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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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pleite!« fuhr er brutal fort. »Sie haben geprahlt, daß Sie dem Versuch der Großbanken, Sie aufzusaugen, widerstanden haben. Die Wahrheit ist aber, daß Sie es nicht wagen dürfen, die Geschäftsführung der Stebbings-Bank einer unparteiischen Revision unterziehen zu lassen, denn Sie wissen ganz genau, daß ehrliche Bücherrevisoren Sie vor Gericht und zu guter Letzt in eines der Staatsgefängnisse bringen würden.«
    Mr. Tupperwills Gesichtsfarbe veränderte sich nicht, doch seine Unterlippe sank herab, und seine Augen sahen den Ankläger flehend an.
    »Ich hoffe nur, daß Ihre Behauptung nicht wahr ist«, sagte er leise. »Denn, wenn das zutrifft, bin ich mehr betrogen worden, als ich mir vorstellte, und bin das Opfer einer Verschwörung. Gewisse Unbedachtsamkeiten haben mich in die Macht eines gewissenlosen Mannes gegeben. Die Umstände habe ich schwarz auf weiß niedergelegt, und ich möchte Sie fragen, ob dieses Dokument Ihnen oder mir von Nutzen sein könnte, wenn es in Ihre Hände gelegt würde?«
    »In keiner Beziehung!« entgegenete Amery, ohne zu zögern, und Tupperwill schien allen Mut zu verlieren.
    »Bei unserer letzten Rücksprache erwähnten Sie einen Mr. Stillman. Major Amery, ich möchte Unannehmlichkeiten aus dem Wege gehen, ich möchte auch den Ruin vermeiden! Sie, der so gut Bescheid weiß, Sie können mir raten. Es ist möglicherweise die letzte Gelegenheit zur Aussprache!«
    Amery schaute ihn ernst an.
    »Es werden sich noch andere Gelegenheiten bieten«, betonte er.
    Bevor die Unterredung zu Ende ging, hatte Mr. Tupperwill noch etwas zu sagen.
    »Ich bin ein Mann des Friedens und möchte die schreckliche Erfahrung von damals nicht noch einmal machen.« Er deutete auf die Narbe am Kopf. »Und doch habe ich das Gefühl, daß ich weiteren Gewalttätigkeiten entgegengehe. Ich bin von gewissenlosen und möglicherweise grausamen Männern umgeben, die nicht davor zurückschrecken werden, an mir Rache zu üben. Ich bitte dringend um Ihre Hilfe, Major Amery! Vor einer Woche habe ich einen neuen Chauffeur engagiert, er hatte die besten Empfehlungsschreiben, aber« - er zögerte - »ich kann den Verdacht nicht loswerden, daß er nicht der Mann ist, den er vorstellt. Er ist in meinem Haus aus und ein gegangen wie jeder andere Angestellte, und einmal hat ihn mein Diener in meinem Schlafzimmer angetroffen.« Tupperwill beugte sich vor und fuhr mit leiser Stimme fort: »In meinem Schlafzimmer ist ein kleiner eingemauerter Safe, in dem ich einige wichtige Papiere und einigen Schmuck aufbewahre. Heute morgen vermißte ich ein kleines Buch, das die Einzelheiten meines Privatkontos enthielt. Es ist kein gewöhnliches Buch, sondern sieht aus wie ein goldenes Etui und wurde mir vor vielen Jahren von meinem Vater geschenkt.«
    »Was steht in dem Buch außer Ihrem Privatkonto?«
    »Nichts - nur einige Adressen, Aufzeichnungen über unser Familienvermögen und meine persönlichen Depositen bei der Bank von England, sowie das Stichwort zum Öffnen meines Geldschrankes im Geschäft.«
    »Wenn Sie glauben, daß dieser Mann das Buch gestohlen hat«, meinte Amery gelangweilt, »warum benachrichtigen Sie nicht die Polizei?«
    Mr. Tupperwill schaute Amery fest an.
    »Sie haben mir gesagt, daß mein Geschäft bankrott ist, Sie haben mir vorgeworfen, daß ich mein Geschäft nicht einer unparteiischen Revision unterziehen lassen darf. Sie haben angedeutet, daß um die Stebbings-Bank Geheimnisse schweben, die nicht gelüftet werden dürfen. Ein oder zwei dieser Geheimnisse stehen in diesem Buch, Major Amery!« Er stand auf und holte tief Atem. »Ich glaube, ich habe Sie ermüdet, aber bedenken Sie, daß ich von Furcht und Zweifel gepeinigt werde und mich in der größten Verlegenheit befinde. Ihr Rat, Ihre Hilfe, Ihre Mitarbeit hätten mir viel genützt und wären gewiß auch Ihnen von großem Nutzen gewesen.«
    Er fuhr mit dem Rockärmel über seinen Zylinder, schaute gedankenvoll auf das zertrümmerte Wandschränkchen neben dem Kamin und wankte aus dem Zimmer.
    Amery horchte, bis seine Schritte verhallten, dann brannte er eine dünne schwarze Zigarre an und blies dicke Rauchwolken zur Decke. Tiefe Falten gruben sich in seine Stirn, und sein Gesicht verriet Gereiztheit. Niemand hätte geglaubt, daß seine Gedanken sich mit Elsa Marlowe beschäftigten.

43
    Die Kirchturmuhr verkündete die siebente Stunde, als Major Amery die Wood Street betrat. In Cheapside ließ er drei Taxis an sich vorbeifahren, bevor er das vierte

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