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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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- Mr. Tupperwill.«
    »So!«
    »Ich glaube, er wollte nicht, daß Sie es erfahren. Haben Sie etwas dagegen?«
    »Nein, aber es freut mich, daß Sie es mir gesagt haben.
    Wenn Tupperwill fragt, ob ich es weiß, werden Sie es ihm erzählen?«
    »Aber selbstverständlich!« meinte sie überrascht.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle auch tun.«
    Als Elsa im Omnibus zur Broad Street fuhr, dachte sie, daß Amery doch ein seltsamer Mann sei - sogar sehr seltsam. Wie merkwürdig, daß ihn solche unwichtigen Einzelheiten interessierten - und daß ihn die großen, wichtigen Sachen des Lebens anscheinend gar nicht berührten.

39
    Mr. Tupperwills Büro lag in einem jener zahllosen Höfe, die von der Old Broad Street abzweigen und die einem Unbekannten wie ein Labyrinth vorkommen. Mr. Tupperwill kam Elsa schon auf der Treppe entgegen, faßte sie väterlich am Arm und führte sie weiter.
    »Es sind nur ein paar Schritte bis Lothbury«, begann er, ohne Elsa über die wichtige Angelegenheit aufzuklären, derentwegen er sie ins Zentrum der City gerufen hatte. In Lothbury wartete sein Auto. Auf dem Fahrersitz sah sie einen bärtigen Chauffeur.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, erklärte sie.
    »Sie werden keinen Augenblick länger als nötig aufgehalten«, betonte Mr. Tupperwill eindringlich.
    Der Chauffeur hatte anscheinend seine Instruktionen, denn der Wagen fuhr sogleich durch die Moorgate Street der City Road zu.
    »Die Sache, über die ich mich mit Ihnen unterhalten will, ist so wichtig, daß ich in der Bank nicht mit Ihnen darüber sprechen konnte. In Ihrer Firma ist doch, soviel ich weiß, eine junge Dame, Miss Tame, angestellt?«
    Elsa nickte.
    »Ich habe sie einmal getroffen«, fuhr Mr. Tupperwill fort. »Sie wurde bei der Bank eingeführt. - Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Vorhänge zuziehe?«
    Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, schloß er die Scheibengardinen.
    »Ich möchte nicht, daß meine Unterredung mit Ihnen beobachtet wird!«
    »Warum denn nicht?« fragte Elsa.
    »Ich habe einen sehr wichtigen Grund, den Sie noch erfahren werden. Kennen Sie Miss Tame?«
    »Ich kenne sie recht gut.«
    »Ist Ihnen bekannt« - seine Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab -, »daß sie ziemlich vermögend ist?«
    »Nein«, antwortete Elsa. »Ich hatte zwar den Eindruck, daß ihr Vater wohlhabend ist, aber ich glaube nicht, daß sie eigenes Geld besitzt.«
    »Ach, wirklich?« Mr. Tupperwill biß sich auf die Lippe und schwieg, bis sie durch eine öde Straße in Islington kamen.
    »Wohin fahren wir denn, Mr. Tupperwill? Ich muß in einer halben Stunde wieder im Büro sein!«
    »Gewiß. Ich werde Sie nicht länger als nötig aufhalten, und der Major wird Sie wohl kaum vermissen, selbst wenn er eher zurückkommen sollte.«
    »Er kam gerade zurück, als ich fortgehen wollte, und selbstverständlich habe ich ihm gesagt, daß ich Sie treffe.«
    »Sie haben es ihm erzählt? Nun, das habe ich erwartet. Es ist auch einer meiner Grundsätze, daß der Arbeitgeber selbst in den kleinsten Dingen nicht hintergangen werden sollte.«
    Sie waren jetzt in einer Straße, die auf einer Seite von einer Fabrikmauer begrenzt wurde und auf deren anderer Seite verstreut einige verwahrlost aussehende Häuser standen. Am äußeren Ende lag ein großer, von einer hohen Mauer umgebener Hof mit einem weit offenstehenden Tor.
    Der Wagen machte eine Kurve, als ob er in den Hof einfahren wollte. In diesem Augenblick beugte sich Tupperwill vor, riß das Fenster zum Chauffeur auf und rief ihm etwas zu. Sofort fuhr der Mann wieder geradeaus und langsam am Tor vorbei. Durch einen Spalt im Vorhang konnte Elsa einen unordentlichen Platz erkennen, der auf drei Seiten von Gebäuden umgeben war, die wie Ställe aussahen.
    »Ich möchte nur wissen, was meinem Chauffeur eingefallen ist«, rief Mr. Tupperwill erregt. »Das gefällt mir nicht, Miss Marlowe! Ganz und gar nicht! Ich habe den Mann erst vorige Woche angestellt. - Ph!« Er trocknete sich das breite Gesicht. »Hinter jedem kleinen Vorfall vermute ich jetzt einen Anschlag, ich wittere überall Geheimnisse und Gefahren. Seit jenem schändlichen Überfall habe ich tatsächlich meine Nerven verloren, Miss Marlowe!«
    Sie hatten nun die ärmlichen Seitenstraßen hinter sich gelassen und fuhren durch die Hauptstraße von Islington wieder der City zu, wie Elsa beruhigt feststellte.
    »Sie wollten doch mit mir über Miss Tame sprechen?« erinnerte sie ihn.
    »Ja, ja, das habe ich wegen des Zwischenfalls ganz vergessen.

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