
    »In wirklicher Gefahr, ja - Gefahr an Leib und Leben, und das ist das einzige, was zählt. Wann werden Sie zu Miss Tame zum Tee gehen?«
    »Ich weiß es noch nicht, ich habe wenig Lust dazu.«
    »Gehen Sie heute abend!« schlug er vor. »Der

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